Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth страница 56

Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth

Автор: Ödön von Horváth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027226405

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      FRANZ

      Man sollt jede Armee verraten, du Soldat! Ab.

      SLADEK

      allein; ruft ihm nach: Du bist ein sogenannter Idealist, du Schuft!

      GESANG

       aus dem Saal:

      Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd,

      In das Feld in die Freiheit gezogen!

      Im Felde da ist der Mann noch was wert,

      Da wird das Herz noch gewogen.

      Da tritt kein anderer für ihn ein,

      Auf sich selber steht er da ganz allein!

      II. BEI ANNA

       Sie sitzt an der Nähmaschine. Auf der Straße spielt eine Drehorgel das Deutschlandlied. Sie steht auf und schließt das Fenster. Es pocht an die Türe. Sie öffnet.

      KNORKE

      tritt ein: Tag. Könnte man Herrn Sladek sprechen?

      ANNA

      Er muß jeden Augenblick kommen.

      KNORKE

      Sie sind Frau Schramm?

      ANNA

      Ja.

      KNORKE

      Angenehm. Schramm schrumm schrimm-schrimm schrumm schramm. Das war mal ein Schlager, so vor zwanzig Jährchen. Geht die Uhr? Genau?

      ANNA

      So ziemlich. Will der Herr warten?

      KNORKE

      setzt sich: Fünf Minuten. Dieser Sladek ist pünktlich. Primadonna! Primadonna!

      ANNA

      Er hat keine Uhr.

      KNORKE

      Und singen kann er auch nicht.

      ANNA

      Woher kennen Sie Herrn Sladek?

      KNORKE

      Das weiß ich nicht mehr.

      ANNA

      Sie kennen ihn schon seit länger?

      KNORKE

      Sind Sie mit ihm verwandt?

      ANNA

      Nein.

      KNORKE

      Sie sind seine Wirtin?

      ANNA

      Ja.

      KNORKE

      Sonst nichts?

      ANNA

      Wieso?

      KNORKE

      blickt in die Zeitung: Die Mark hat sich gefestigt. Zürich notiert zweiundzwanzig Milliarden. Zürich liegt am Züricher See. Ich war auch in China. Er schlägt auf den Tisch, schnellt empor und läuft herum. Jawohl, in Ostasien, junge Frau! Aber so ein lammfrommes Volk wie das deutsche habe ich nirgends getroffen! Pensionierte Bürokraten würden revoltieren! Da die Zeitung! Die Republik, dieser Büttel der Botschafterkonferenz, erfrecht sich zu befehlen, die letzten Waffen abzuliefern! Auf einen Wink der Entente kastrieren wir uns selbst! Den Schuften, der nur ein versteckte Patrone verratet, den möcht ich massieren, bis ihm die pazifistische Seele zum großen jüdischen Gott fliegt! Verzeihen Sie meine Erregung. – Ah! Kriegsbilder! Wer ist denn der? Sieht so verzweifelt drein.

      ANNA

      Das war mein Mann. Er hat sich schlecht fotografiert, aber vielleicht war er damals so.

      KNORKE

      Gefallen?

      ANNA

      Nein.

      KNORKE

      Ich dachte, Sie wären Witwe?

      ANNA

      Er ist vermißt. Ich warte zwar nicht mehr, obwohl es noch vorkommen soll, daß ein Vermißter plötzlich erscheint. Rußland ist groß, Sibirien ist weit.

      KNORKE

      Apropos Rußland: Haben Sie die neue polnische Note gelesen?

      ANNA

      Ich lese keine Zeitung. Die liest nur Sladek.

      KNORKE

      Er liest viel.

      ANNA

      Nur die Zeitung.

      KNORKE

      Er weiß allerhand für sein Alter. Seine Ansichten sind zwar etwas verworren, aber zu guter Letzt gesund.

      ANNA

      Wenn er nur Zeit hat, grübelt er.

      KNORKE

      Die neue polnische Note ist der Gipfel der Verleumdung. Lauter Verbrecher!

      ANNA

      Wer?

      KNORKE

      Diese Polen! Jeder einzelne Pole ist ein geborener Lügner!

      ANNA

      Ich glaube, der einzelne Pole lügt auch nicht mehr als der einzelne Deutsche.

      KNORKE

      Hoppla!

      ANNA

      Die Zeitungen sollten endlich aufhören, die Völker gegeneinander zu hetzen. Es hat doch gar keinen Sinn.

      KNORKE

      Was Sie nicht sagen!

      ANNA

      Ich finde es sehr richtig, daß die Regierung die Bevölkerung auffordert, alle Waffen abzuliefern. Das ist endlich ein gutes Gesetz. Wir haben uns vier Jahre СКАЧАТЬ