Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth. Ödön von Horváth
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Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth - Ödön von Horváth страница 29

Название: Die wichtigsten Dramen von Ödön von Horváth

Автор: Ödön von Horváth

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027226405

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       Die verehrten Herren setzen sich.

      Ich wollte alles, was ich besitze, dem Manne geben, dem ich mein Herz gab, dem Vater des Kindes, alles. Vielleicht dachte ich an frühere Zeiten. Ich wollte helfen, sonst nichts. Ich wollte das Hotel zur schönen Aussicht verbessern, vergrößern und neu möblieren –

      STRASSER

      scharf: Mit was denn?

      CHRISTINE

      Ich habe zehntausend Mark.

       Die werten Herren schnellen empor.

       Stille.

      MAX

      Ist das wahr?

      MÜLLER

      Zehntausend –

      STRASSER

      Betrag! Betrug! In den Briefen stand nichts als Jammer und Not und ins Wasser! ›Zehntausend Mark‹! Erstunken und erlogen!

      CHRISTINE

      Still! – Not und Jammer stand nicht nur in den Briefen, und ich wäre ins Wasser gegangen, hätte sich nichts geändert.

      KARL

      Hast das große Los gezogen?

      CHRISTINE

      Vielleicht.

      EMANUEL

      Pfui, wie dumm!

      MÜLLER

      Der typische Roman!

      CHRISTINE

      Im Herbst wurde ich abgebaut und ich hätte noch gestern nicht einmal das Fahrgeld nach hierher gehabt und wär noch gestern vielleicht gar ins Wasser gegangen, hätte mir nicht der liebe Gott geholfen.

      STRASSER

      Was verstehst du unter ›lieber Gott‹?

      CHRISTINE

      Zehntausend Mark.

       Stille.

      Ich habe dir erzählt, daß ich eine Doppelwaise bin. Mein Vater fiel bei Verdun, und meine Mutter starb in der Inflation. Aber ich hatte eine Tante in St. Gallen, die hinterließ mir zehntausend Mark, zahlbar wenn ich volljährig – Ich bin am 14. März geboren. Also wurde ich gestern einundzwanzig Jahre alt.

       Stille.

      STRASSER

      vor den Kopf geschlagen: Warum, warum hast du mir das nicht gleich anvertraut?

      CHRISTINE

      Was?

      STRASSER

      Das mit dem lieben Gott, dem Geburtstag.

      CHRISTINE

      Wolltest mir gratulieren?

      STRASSER

      erregt; unterdrückt: Also bitte, bleiben wir nur hübsch bei der Wahrheit!

      CHRISTINE

      Ich hatte Angst vor der Wahrheit. Vor dem Geburtstag. Vor dem lieben Gott.

      STRASSER

      Ist das nun dumm oder gemein?

      CHRISTINE

      Minderwertig!

       Stille.

      STRASSER

      Du! Du wolltest als Bettelkind gefreit werden, du Kitsch!

      CHRISTINE

      Ja, das wollte ich.

      MAX

      Rosarot und himmelblau!

      CHRISTINE

      Jetzt ist es mir, als hätte ich nie daran gedacht, diese schöne Aussicht neu zu möblieren. Jetzt lach ich mich selber aus.

      STRASSER

      Triumphiere nur! Ein trauriger Ruhm!

      EMANUEL

      Minderwertig.

      CHRISTINE

      Entschieden!

       Stille.

      STRASSER

      Die Post ist zuverlässig. Ich habe alle Briefe erhalten.

       Stille.

      CHRISTINE

      Nun muß ich fort. Sie will ab, hält aber nach einigen Schritten. Wann fährt der erste Zug?

      MAX

      Wohin?

      CHRISTINE

      Fort.

      MAX

      Fünf Uhr sieben.

      CHRISTINE

      Danke. Ab.

       Die werten Herren starren ihr nach; betrachten sich gegenseitig verstohlen, weichen sich aus; gehen hin und her; kreuz und quer.

       Stille.

      MAX

      schüttelt den Kopf: Das begreife ich nicht, das begreife ich nicht! Komisch. So ein Zufall!

      STRASSER

      Komisch?

      KARL

      Zehntausend? Das ist kein Zufall, das ist Glück!

      STRASSER

      grimmig: Der liebe Gott!

       Stille.

      MÜLLER

      Mit zehntausend ist man Millionär.

      MAX

      Ist das soviel Geld?

      EMANUEL

      Sie Kind!

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