Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman. Karin Bucha
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Название: Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman

Автор: Karin Bucha

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Karin Bucha

isbn: 9783740959500

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СКАЧАТЬ bitter wandte er sich zum Gehen. Unendlich schwer war die Strafe für seinen Zweifel. Er mußte sie hinnehmen, ohne zu klagen.

      Wie ein Traumwandler nahm er seinen Weg. Am Ausgang holte Dr. Hersfeld ihn ein und faßte ihn am Arm.

      »Seien Sie nicht so verzweifelt, Peter!« redete er begütigend auf den am Türrahmen Lehnenden ein. »Sie haben das innige Verhältnis zwischen Angela und ihrer Mutter nicht gekannt. Angela kann nicht anders handeln, wenn sie sich selbst treu bleiben will. Haben Sie Geduld, junger Freund, und seien Sie versichert, daß Sie in mir den besten Anwalt besitzen.«

      Kein Wort brachte Dr. Heykens hervor. Er preßte nur schweigend Dr. Hersfelds Hand und bestieg wenig später seinen Wagen.

      Jetzt erst habe ich Angela endgültig verloren, ging es ihm in bitterer Erkenntnis durch seinen Kopf.

      Plötzlich trieb es ihn vorwärts, heim, nur heim. Er brauchte jetzt einen Menschen, dem er sein Herz ausschütten und der ihn auch richtig verstehen konnte.

      Wie gut das Schicksal es dennoch mit ihm meinte! Er konnte sich mit all seiner Not zur Mutter flüchten. Wo suchte Angela, seine geliebte Angela Zuflucht in ihrer Herzensnot?

      *

      Spaltenlange Berichte brachten die Tageszeitungen über das Drama, das sich in Dr. Hersfelds Landhaus abgespielt hatte. Zugkräftige Schlagzeilen bildeten die Überschrift. Das Leben der beiden Frauen wurde förmlich zerpflückt. Mutter und Tochter, bis jetzt wenig beachtet, waren mit einem einzigen Schlage in das öffentliche Interesse gerückt.

      Die Sympathien schwankten hin und her, bald galten sie dem Toten, dann wieder der Frau, die Rache genommen hatte, als sie das Lebensglück ihres Kindes bedroht sah.

      Unerträglich wurden Dr. Heykens diese Mitteilungen, weil sie der Wahrheit so wenig nahekamen. Und Frau Bettina schwieg. Ihr Mund blieb verschlossen, nichts kam über ihre Lippen von dem Leid, das sie und ihr Kind getragen und das der Mann verschuldet hatte, der von ihrer Hand gefallen war.

      Dr. Hersfeld war unermüdlich auf den Beinen. Den besten Verteidiger schickte er der Frau, die seinem Sohn Klaus die fürsorglichste Hüterin gewesen war.

      Sie schwieg zu allem, was man sie fragte. Es war, als sei sie weit entfernt von menschlichem Leid, als lebe sie weit entfernt von den Menschen und segle der Unendlichkeit entgegen.

      Auch Besuche empfing sie nicht. Alles, alles lehnte sie ab. Sie wollte nichts als Ruhe, Frieden. Sie hatte Schuld auf sich geladen nach den Gesetzen der Ordnung, und dafür nahm sie willig die Folgen auf sich. Milde erwartete sie nicht, weil sie keine Reue empfand.

      Ein Dämon hatte über ihrem Dasein geherrscht und sie und ihr Kind gequält, und von diesem Dämon hatte sie sich nun durch eine Gewalttat befreit.

      Nichts – nichts erhoffte sie mehr vom Leben, nicht einmal Gnade. Also war es auch ganz sinnlos, ihre Tat in ein besseres Licht rücken zu wollen.

      »Bitte geben Sie sich keine Mühe«, hatte sie dem Anwalt auf seine wiederholten Bitten geantwortet. »Ich sehe der Stunde meiner Verurteilung gefaßt entgegen.«

      »Aber Sie können doch nicht ewig auf diesem Standpunkt beharren!« hatte er ihr eifrig und ungeduldig erwidert. »Sie schweigen sich aus, und Ihre Tochter redet auch nicht! Man wird Sie für verstockt halten und bei der Verhandlung auf vorsätzlichen Mord Anklage erheben. So nennen Sie mir doch die Gründe, auf die ich meine Verteidigung aufbauen kann!«

      »Ich wollte frei sein – endlich ganz frei sein von dem Mann«, erwiderte sie. Es war das gleiche, was sie immer wieder hervorhob, und gerade das wollte er nicht wissen.

      Mit einer müden Bewegung legte sie das Gesicht in die aufgestützten Hände.

      »Liebe, gnädige Frau«, bat er in warmem, gütigem Ton, »machen Sie mir doch meine Arbeit nicht noch schwerer, als sie ohnehin schon ist! Ich will Ihnen helfen, fühlen Sie das denn überhaupt nicht?«

      Bettinas schmales Gesicht trug einen seltsamen, weltentrückten Ausdruck.

      »Jetzt kann mir nur noch einer helfen, das ist unser Herrgott, und der hat mir schon geholfen, indem er mir den inneren Frieden gab. Ich kann mich doch nur verteidigen, wenn ich mich schuldlos fühle, und dem Gesetz gegenüber bin ich es nicht. Vor meinem Herrgott aber und vor meinem Gewissen fühle ich mich frei von jeder Schuld, denn ich habe mich nur dem heiligsten menschlichen Gesetz unterworfen, der Mutterliebe. Reimer dagegen hat sich dauernd an den heiligsten menschlichen Gesetzen vergangen, und er durfte straflos ausgehen. Mit seinem Tod ist auch jede Bitterkeit aus meinem Herzen gewichen. Er steht bereits vor einem höheren Richter – und dieser ist unerbittlich.«

      Dr. Hagedorn raffte seine Papiere zusammen. Er war wieder einmal am Ende seiner Weisheit und Überredungskunst angelangt.

      Er konnte nur hoffen, daß irgendein Ereignis sie doch noch zum Sprechen bringen würde. Aber diese Hoffnung war sehr klein.

      *

      Angela welkte wie eine Blume dahin. Unfaßbar war es für sie, daß die geliebte Mutter sie weder sehen noch sprechen wollte.

      Herzzerreißende Briefe schrieb sie in das Untersuchungsgefängnis. Die Antwort aber war immer gleichlautend:

      »Erspare mir diese Begegnung, Angelakind! Ich bin ausgesöhnt mit mir und meinem Schicksal. Eine endlose Pein aber wäre es für mich, wenn Du mich dieser Umgebung sehen und aufsuchen solltest. Meinetwegen soll Dein Fuß kein Gefängnis betreten, liebes Kind. Vielleicht fluchst Du mir sogar eines Tages, daß ich, Deine Mutter, eine Mörderin bin.

      Ich glaube nicht daran, doch solltest Du einmal in inneren Zwiespalt geraten, dann denke daran, daß ich ruhig und zufrieden bin, weil ich weiß, daß Du niemals mehr vor dem Mann, der dein Vater war, heimlich zu zittern brauchst.

      Peter Heykens liebt Dich und wird Dich so glücklich machen, wie ich Dich immer gern sehen wollte.«

      Angela weinte stundenlang nach solchen ergreifenden Briefen, die nichts als Liebe für sie enthielten.

      Peter Heykens hatte nicht wieder den Versuch gemacht, sich Angela zu nähern. Sie glaubte, ihre Liebe zu ihm sei tot, aus Sorge um das ungewisse Schicksal der Mutter gestorben. Und die Mutter lebte in dem stillen Glauben, es sei alles wieder gut zwischen ihnen!

      Zum ersten Male verstand Angela die Mutter nicht. Kannte sie ihr Kind so schlecht? Mußte sie nicht wissen, daß sie sich niemals ein Glück auf dem zerstörten Leben der Mutter aufbauen konnte, niemals?

      So rang Angela Nacht für Nacht mit ihrer Liebe, füllt ihrem jungen, gepeinigten Herzen.

      Sie war noch so unerfahren, und woher sollte sie um die Tiefe einer Liebe, wie die Peter Heykens’ wissen, neben der gleich stark die Eifersucht flammte, die schon die klügsten Männer zu voreiligen Schritten getrieben hatte?

      Und dann stand auch der Schatten Reimers auf. Konnte ein aufrechter Mann wie Peter vermuten, daß ein Mann so geschickt zu lügen und intrigieren verstand?

      Ach, Angela fand sich nicht mehr heraus aus diesem Wirrwarr der Gefühle, Zweifel – und Entschuldigungen.

      Sie wollte ja nicht mehr an Peter denken nur an die Mutter!

      Mitten in diese Zeit furchtbarer Herzenskämpfe fiel der Besuch von Frau Elke Heykens.

      Eines СКАЧАТЬ