In Purpurner Finsterniß. Michael Georg Conrad
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Название: In Purpurner Finsterniß

Автор: Michael Georg Conrad

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 4064066116354

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СКАЧАТЬ das wußte ich. Was weißt Du, daß ich nicht weiß? Berichte!

      — Nichts von Belang. Ganz dem Gegenstande entsprechend. Sie entwich. Sie wird ein Ende gemacht haben. Sie war unheilbar. Unheilbar, aber still und unschädlich. Damit ist die Sache wohl erledigt. Teuta ist ruhig.

      — Ich danke. Fahr’ ab, Bim, und hüte Deine Zunge.

      — Eine Närrin weniger, das regt in unserem Lande keinen Menschen auf. Eine Närrin weniger, ich bitte Dich. Das stürzt keine Rechnung um.

      — Fahr’ ab, Bim. Jala ist keine Närrin und — mehr als Eine. Schluß. Fahr’ ab.

      Der Mechanismus spielte, der Oberphysikus saß vor der Thür.

       Inhaltsverzeichnis

      Schwarze Nächte folgten den dunklen Tagen. Niedrig, wolkenschwer lastete das Firmament auf der naß erkalteten Erde, ohne Sonne, ohne Mond, ohne Sterne.

      Aus den Nebeln, die das Meer verhüllten, klang gedämpft der schwermüthige Gesang der Wellen am Strande.

      Aus der tiefen Stille der Ferne über den Wassern kam es zuweilen wie hartes Grollen und Stoßen und Stürzen, als machte sich weit dahinten, verborgen in dichter Finsterniß, der Sturm fertig, um mit wuchtigen Schlägen bald über die Fluth hinweg in’s Land zu fallen in wüthender Heerfahrt.

      Zwischen den letzten hohen Dünen, die in weitem Bogen den Strand umgürteten, lag, tief eingebettet, eine Siedlung von Schifferhütten: Eine Weltfremde in den düsteren Zeiten des verlorenen Himmels, bewohnt von wenigen Familien uralter Eingeborener, zu denen sich ab und zu von Wind und Wetter verschlagenen Insulanern oder Flüchtlingen aus den platten Hinterländern einige Neulinge gesellten, um unter dem Schutze des Gastrechts die Härte des Lebens zu überwinden. Etliche zogen wieder ab bei günstiger Wetterwende, Etliche, die sich anzufreunden und innigeres gegenseitiges Gefallen zu erwecken vermochten, blieben dauernd, Andere verschwanden spurlos, nachdem sie kurze Rast und Labung genossen.

      Die Bleibenden erfrischten und vermehrten mit ihrer neuen Kunde aus entlegener Welt den Geist und mit ihrem Blute die Körperlichkeit der einsam hausenden Siedler und hüteten sie vor Erstarrung in der Einförmigkeit des Daseins zwischen den Dünen.

      Dennoch blieb die Zahl der Bewohner der Schifferhütten beschränkt. Das Meer forderte beständig seine Opfer, und das Gesetz der Auslese übte seine Gewalt am schwächeren Nachwuchs.

      So gab’s keine Bedrängniß an neuen Menschen, und das Blut und die Sitten der Eingeborenen aus alter Zeit behielten die Oberhand. Wie bei den Ahnen, die einst mit Bären gerauft und in den Wäldern, die in längst verschwundenen Epochen bis an’s Meer stießen, den Ur gejagt, war das Geschlecht blondmähnig und von seltener, aus blauen Augen und ruhig rauhen Manieren blitzender Kraft, in seinen besten Exemplaren.

      Das große Wort aber führten einige schwarze Rundköpfe in den länger werdenden Abenden der Sommerflucht, über die endlosen Nächte des Winters hinweg, bis zur Sonne Wiederkehr in triumphirendem Glanz.

      Diese Rundköpfe waren weit unten von den wälschen Küsten heraufgekommen, die in weißen Felsen und Klippen starren. Sie wußten viel zu erzählen von waghalsigen Fahrten und blutigen Abenteuern, und aus der ältesten Geschichte ihrer Voreltern berichteten sie von Kriegszügen, Revolutionen und Umstürzen, mit solcher Fabulirkunst, als wären diese bunten, unglaublichen Dinge gestern erst geschehen, leibhaft, unter aller Augen, und lagen doch weit zurück um Jahrtausende, als die Menschheit noch lärmte und tobte, und in streitbaren Wanderungen die Völker gegeneinander losgingen und noch nicht so stille und bedachtsam geworden waren wie heute.

      Besonders aber floß den schwarzen Rundköpfen der Mund über von ihrem kriegerischen Nationalgott Polium. Zweimal sei dieser Schlachtengott Polium erschienen, denn ohne ihn geschehe nichts Gewaltiges in Europa, und in hundert Jahren werde er wieder erscheinen und den Angelos und Amerikanos den Garaus machen. Alle Nachbarvölker habe er bei seinem zweiten Erscheinen mit feurigen Schlangen gepeitscht und das Antlitz Europas mit Blut gewaschen und Schaaren Gewappneter durch die halbe Welt geschoben, daß unter ihren Fußtritten die Erde gebebt.

      Das Alles war längst, längst vergangen. Aber es hatte seine Spuren zurückgelassen, sogar im Gedächtniß der rundköpfigen, kleingewachsenen Männer mit der unermüdlich behenden Zunge.

      Wenn sie erzählten, mußte man staunen über so außerordentliche Dinge. Aber wenn draußen der Sturm dazu brüllte, Blitze in die schwarze, sich rasend aufbäumende Wogenwildniß schleudernd, als sollte sich die Erde spalten und der Wolkenhimmel in Schlünden und Abgründen schmetternd versinken, da klang das alte Heldenlied so glaubhaft, daß jeder Zweifel wich.

      Nein, es konnte keine Fabel sein.

      Wie das Meer in seinem Aufruhr, wie Sturm- und Gewitternacht heute noch, wenn die Jahreszeiten sich kreuzen, so war einst die Menschheit, ehe die große Helle und Stille über sie kam.

      Auch die Angelos, die drüben auf der großen Insel, weit weg vom Strande, hausten, und von denen zuweilen noch Einzelne in listiger Fahrt herüberkamen, bestätigten dies. Ja, sie hatten selbst noch mancherlei Manieren an sich, die an die wilden Menschenzeiten gemahnten, etwas Gewaltthätiges, Tückisches, Raubthierhaftes, das namentlich den Leuten, die aus Teuta stammten, beängstigend erschien und von ihnen als drohende, unausrottbare Feindseligkeit empfunden wurde, gegen die ausreichender Schutz nicht leicht sei. Aller Vorsicht und Ordnung zum Trotz.

      — Gieb Acht, in dieser Nacht wird der Sturm noch losbrechen, wie wir lange keinen gehabt, sprach der blondmähnige Schiffer Willem Mom zu seinem Nachbar Fix, dem kleinen Schwarzkopf, der heute wieder unermüdlich in alten See- und Räubergeschichten gekramt und vom Hundertsten in’s Tausendste fabulirt hatte.

      — Alles kehrt wieder, Willem Mom.

      — Schlechtes Wetter, jawohl.

      Sie wollten, heute als Wächter bestellt, dieweil Alles in den Hütten schlief, der Auffahrt des Wetters näher zusehen. Sie krochen auf den Kamm der Düne. Zu sehen aber war in der mond- und sternenlosen Nacht nicht viel. Dicke Schwärze, zuckende Blitze, grollender Donner, regenschwere Luft.

      — Es gab eine Zeit, Willem Mom, da fuhren da draußen ungeheuere eiserne Maschinen in schwarze Rauchwolken gehüllt, Dampfschiffe genannt, die an die tausend Menschen faßten.

      — Das ist vorbei, Fix.

      — Damals gab es auch Eisenbahnen, mit hundert Wägen, einer am andern, die faßten noch mehr, die fuhren auf dem platten Land, durch die Berge, über Brücken.

      — Das kommt nicht wieder.

      — Warum, Willem Mom?

      — Das ist zu plump. Die Menschheit hat keinen Geschmack mehr am Plumpen.

      — Na, mag sein. Jetzt ist man für das Kleine, Flinke. Jeder für sein kleines, unterseeisches Boot. Du kannst recht haben. Aber das kriegen sie auch wieder satt.

      — Dann erfinden sie was Neues, Fix. Hast Du den Blitz gesehen? Der hat sich durchgehauen, und von einer solchen Dicke. Da liegt Kraft drin.

      — Jawohl.

      — Früher hat man sie in Drähten СКАЧАТЬ