Martin Eden. Джек Лондон
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Название: Martin Eden

Автор: Джек Лондон

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788026884491

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СКАЧАТЬ Auf ihn wirkte er stets wie ein giftiges Gewürm, und er fühlte immer die Versuchung, ihn unter seinem Absatz zu zertreten. »Eines schönen Tages zerschlage ich ihm doch die Fratze«, sagte er oft bei sich, um sich darüber zu trösten, daß er sich die Existenz dieses Mannes gefallen lassen mußte. Die wieselartigen, grausamen Augen sahen ihn gereizt an.

      »Na?« fragte Martin. »Heraus damit!«

      »Ich hab' erst vorige Woche die Tür streichen lassen,« sagte Bernard Higginbotham in halb jammerndem, halb gebieterischem Ton, »und du weißt, was Gewerkschaftslöhne sind. Du könntest gerne etwas vorsichtiger sein.«

      Martin wollte antworten, sah dann aber die Zwecklosigkeit ein. Sein Blick glitt von diesem Mann mit seinen unsagbar schmutzigen Gedanken auf einen Farbendruck an der Wand. Er wunderte sich. Bisher hatte der ihm stets gefallen, jetzt aber war ihm, als sähe er ihn zum erstenmal. Er war billig, das war es – billig, wie alles andere in diesem Hause. Seine Gedanken kehrten zu dem Heim zurück, das er soeben verlassen hatte, und er sah zuerst die Gemälde und dann SIE, die ihn mit so milden, freundlichen Augen angeblickt hatte, als sie ihm die Hand zum Abschied drückte. Er vergaß ganz, wo er war, ja, er vergaß die Existenz Bernard Higginbothams, bis dieser Herr fragte: »Hast du einen Geist gesehen?«

      Martin trat zu ihm und sah ihm in die kleinen, spöttischen, gereizten, feigen Augen, und vor seinen Blicken standen wie auf einem gemalten Schirm dieselben Augen, wenn ihr Besitzer unten im Laden stand und handelte – demütige Augen mit einem wohlwollenden, schmeichlerischen Ausdruck.

      »Ja,« antwortete Martin, »ich habe einen Geist gesehen. Gute Nacht. Gute Nacht, Gertrude.«

      Er wandte sich zum Gehen, strauchelte aber über einen Riß in dem verschlissenen Teppich.

      »Schmeiß nicht die Tür zu«, warnte Herr Higginbotham ihn.

      Martin Eden fühlte das Blut in seinen Adern kochen, aber er bezwang sich und schloß die Tür vorsichtig hinter sich.

      Herr Higginbotham sah seine Frau triumphierend an. »Er ist betrunken«, erklärte er heiser flüsternd. »Ich habe es dir ja gesagt.«

      Sie nickte resigniert.

      »Er hatte ganz blanke Augen«, räumte sie ein. »Und er hatte keinen Kragen um, obgleich er mit einem weggegangen ist. Aber vielleicht hat er nur ein paar Glas getrunken.«

      »Er konnte ja nicht auf den Beinen stehen«, versicherte ihr Mann. »Ich hab' ihn beobachtet. Er konnte nicht über den Fußboden gehen, ohne zu stolpern. Du hast ja selbst gehört, daß er auf dem Vorplatz beinahe fiel.«

      »Ich glaube, er stolperte über Alices Wagen«, sagte sie. »Er konnte in der Dunkelheit nicht sehen.«

      Bernard Higginbothams Zorn wuchs, und seine Stimme hob sich. Den ganzen Tag mußte er im Laden den Demütigen spielen, abends aber, wenn er mit seiner Familie zusammen war, wollte er er selber sein dürfen.

      »Ich sage dir doch, daß dein Prachtkerl von Bruder besoffen war.«

      Seine Stimme klang alt, scharf und gebieterisch, und bei jedem Wort schlug er die Lippen zusammen wie den Kolben einer Dampfmaschine. Seine Frau seufzte und schwieg. Sie war groß und stark, stets nachlässig gekleidet und stets müde von den Lasten, die sie zu tragen hatte: ihrem eigenen Körper, ihrer Arbeit und ihrem Mann.

      »Das steckt in ihm, sage ich dir, er hat das von seinem Vater«, fuhr Bernard Higginbotham vorwurfsvoll fort. »Und er wird in der Gosse enden wie der. Das weißt du auch.«

      Sie nickte, seufzte und nähte weiter. Sie waren sich einig, daß Martin betrunken heimgekommen war. Ihre Seelen kannten kein Schönheitsgefühl, sonst hätten sie gewußt, daß die strahlenden Augen und das glühende Gesicht von der ersten Liebe eines jungen Mannes erzählten.

      »Er gibt den Kindern ein schönes Beispiel!« fauchte Herr Higginbotham plötzlich und unterbrach damit die Pause, die seine Frau verschuldet hatte, und die ihn ärgerte. Zuweilen hätte er fast gewünscht, daß sie ihm mehr widersprochen hätte. »Wenn das noch einmal vorkommt, dann muß er raus. Verstehst du! Ich dulde die Sauferei nicht. Er verdirbt nur die unschuldigen Kinder. Jawohl!«

      Aber seine Frau seufzte immer noch, schüttelte traurig den Kopf und nähte weiter. Herr Higginbotham machte sich wieder an seine Zeitung.

      »Hat er die Pension für die letzte Woche bezahlt?« schleuderte er über den Rand seiner Zeitung hinweg.

      Sie nickte und fügte dann hinzu: »Er hat noch etwas Geld.«

      »Wann geht er wieder zur See?«

      »Wenn seine Heuer verbraucht ist, denke ich«, antwortete sie. »Er war gestern in San Franzisko, um sich nach einem Schiff umzusehen. Aber er hat noch Geld, und er sieht sich die Schiffe genau an.«

      »Das kommt einem solchen Rumtreiber gerade zu!« schnaufte Herr Higginbotham verächtlich. »Genau! Hm!«

      »Er sprach von einem Schoner, der klargemacht würde, um irgendwohin ins Ausland zu fahren und nach vergrabenen Schätzen zu suchen, und er sagte, daß er mit dem fahren wollte, wenn sein Geld so lange reichte.«

      »Wenn er nur mal Ruhe geben würde, dann könnte ich ihn als Kutscher gebrauchen«, sagte ihr Mann mit demselben verdrießlichen Ton. »Tom ist gegangen.«

      Seine Frau sah ihn besorgt und fragend an.

      »Ist gestern abend gegangen. Er soll bei Carruthers arbeiten. Sie bezahlen ihm mehr, als ich geben kann.«

      »Ich sagte dir ja, daß du ihn nicht behalten würdest«, rief sie. »Er war mehr wert, als du ihm gabst.«

      »Nun hör' mal, Alte«, polterte Higginbotham. »Zum tausendstenmal sage ich dir jetzt, daß du dich nicht in meine Geschäfte mischen sollst. Jetzt sag' ich's dir zum letztenmal.«

      »Das ist mir einerlei«, schnaufte sie. »Tom war ein braver Junge.«

      Ihr Mann sah sie wütend an. Das war offenkundiger Trotz.

      »Wenn dein Lümmel von Bruder auch nur ein bißchen was wert wäre, dann könnte er den Wagen fahren«, schnaufte er verächtlich.

      »Er bezahlt Kost und Logis«, lautete die Antwort. »Und er ist mein Bruder, und solange er dir kein Geld schuldet, hast du kein Recht, ihn bei jeder Gelegenheit zu beschimpfen. Ich hab' doch auch Gefühl im Leibe, wenn ich auch sieben Jahre mit dir verheiratet bin.«

      »Hast du ihm nicht gesagt, daß ich extra für Gas verlange, wenn er noch weiter abends im Bett liest?« fragte er.

      Frau Higginbotham antwortete nicht. Die Empörung, die ihr müder Körper hatte aufbringen können, legte sich wieder. Ihr Mann triumphierte. Er hatte sie unterjocht. Ein rachgieriger Ausdruck trat in seine grauen Augen, während seine Ohren sich über ihr Schnaufen freuten. Es machte ihm eine unsagbare Freude, sie zu unterjochen, und das war allmählich so leicht geworden, wenn es auch in den ersten Jahren ihrer Ehe anders gewesen war, als die große Kinderschar und sein ewiges Schelten ihre Lebenskraft noch nicht untergraben hatten.

      »Also du sagst es ihm morgen, erledigt«, sagte er. »Und laß morgen Marian kommen, daß sie auf die Kinder achten kann. Da Tom gegangen ist, muß ich selbst den Wagen fahren, und da mußt du wohl den ganzen Tag im Laden stehen.«

      »Aber morgen ist Waschtag«, protestierte СКАЧАТЬ