Название: Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden (ab 600) Box
isbn: 9783740930004
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Sie setzte sich in die dunkle Ecke des Zimmers und knipste nur die Leselampe an. Dann suchte sie in dem Telefonbuch nach dem Namen Norman. Es gab mehrere in den verschiedensten Gegenden von München, aber keinen Paul Norman. Das wäre auch zuviel Glück für diesen ereignisreichen Tag gewesen. Es hatte ja auch keine Eile, und vielleicht sollte sie es dem Zufall überlassen, diesen Mann zu finden. Sie konnte sich auch nicht mehr deutlich an ihn erinnern, nur daran, daß er sehr freundlich zu ihr gewesen war und zu ihrer Mutter gesagt hatte, daß er eine so reizende Tochter auch sehr gern hätte.
*
Fee hatte am Abend in der Behnisch-Klinik angerufen, um von Jenny zu erfahren, ob sie mit Pamela zufrieden sei.
»Keine Frage«, sagte Jenny, »man spürt sie kaum, aber sie ist dennoch immer gegenwärtig. Sie ist ein Glücksfall, Fee. Ich würde sie auf der Stelle adoptieren. Hat sie dir gesagt, daß sie nach einem Paul Norman sucht?«
»Nein, das hast du voraus. Wer soll das sein?«
»Ein Freund ihres Vaters, dessen Namen sie aber nicht kennt. Ihre Mutter hat ihn verheimlicht.«
»Höller hat davon auch nichts erwähnt, aber es geht uns im Grunde auch gar nichts an. Da müßte wohl mehr der Zufall helfen.«
Ganz so war es nicht, denn Heinz Höller wußte sehr wohl, wer Paul Norman war und wo dieser wohnte, aber er hatte wohlweislich darüber geschwiegen, weil er sich durch ein Versprechen gebunden fühlte.
Er traf Paul Norman an diesem Abend.
»Du bist schon zurück?« wurde er überrascht begrüßt.
»Wie du siehst, und ich habe Pamela mitgebracht. Du wirst aber keine Umstände dadurch haben. Sie ist bereits untergebracht.«
»Wo?« fragte der andere überstürzt.
»Das sollte ich dir lieber nicht sagen. Sie hat gleich einen Job bekommen, der sie voll beanspruchen wird. Es könnte sein, daß sie dann gar nicht mehr interessiert ist, ihren Vater zu finden.«
»Du meinst nicht, daß es an der Zeit wäre?«
»Ich will nicht, daß Pamela verletzt wird«, erklärte Heinz betont.
»Es kann doch sein, daß er sehr glücklich wäre, sie kennenzulernen. Ich glaube schon, daß er oft an Ines dachte.«
»Vor allem, als seine Frau gestorben war. Ich habe Ines davon erzählt, aber sie wollte keinerlei Kontakt zu ihm haben. Sie ist sehr stolz.«
»Lassen wir den Dingen ihren Lauf. Pamela hat Charakter, sie würde sich ihm nicht aufdrängen, sie will nur wissen, welcher Art ihr Vater ist oder war. Sie weiß nur deinen Namen, also könnte es sein, daß sie eines Tages doch auf dich stößt.«
»Ich muß auf alles vorbereitet sein, also werde ich auch mit Jesco sprechen. Aber sag mir bitte, wo sich Pamela aufhält.«
»Wenn du mir versprichst, daß du es für dich behältst. Sie ist in der Behnisch-Klinik als Pflegerin für Marius Campen eingestellt worden.«
»Campen ist krank?« Bestürzt sah Paul Norman den anderen an. »Das wußte ich nicht. Eine ernste Sache?«
»Anscheinend, aber er wurde erst heute operiert. Wie geht es deiner Tochter?«
Pauls Miene verdüsterte sich. »Sie kommt in letzter Zeit selten zu mir. Sie geht in ihrer Tätigkeit bei Campen völlig auf.«
»Darüber könntest du doch zufrieden sein, Paul. Wie viele junge Leute liegen heutzutage auf der Straße.«
»Ich hätte es lieber gesehen, wenn sie ihr Studium zu Ende gebracht hätte, aber da kommt sie eines Tages daher und erklärt, daß zu viele Juristen arbeitslos sind und sie lieber Geld verdienen möchte.«
»Und was macht sie bei Campen?«
»Informatik und Kommunikation, ich komme da nicht mehr mit.«
»Diese Generation muß sich den wirtschaftlichen Verhältnissen und Anforderungen anpassen, wenn sie vorankommen will.«
»Aber Raphaela geht es wohl auch um einen Mann. Ich habe das im Gefühl. Hoffentlich geht es ihr nicht um Marius Campen, wenn der ein kranker Mann ist.«
»Es ist ja nicht gesagt, daß er nicht wieder gesund wird, und du solltest dich freuen, daß deine Tochter dir nicht mehr auf der Tasche liegt.«
»Was mir aber lieber gewesen wäre. Ich habe nur die eine Tochter. Du hast ja keine, sonst würdest du mich verstehen.«
Heinz Höller hatte sich nie damit befaßt, einmal Vater zu werden, und jetzt schon gar nicht mehr.
Er war Mitte Vierzig und auch nie an einer festen Bindung interessiert gewesen. Ja, einmal vor vielen Jahren, da hatte er einen Versuch unternommen, Fee Cornelius für sich zu gewinnen, aber das Rennen hatte Daniel Norden gemacht. Wenn er insgeheim Fee auch immer noch verehrte, als Vater von fünf Kindern hätte er sich niemals sehen wollen.
Paul Norman war ein paar Jahre älter als er und schon lange verwitwet. Seine Tochter war sein ein und alles gewesen.
»Such dir wieder eine Frau, die vielleicht auch eine Tochter hat, dann hättest du ja Ersatz«, meinte Heinz beim Abschied.
»Ein fremdes Kind will ich nicht«, knurrte Paul. »Und mein Geld kann ich auch allein durchbringen.«
*
Marius Campen hatte die erste Nacht nach der Operation überlebt, das war für die Ärzte schon eine Beruhigung, wenngleich sich keiner anmerken ließ, wie skeptisch man gewesen war und blieb.
Pamela hatte auf der Liege geschlafen, um sofort zur Stelle zu sein, wenn er sich rührte, aber er hatte sich kaum bewegt. Manchmal war sie aufgestanden, um seinen Puls zu fühlen und voller Angst, sein Herz könnte aufhören zu schlagen.
Als der Morgen dämmerte, war sie gleich hellwach. Der Kranke regte sich, sie war sofort bei ihm und versuchte in seinem Gesicht zu lesen, das jetzt nicht mehr so starr war.
Langsam, ganz langsam kehrte Marius ins Bewußtsein zurück. Es fiel ihm unendlich schwer, die Augen zu öffnen, aber er war immer ein sehr willensstarker Mann gewesen. Irgendwie war es ihm dann aber doch, als wäre er bereits im Jenseits, denn das fremde, liebliche Gesicht, das sich über ihn neigte, erschien ihm engelsgleich.
»Haben Sie Schmerzen?« fragte Pamela.
»Durst«, murmelte er.
Pamela läutete, und Dr. Behnisch erschien.
»Der Patient hat Durst«, sagte Pamela leise.
»Nur die Lippen netzen, er wird gleich eine Infusion bekommen.«
Pamela tupfte schon behutsam die trockenen Lippen ab. Dr. Behnisch beobachtete sie. »Sie haben sich schnell zurechtgefunden, das freut mich«, sagte er wohlwollend.
»Es bereitet mir keine Mühe. Es war auch eine ruhige Nacht.«
»Sie werden weiterhin sehr СКАЧАТЬ