Название: Dr. Norden (ab 600) Jubiläumsbox 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Norden (ab 600) Box
isbn: 9783740930004
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Pamela lächelte. »Ich träume manchmal, aber ich mache mir keine Illusionen. Nur Tatsachen zählen, wenn man überleben will.«
»Sie sind noch viel zu jung, um schon so weise zu sein, Pamela«, sagte Fee.
Eine Stunde später waren sie wieder in der Behnisch-Klinik. Jenny hatte ihr bereits ein hübsches Zimmer im Anbau herrichten lassen. Pamela war freudig überrascht, daß sie auch hier wohnen konnte. Fee hatte ihr nur gesagt, daß dafür gesorgt werden würde.
»In einer Stunde machen wir Teepause, dann werde ich Sie dem Patienten vorstellen, Pamela«, sagte Jenny. »Jetzt ruhen Sie sich ein bißchen aus.«
»Und wir werden Sie hoffentlich bald mal wieder bei uns sehen«, sagte Fee.
»Vorerst meinen allerherzlichsten Dank für alles, Frau Doktor«, sagte Pamela. »Ich stehe tief in Ihrer Schuld.«
»Wir helfen doch gern, Pamela, und Sie sollen sich nicht fremdfühlen in Ihrer neuen Heimat.«
»Sie sind alle so freundlich, tausend Dank.« Pamelas schöne Augen hatten einen feuchten Glanz.
Fee fühlte sich versucht, sie in den Arm zu nehmen, aber das tat Jenny, die sonst nicht so spontan war.
»Sie wird sich nicht fremdfühlen, Fee«, sagte sie.
*
Jenny Behnisch hatte sich Zeit für eine gemütliche Teestunde genommen. Dieter Behnisch setzte sich nur ein paar Minuten zu ihnen, begrüßte Pamela wie eine gute Bekannte, aß in Windeseile ein Stück Apfelkuchen und war gleich wieder verschwunden. Die schwierigen Sachen sollte Jenny mit Pamela allein besprechen, davor drückte er sich gern.
Es war tatsächlich eine schwierige Aufgabe, mit der man Pamela betrauen wollte. Jenny fing ganz behutsam davon an.
»Bei dem Patienten, den Sie betreuen sollen, handelt es sich um Marius Campen, dem Chef eines traditionsreichen Familienunternehmens. Er hat noch zwei Brüder, Clemens und Nicolas. Clemens ist verheiratet. Seine Frau Claire ist arrogant und manchmal unerträglich. Das sage ich lieber gleich, denn es könnte sein, daß sie auch sehr unfreundlich zu Ihnen ist. Nehmen Sie es gelassen. Der jüngere Bruder Nicolas befindet sich schon eine ganze Zeit in England, wo er eine Niederlassung leitet. Der Vater ist vor ein paar Jahren gestorben. Die Mutter heißt Mary und ist eine ganz besonders reizende und liebenswürdige Frau, die sehr unter der Krankheit ihres Sohnes leidet. Sie werden sie sicher noch heute kennenlernen. Marius Campen ist ein sehr kluger, sensibler und zurückhaltender Mann. Wir bedauern es zutiefst, daß er keine lange Lebenserwartung mehr hat. Er ist sicher der wertvollste der Brüder Campen, denn Clemens hat der Familie schon viele Schwierigkeiten bereitet. Ich erzähle Ihnen das alles, damit Sie Bescheid wissen, wenn Sie mit den einzelnen Familienmitgliedern zu tun haben. Zu niemandem wird etwas über den tatsächlichen Zustand des Patienten gesagt. Sie werden die Fragenden immer an uns verweisen, Pamela.«
»Selbstverständlich, Madame d’Antoine legte auch größten Wert auf Diskretion.«
Während Sie alles besprachen, hatte Dr. Dieter Behnisch die unerfreuliche Aufgabe, Claire Campens Neugierde zu befriedigen. Sie war eine attraktive Frau, das mußte auch er zugeben, aber sie war ebenso exzentrisch und berechnend. Das bekam Dieter Behnisch so richtig zu spüren.
»Sie können mir die Wahrheit sagen über Marius’ Zustand«, sagte sie in einem Ton, der ihn schon auf die Palme brachte. »Mama ist völlig verzweifelt, und wir möchten sie natürlich aufmuntern, so gut es geht. Aber wir müssen wissen, womit wir zu rechnen haben. Wir haben Nicolas gebeten, sofort zu kommen, aber er macht keine Anstalten. So sind mein Mann und ich die einzigen, die Mama zur Seite stehen können.«
Die arme Frau Campen, dachte Dieter, wie kann sie diese Schnattergans nur ertragen?
»Herr Campen hat die Operation gut überstanden. Eine Prognose können wir nicht geben, aber Sie werden doch nicht gleich ans Sterben denken, Frau Campen?«
»So wie er in der letzten Zeit ausgesehen hat, müssen wir mit dem Schlimmsten rechnen. Wohl ist mir bei dem Gedanken auch nicht. Besteht denn überhaupt noch Hoffnung?«
»Solange ein Herz schlägt, darf man die Hoffnung nicht aufgeben. Herrn Campen ist nicht damit gedient, wenn Sie ihn als Todeskandidaten behandeln.«
»Aber es ist Krebs, das müssen Sie doch zugeben.«
Er sah das Funkeln in ihren Augen, das alles andere als Mitgefühl ausdrückte. »Ich muß gar nichts zugeben! Er wird noch untersucht werden. Ich gebe auch Angehörigen nur Auskunft, die von dem Patienten ausdrücklich gestattet wird.«
Ihre Augen wurden ganz schmal, und ihre Miene verriet, daß sie eine andere Antwort erwartet hatte. Solange Marius Campen lebte, hatte Clemens nichts zu melden in der Firma. Eigentlich war er auch nicht scharf darauf, solche Verantwortung zu übernehmen, aber Claire war krankhaft ehrgeizig und eitel und konnte nicht genug bekommen.
Jetzt wurde nach ihm gerufen, und er atmete auf. »Sie müssen mich entschuldigen, Frau Campen, ich werde gebraucht«, sagte er kühl.
»Kann ich meinen Schwager besuchen?« fragte sie.
»Nein, Besuche sind in den nächsten Tagen nicht gestattet, darum hat Herr Campen gebeten.«
Beleidigt rauschte sie von dannen, und Dr. Behnisch sagte zu Schwester Lore, daß sie ihn ruhig schon früher hätte rufen können. Sie war irritiert.
»Ich wußte nicht, daß man Sie stören darf.«
»Wenn diese Frau Campen hier erscheint, bin ich in Zukunft immer beschäftigt. Ich bin nur für Frau Mary Campen zu sprechen. Und für Herrn Campen ist eine Pflegerin engagiert, die nur für ihn zuständig ist. Informieren Sie bitte Ihre Kolleginnen.«
*
Claire fuhr nach Hause und beschwerte sich gleich bei ihrem Mann, daß man sie mit ein paar Ausreden abgespeist hatte.
»Mir gehst du auch auf den Wecker mit deinem ständigen Geschwätz«, fuhr er sie an. »Merkst du denn gar nicht, wie peinlich es ist, Marius ins Grab reden zu wollen?«
»Wir müssen schließlich wissen, woran wir sind! Du wirst dich doch nicht von Nicolas verdrängen lassen?«
»Was geht das dich an? Kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten. Bei dieser Gelegenheit laß dir gesagt sein, daß ich nicht mehr daran denke, deine kostspieligen Ambitionen zu finanzieren. Deine Kleider- und Kosmetikrechnungen wirst du künftig von deinem Konto begleichen. Was zuviel ist, ist zuviel!«
»Du hast mir das Blaue vom Himmel versprochen«, ereiferte sie sich. »Ich hätte eine ganz andere Partie machen können.«
»Wenn sich nur ein anderer gefunden hätte«, lachte er auf. »Aber ich war der einzige, der in die Falle gestolpert ist, blöd wie ich war. Und auf das Kind warte ich immer noch.«
»Was kann ich dafür, daß ich eine Fehlgeburt hatte!« zischte sie.
Clemens sah sie verächtlich an. »Es war keine Fehlgeburt, es war eine Lüge, eine ganz gemeine Lüge, eigentlich ein Betrug. Ich hätte dich gleich zum Teufel jagen sollen.« Er redete sich in Wut, und sie duckte sich.
»Marius hat СКАЧАТЬ