Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 83

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

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СКАЧАТЬ sind ein Stück Geld. Äh!« Er hustete; ein Blutstrom brach aus seinem Mund.

      John glaubte, es sei schon zu Ende, aber der Verwundete erholte sich noch einmal; in seinen starren Augen war ein sonderbarer Glanz. Er stammelte: »Egal – Halunke: Sir Edmund! Betrügt alle! Der Baronet – rettet ihn nur – Gott vergib – Kanal Südost – sechste Insel – großer Stein – äh – Er – barmen!« Er reckte sich, röchelte, ein krampfhaftes Zucken schüttelte den Körper des Mannes, dann fiel er zurück und regte sich nicht mehr.

      John war erschüttert, obgleich dieser Mann ein Verbrecher war; Erlebnisse dieser Art waren ihm noch neu. Der Indianer hatte dem Todeskampf des Piraten zugesehen, als handle es sich um ein Stück Wild, das verendete. Er kam jetzt aus den Büschen heraus und warf das Gewehr um. »Aus – gehen!« sagte er kurz.

      »Mein Bruder möge helfen, die Leiche in die Büsche zu tragen; wir können sie nicht hier liegen lassen«, sagte John. Ni-kun-tha faßte zwar mit an, aber man sah ihm an, daß er es höchst widerwillig tat. Als sie den Toten dann unter den grünen Zweigen eines Baumes gebettet hatten, griff der Indianer in die Tasche des Mannes und holte einige blutbefleckte Papiere heraus. Er reichte sie John und sagte: »Das vielleicht sprechen. Nehmen!«

      John nahm die Papiere und steckte sie in die eigene Tasche. Er deckte den Körper des Toten mit Zweigen zu und ging, von Ni-kun-tha gefolgt, zum Kanu zurück. Ni-kun-tha folgte ihm, nachdem er die dem Toten entfallene Büchse aufgenommen hatte. Sie erwies sich bei näherer Untersuchung als sorgfältig geladen.

      Am Ufer angekommen, reichte John dem Indianer die Hand und schüttelte sie. »Vielleicht hat mein roter Bruder mir das Leben gerettet«, sagte er; »ich danke ihm, und ich werde es nicht vergessen.«

      Über das bronzene Antlitz Ni-kun-thas flog ein hellerer Schein. Er antwortete in seinem gebrochenen Englisch: »Weißer Mann mein Leben – ich das seine retten. Gut!« Sie bestiegen den Einbaum und bedienten sich der Ruder, da der Wind einstweilen nicht in ihrer Richtung blies.

      John war ernster als sonst. Er hatte jetzt an zwei Tagen hintereinander zwei Menschen fallen sehen, und es waren dies die einzigen Menschen, die er überhaupt sterben sah. Gewiß, er hatte nicht selbst geschossen, außerdem waren die Schüsse beide Male in klarer Selbstverteidigung abgegeben worden. Sehr wahrscheinlich verdankte er der kalten Entschlossenheit und der kriegerischen Erfahrung seines roten Bruders sogar, daß er noch atmete. Und der eben Gefallene war ein gedungener Mörder gewesen. Aber John sah immer noch das Gesicht des sterbenden Mannes vor sich; er glaubte es nie vergessen zu können.

      Während sie schweigend durch die Inselwelt ruderten, glitten Johns Gedanken schließlich von dem grausigen Ereignis der jüngsten Vergangenheit ab und wandten sich dem Gefangenen zu, den er hatte befreien wollen. Da er am Vortage das Gespräch des Piratenkapitäns Hollins mit Sir Edmund und das folgende Selbstgespräch Hollins belauscht hatte, war es nicht schwer für ihn, sich die Zusammenhänge zu erklären. Hollins hatte den Gefangenen fortschaffen lassen, um ihn vor etwaigen direkten Mordabsichten des sauberen Baronets zu schützen, weil er ihn als Geisel in der Hand behalten wollte. Wie richtig er damit gehandelt hatte, hatte John gerade eben erlebt. Sir Edmund, der Grund haben mochte, dem Piraten nicht zu trauen, hatte seinen eigenen Bootsführer gedungen, den Mord an Waltham auszuführen. Unter diesen Umständen schien im Augenblick keine unmittelbare Gefahr für den Gefangenen zu bestehen. Aus den letzten Worten des von Ni-kun-tha Erschossenen ging unzweideutig hervor, daß die Seeräuber noch über einen weiteren Zufluchtsort im Inselbereich verfügten. John hatte die Einzelheiten, die der Sterbende in diesem Zusammenhang äußerte, seinem Gedächtnis fest eingeprägt.

      Die Sache hatte doch mehr Zeit erfordert, als John ursprünglich angenommen hatte. Jetzt hatten sie den Wind gegen sich und mußten sich schwer in die Riemen legen, um so schnell wie möglich vorwärts zu kommen. Da sie außerdem sehr vorsichtig sein und die Augen offen halten mußten, war es bereits später Nachmittag, als sie wieder in dem Waldversteck eintrafen.

      Elias Burns und Bob Green hörten sich Johns Bericht mit gefurchten Stirnen an. Aber sie hatten im Augenblick weit ernstere Sorgen: Ein Blick auf die vor Anker liegende Molly zeigte John, daß die Piraten es entgegen aller Erwartung inzwischen fertiggebracht hatten, die Sloop so zu takeln, daß sie bei ruhigem Wind sogar eine Fahrt über den See wagen konnte. Damit näherte sich der Augenblick, wo etwas geschehen mußte, um das Schiff den Räubern zu entreißen. Befand sich die Molly erst einmal außerhalb der Reichweite ihrer Gewehre, war sie unwiderruflich verloren, denn selbstverständlich wäre es Wahnsinn gewesen, zwölf von entschlossenen Männern geführten Büchsen gegenüber mit der Jolle anzugreifen. Ein Angriff zur Nachtzeit hätte vielleicht noch Erfolgschancen geboten, aber dazu mußte das Schiff erst einmal erreichbar sein. Wer weiß, wo es bei Einbruch der Dunkelheit war, wenn man die Banditen jetzt weiter gewähren ließ.

      John durchschaute die Lage mit einem einzigen Blick. Es war auch ihm klar, daß sofort etwas geschehen mußte; zweifelhaft blieb nur das Wie.

      Bobs Vorschlag ging dahin, sich auf der Landzunge, in welche die Insel auslief, bis in Schußweite an das Schiff heranzuschleichen, vier Piraten durch eine gut gezielte Salve außer Gefecht zu setzen und die Besatzung alsdann in einem weiteren Feuergefecht so empfindlich zu schwächen, daß der Rest sein Heil in der Flucht suchte. Er meinte, möglicherweise genügten überhaupt schon die ersten vier Schüsse, sie kopflos zu machen, konnten sie doch nicht wissen, ob sie nicht von erheblicher Übermacht angegriffen würden.

      Elias Burns vermochte sich mit diesem Plan nicht zu befreunden. Er glaubte nicht, daß die Piraten nach der ersten Salve fliehen und das Schiff im Stich lassen würden. Sie würden sicherlich erst festzustellen suchen, mit wieviel Gegnern sie es zu tun hätten. Sie brauchten dann nur den Anker zu lichten; bei dem herrschenden Wind war die Molly in kurzer Zeit im Gewirr der Inselkanäle untergetaucht und außer Schußweite. Außerdem hatten die Piraten an Bord der Molly überhaupt wenig von den Kugeln der Angreifer zu fürchten.

      Der Indianer hatte der Auseinandersetzung der Weißen sehr aufmerksam zugehört; er mochte aus Wortfetzen, die er verstand, und aus den Gebärden geschlossen haben, worum es sich handelte. Er berührte jetzt Burns' Arm leicht mit dem Finger und sagte, als der Alte sich ihm zuwandte: »Ni-kun-tha nehmen Kanu – fahren dort«; er wies auf den zwischen den Inseln dahinfließenden Kanal, »Feind ihn sehen – Ni-kun-tha gestern ihren Krieger getötet – ihn verfolgen: Dann: Schiff ganz leer. Ihr gehen auf Schiff – fahren weit fort – dahin!« Er wies in die Richtung des Sees.

      »Teufel auch!« sagte Bob Green. »Hätte nie geglaubt, daß indianische Schlauheit auch einmal nützlich sein könnte. Ein großartiger Plan. Gelingt er, ist die Molly unser, auch wenn ein paar Mann auf dem Schiff zurückbleiben sollten.«

      John und der alte Burns sahen den jungen Indianer bewundernd an. »Der Plan ist gut«, sagte der Alte schließlich. »Aber er setzt unseren roten Freund großer Gefahr aus. Was will der rote Mann machen, wenn man ihn ernsthaft verfolgt?«

      Ein flüchtiges Lächeln überzog das Gesicht des Indianers. »Weiße Männer blind«, sagte er. »Ni-kun-tha gehen an Land – kriechen in Busch – schwimmen wie Otter in Wasser – kommen auf großes Kanu.«

      »Laßt den Burschen gehen, Sir«, rief Bob Green. »Ist gerissen genug, wird sich nicht fangen lassen. Bin sicher, daß er heil wiederkommt.«

      Da der Plan zweifellos gut und keine Zeit mehr zu verlieren war, stimmte Elias Burns schließlich zu. Es wurde beschlossen, zunächst einmal für alle Fälle die Jolle etwas näher heranzubringen;

      alsdann wollte man die Vorgänge von dem bisherigen Lagerplatz aus beobachten und im gegebenen Augenblick eingreifen.

      John und der Indianer entfernten sich gemeinsam. Ni-kun-tha bestieg das Irokesenkanu, und John setzte sich in die Jolle, um sie heranzuholen. СКАЧАТЬ