Die besten Wildwestromane & Seegeschichten. Franz Treller
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die besten Wildwestromane & Seegeschichten - Franz Treller страница 82

Название: Die besten Wildwestromane & Seegeschichten

Автор: Franz Treller

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238613

isbn:

СКАЧАТЬ Mal den Mund zu öffnen, sagte jetzt, auf das Schiff deutend: »Alle Feinde dort. Gehen, Gefangenen holen. Eine Büchse mehr.«

      Zunächst erfolgte keine Antwort auf den unerwarteten Vorschlag, doch leuchteten die darin zum Ausdruck gebrachten Gesichtspunkte den anderen ohne weiteres ein. Es war sehr wahrscheinlich, daß sich im Augenblick außer dem Gefangenen nur der alte Stelzfuß in dem Insel-Blockhaus befand. Waren die rechtmäßigen Eigentümer des Schiffes erst einmal offen in Erscheinung getreten, bestand kaum noch eine Möglichkeit, dem Gefangenen Hilfe zu bringen, und die Seeräuber würden in solchem Fall sicherlich keinen Augenblick zögern, einen so gefährlichen Zeugen wie Richard Waltham zu beseitigen.

      John, dem die Worte des Indianers aus der Seele gesprochen waren, sah seinen Vater an. Dessen Stirn war gefurcht. Er erwog wohl das Für und Wider des Vorschlages.

      Als niemand antwortete, sagte Ni-kun-tha ruhig: »Roter Mann allein gehen – Gefangenen holen.«

      Elias Burns sagte in seiner bedächtigen Weise, ohne auf die Worte des Indianers zu achten: »Wie lange Zeit werden die Leute brauchen, um einen Notmast zu setzen?«

      »Nun«, antwortete Bob, »falls sie jetzt an die Arbeit gingen, möchten sie es vielleicht bis zum Abend geschafft haben, wenn sie die Molly einigermaßen segeltüchtig machen wollen. Begnügen sie sich damit, soviel Leinwand zu setzen, wie nötig ist, um die Sloop in irgendein Versteck zwischen den Inseln zu steuern, ist es auch in ein paar Stunden zu machen. Denke aber nicht, daß sie die ausgeladene Fracht zurücklassen wollen. Das Einladen würde ein paar weitere Stunden in Anspruch nehmen.«

      »Ihr meint also, es sei in jedem Fall genug Zeit, um im Kanu nach der Pirateninsel zu fahren und wieder zurückzukommen?«

      »Ganz gewiß, Sir, zumal die Kerle einstweilen stark mit dem Grog beschäftigt sind. Schätze auch nicht, daß sie sobald damit aufhören werden, sich vollaufen zu lassen.«

      »Gut«, sagte Elias Burns. »Es liegt mir natürlich am Herzen, den jungen Waltham aus den Händen der Bande zu befreien, und es sieht aus, als könne das gerade jetzt ohne sonderliche Gefahr geschehen. Also mögen John und der Indianer sich in Gottes Namen aufmachen und ihr Heil versuchen.«

      »Danke schön, Vater«, rief John freudig aus, »Ni-kun-tha und ich holen den jungen Waltham heraus.«

      »Aber ihr müßt euch eilen und unter allen Umständen sofort zurückkommen; wir wissen nicht, wie die Dinge sich hier entwickeln«, mahnte der Alte.

      »Selbstverständlich, wir verschwenden keine Minute. Aber – wie beseitigen wir die Gitter an dem Fenster des Gefängnisses?«

      »Denke, das wird gar nicht nötig sein«, schaltete Bob sich jetzt ein. »Am liebsten ginge ich ja überhaupt mit; aber das geht nicht gut, kann Euern Vater nicht hier allein lassen, außerdem müssen wir ein Auge auf die Molly haben. Aber die Sache ist doch so: Entweder sind außer dem Stelzbein, von dem Ihr erzähltet, noch weitere Leute im Haus; dann ist am Tage sowieso nichts zu machen und ihr kehrt schleunigst um. Oder der Wächter ist allein, dann müßt ihr eben mit ihm fertig werden. Nehmt auf alle Fälle die Axt aus der Jolle mit, könnte euch unter Umständen gute Dienste tun.«

      »Machen wir«, antwortete John. »Komm, Falke, wir gehen.« Er verabschiedete sich kurz und betrat gleich darauf, von Ni-kun-tha gefolgt, den Wald. Nicht lange danach glitt das Irokesenkanu mit seinen beiden Insassen, vom leichten Wind getrieben, in das Gewirr der Inseln hinein.

       Inhaltsverzeichnis

      Nach einer knappen Stunde schneller Fahrt erreichte das Kanu die Pirateninsel. Ni-kun-tha und John durchforschten aufmerksam den Uferbereich, vermochten aber nichts Verdächtiges zu bemerken. Sie landeten schließlich an einer Stelle, die für den Notfall eine schnelle Flucht ermöglichte. Durch das dichte Gebüsch schlichen sie sich alsdann an das Blockhaus heran, und zwar von der Rückseite aus, weil sie erst einmal den Gefangenen von ihrer Anwesenheit verständigen wollten. Danach hatte John die Absicht, den Wächter anzurufen und sich als Bote Hollins auszugeben. Sobald der Stelzfuß ihnen öffnete, wollten sie sich dann seiner bemächtigen.

      Das Gebäude lag völlig erstorben vor ihnen, nirgendwo rührte sich ein Laut. Auch am Fenster zeigte sich niemand. John ließ den Ruf des Whippoorwill ertönen und gestikulierte mit den Armen, aber nach wie vor rührte und regte sich nichts.

      Sie begaben sich nun im Schutz der Büsche auf die Vorderseite des Hauses. Nach kurzer Überlegung ging John auf das Palisadentor zu, nachdem er dem Indianer gedeutet hatte, in Deckung zu bleiben und die Büchse schußbereit zu halten. Wie gut, daß er sich den Namen des Stelzfußes gemerkt hatte. Er pochte mit den Fäusten gegen das Tor und rief laut mit verstellter Stimme: »Hallo! Skroop! Aufgemacht!«

      Es kam keine Antwort.

      »Hallo! Skroop!« brüllte John abermals, »Botschaft vom Chef!«

      Nicht ein Laut drang aus dem Hause heraus.

      Was war das? War das Haus etwa leer? Hatte man den Gefangenen getötet oder weggeschleppt? John lief um die Palisaden herum und rief zu dem vergitterten Fenster hinauf: »Hallo, Sir Richard! Hört Ihr mich?«

      Ehernes Schweigen nach wie vor. Es war klar: In diesem Haus war gegenwärtig kein Mensch. John ging zu der verschlossenen Palisadentür zurück und rüttelte daran. Aber das Schloß hielt dicht.

      Plötzlich hörte John eine Stimme in seinem Rücken: »Hallo, Boy, was macht Ihr denn da?«

      Blitzschnell fuhr er herum. Vor ihm stand, die Büchse in der Hand, der Seemann, der Sir Edmund in der Jolle zur Insel gerudert hatte. Er war so erschrocken, daß er nicht gleich eine Antwort fand und den Piraten wie eine Erscheinung anstarrte.

      Der nahm jetzt eine drohende Haltung an: »Wer, zum Teufel, hat Euch geheißen, hier nach Sir Richard zu rufen?« sagte er barsch. »Kriege ich bald Antwort?«

      John riß in einer Art Reflexbewegung die Büchse hoch; der Pirat drang auf ihn ein. Fast im gleichen Augenblick krachte aus dem Gebüsch ein Schuß. Der Fremde stieß einen Schrei aus, warf die Arme in die Luft und brach zusammen.

      Der Pulverdampf verzog sich, und der immer noch wie betäubte John erblickte zwischen den Büschen den Indianer, der ruhig und gelassen seine Büchse lud. John kniete neben dem Gefallenen nieder, der sich stöhnend umwandte. Sein Hemd zeigte große Blutflecke auf der Brust.

      »Wasser!« keuchte der Mann, während John seinen Kopf in den Schoß nahm; auf seinen Lippen erschien Blut. John ließ den Kopf sacht zu Boden gleiten und ging zu einer nahen Quelle, die er bei seinem Rundgang um das Haus bemerkt hatte. Er füllte seine Mütze, ging zurück und ließ den Verwundeten trinken. Ni-kun-tha stand regungslos, die Büchse in der Hand, im Gebüsch.

      Die Gesichtszüge des Verwundeten veränderten sich schnell; er verfiel zusehends. »Wer seid Ihr?« flüsterte er, während John sich mühte, das Blut seiner Brustwunde zu stillen. »Warum habt Ihr nach Sir Richard gerufen?«

      »Ich wollte ihn befreien!«

      »Er ist also – fort?«

      »Das Haus ist leer.«

      Der Mann keuchte und schluckte: »Dachte es mir.«

      »Strengt Euch nicht an.«

      »Laßt СКАЧАТЬ