Название: Starmord am Wörthersee
Автор: Roland Zingerle
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Wörthersee Krimi
isbn: 9783966615877
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Und dann, ein paar Stunden später, es war kurz vor Sperrstunde, da ist einer aus ihrer Runde noch einmal aufgetaucht, hat sich vor mich hingestellt und mich ganz böse angeschaut. Es war so bedrohlich, dass ich kurz geglaubt habe, er will mir eine reinhauen, aber dann hat er gesagt: ‚Ihnen ist schon klar, dass Sie mit Ihrem Auftritt vorhin wahrscheinlich Ihre Karriere als Kellner beendet haben?‘ Ich ... ich bin aus allen Wolken gefallen und habe ihn gefragt, was ich denn getan hätte, da hat der Mann gemeint: ‚Ihre Anmache vorhin, die grenzt ja wohl an sexuelle Belästigung. Saskia war darüber so empört, dass sie Schlaftabletten nehmen musste, um sich zu beruhigen.‘
Ich habe gesagt: ‚Anmache? Was denn für eine Anmache? Wir haben uns doch blendend miteinander verstanden!‘
Aber der Mann hat gemeint: ‚Sie vielleicht, Saskia nicht. Ich kann nur für Sie hoffen, dass Saskia morgen beim Konzert in Topform sein wird, denn wenn nicht, wird sie Sie auf Schadenersatz verklagen. Und das werden Sie sich bei Ihrem Gehalt nicht leisten können, egal, wie lange Sie leben.‘
Ich wollte die Sache noch klären, mich gegebenenfalls entschuldigen, aber der Mann hat sich einfach umgedreht und ist wieder gegangen.“
„Was war dann?“
„Was war dann ... dann ... dann war ich fertig, wie Sie sich vorstellen können. Ich habe mit meinen Kollegen gesprochen, die noch da waren, und alle haben denselben Eindruck von dem Abend gehabt wie ich. In der Nacht habe ich kein Auge zugetan.“
„Hat Frau Frenzen ihre Drohung wahrgemacht?“
„Nein, hat sie nicht. Am nächsten Tag hat Frau Anderwald die Weisung durchgegeben, dass sich alle Mitarbeiter bei ihr melden sollen, die einen Konflikt mit Frau Frenzen gehabt haben, und natürlich bin ich zu ihr gegangen. Sie hat sich meine Geschichte angehört und gemeint, ich solle mir das Ganze nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Es hätte noch andere ähnliche Vorfälle gegeben und sie wolle abwarten, was dabei herauskäme. Aber das war’s dann, da ist nichts dabei herausgekommen.“
„Haben Sie eine Erklärung für dieses Verhalten, ich meine von Frau Frenzen?“
„Nein, wie gesagt, nicht im Geringsten, ich stehe vor einem Rätsel. Ich kann mir das nur so erklären, dass Frau Frenzen einen – na ja, sagen wir einmal – einen etwas eigenen Charakter hat.“
Heinz sah in Lechners Augen, dass er etwas anderes meinte, und half ihm: „Sie meinen, ein psychisches Problem?“
Der Kellner lachte peinlich berührt und erwiderte: „Im Gegensatz zu mir dürfen Sie es so auszudrücken.“
„Hat Sie das Erlebnis belastet?“, fragte Heinz nun.
„Natürlich, was glauben Sie denn? Das Kellnern ist mein Leben, ich will, dass sich meine Gäste so wohl wie nur möglich fühlen. Dass Frau Frenzen meinen Schmäh mit sexueller Belästigung gleichgesetzt hat, hat mich nachhaltig verunsichert. Ich war danach lange Zeit gehemmt, und ich bin auch heute noch übertrieben vorsichtig im Umgang mit Damen. Ich frage mich jedes Mal, ob ein Witz, den ich anbringen will, nicht zu weit geht. Vor dem Erlebnis war das nie ein Thema für mich, und es hatte sich davor auch noch nie jemand beschwert.“
Heinz nickte. „Wie ist es Ihnen gegangen, als Sie erfahren haben, dass Saskia Frenzen erneut hier übernachten wird?“ Wieder beobachtete er genau die Reaktion des Kellners, und wieder wurde er nicht enttäuscht.
Lechner blickte hin und her und schien einen Moment lang abstreiten zu wollen, davon zu wissen. Schließlich meinte er knapp: „Nicht gut.“ Heinz wollte eine Frage nachlegen, doch Lechner kam ihm zuvor: „Warum fragen Sie mich das alles überhaupt?“
Heinz musterte ihn für ein paar Sekunden. „Frau Frenzen hat einen Drohbrief bekommen.“
Die Augen des Kellners weiteten sich, und er wurde bleich. „Echt?“, keuchte er.
„Ja. Der Inhalt lässt keinen Zweifel daran, dass der Verfasser irgendwie mit dem Seepark Hotel verbandelt ist; ein Angestellter wäre die logische Wahl.“
„Was ... was ...“ Lechner räusperte sich. „Was steht denn genau drinnen?“
„Das kann ich Ihnen wörtlich nicht wiederholen, im Grunde beschimpft der Schreiber aber Frau Frenzen und droht ihr mit dem Tod, wenn sie sich noch einmal hier im Hotel blicken lässt.“
„Mein Gott!“ Lechner starrte vor sich hin.
Heinz fragte geradeheraus: „Haben Sie den Brief geschrieben?“
Der Kellner schrak auf, starrte Heinz an, schüttelte hektisch den Kopf. „Nein, nein, um Gottes willen, so etwas würde ich nie tun.“ Gleich darauf lief sein Gesicht wieder knallrot an.
Heinz trank sein Glas aus und stand auf. „Was bin ich schuldig?“
„Lassen Sie nur“, winkte Lechner ab, „geht aufs Haus.“
„Danke. Den Rest werde ich später austrinken.“ Er ergriff die halbvolle Mineralwasserflasche am Verschluss und nahm sie mit. „Und danke für das Gespräch.“
Heinz wusste Bescheid. Von den drei Verdächtigen hatte sich Wolfgang Lechner als Einziger nach dem Grund für die Befragung erkundigt. Außerdem war das Trauma, an dem er seit Saskia Frenzens letztem Besuch litt, ein starkes Motiv, um einen Drohbrief zu verfassen, vermutlich hatte ihn die Nachricht vom erneuten Besuch der Schlagersängerin in einen Zustand der Verzweiflung gestürzt. Wenn er sich daraufhin betrunken hatte, war es zum Schreiben des Briefes nur noch ein kleiner Schritt gewesen.
Heinz trat durch den Haupteingang des Hotels auf den Parkplatz und drückte auf die Fernbedienung seines Wagens, was dieser mit einem Aufblinzeln der Angel-Eye-Scheinwerfer quittierte. Heinz schwang sich auf den Fahrersitz, öffnete das Handschuhfach und zog ein kleines Werkzeugkästchen hervor, in dem sich seine Behelfsausrüstung befand. Dabei handelte es sich um Gegenstände, mit denen er unterwegs die wichtigsten detektivischen Ermittlungen anstellen konnte – etwa Spuren sichern, so wie jetzt. Er zog einen durchsichtigen Frischhaltebeutel hervor, blies die Öffnung auf und ließ die Mineralwasserflasche hineingleiten, wonach er den Zippverschluss des Beutels zuzog. Heinz hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Wolfgang Lechner der Drohbriefschreiber war, doch nur wenn die Polizei auf der Mineralwasserflasche dieselben Fingerprints fand wie auf dem Brief, war der Beweis hieb- und stichfest.
Er startete den Motor und fuhr los in Richtung Sicherheitszentrum. Nein, er hatte keinen Zweifel an Lechners Schuld – aber genauso wenig zweifelte er daran, dass der Mann vollkommen harmlos war.
Kapitel 4
Donnerstag, 16.30 Uhr
„Fremde Gefühle – Gedanken so vertraut!
Brennheiße Nächte hätt’ ich dir nie zugetraut!
Blumen auf dem Weg, die nie vergehen ...“
Der СКАЧАТЬ