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СКАЧАТЬ zerknüllt liegende Leinenhose darauf hin.

      Heinz’ einleitende Worte endeten, als er den Namen Saskia Frenzen aussprach. Ab da zerfloss Frau Konic in Tränen, und es schien kein Ende nehmen zu wollen. Heinz trat von einem Fuß auf den anderen und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Dieses Gefühl steigerte sich noch, als Ljubica Konic begann, über ihr schweres Schicksal zu lamentieren. Sie erzählte, noch immer unter Tränen, wie sie in jungen Jahren mit ihrem Mann und ihren zwei kleinen Kindern vor dem Jugoslawienkrieg geflohen sei, wo ihnen als bosnische Kroaten der Tod durch die anrückenden Serben gedroht habe. Mit viel Glück, über Umwege und nach schier unglaublichen Schicksalswendungen sei die Familie nach Österreich gelangt, wo sie Asyl bekommen habe. Sie erzählte, wie schwer es gewesen sei, in einem Land zu leben, dessen Sprache sie nicht beherrschte und wie stolz sie bis heute sei, dass sie seit ihrer Einbürgerung nicht einen einzigen Tag lang auf Arbeitslosengeld angewiesen war. Zuhause in Bosnien sei sie Buchhalterin gewesen, hier verdinge sie sich als Reinigungskraft, aber sie wolle sich nicht beklagen, sie sei froh, ihre Familie in Sicherheit zu wissen. Vor ein paar Jahren dann habe ihr Mann einen schweren Arbeitsunfall gehabt, der ihn für längere Zeit in den Krankenstand versetzte. Sein Arbeitgeber, der Chef eines Hochbauunternehmens, habe ihm mit Kündigung gedroht, obwohl ihr Mann die fünfzehn Jahre davor nicht einen einzigen Tag im Krankenstand gewesen sei. Als Ljubica Konic dann noch begann, über die jüngsten Probleme mit ihrer spät pubertierenden Tochter zu klagen, fiel Heinz ihr endlich ins Wort.

      „Frau Konic, Ihr Schicksal berührt mich durchaus, aber was hat das mit Saskia Frenzen zu tun?“

      „Frau Frenzen!“ Sie heulte erneut auf. „Dieses schwere Schicksal! Zuerst Krieg, dann Unfall, dann Pubertät, dann Frau Frenzen. Die hat mich gedemütigt – wegen nix!“

      „Was ist denn passiert?“

      Ljubica Konic beruhigte sich etwas, dann erzählte sie: „Sie war drei Tage da, drei Tage Hölle. Immer ist gekommen Mann, immer hat er gesagt: Sauberkeit passt nit, Ordnung passt nit, Hygiene passt nit. Immer hat gesagt: Werde melden Chefin, wirst entlassen. Ich aber habe gesagt: Warum? Ich putze immer gleich, schon seit Jahren. Noch nie jemand ist gekommen und hat gesagt: passt nit.“

      „Wer war dieser Mann?“

      „Weiß nit. Freund von Frau Frenzen oder Kollege. Aber sie hat ihn geschickt.“

      „Hat sie die Beschwerde an Frau Anderwald weitergetragen?“

      Ljubica Konic zuckte mit den Achseln und schniefte. „Ich weiß nit. Vielleicht. Einmal ist gekommen Frau Anderwald und hat gefragt, was ist, und ich hab ihr erzählt, was war. Auch Kolleginnen von mir haben erzählt. Frau Anderwald hat nix weiter getan, nur hat gesagt: Machen Sie sich nix Sorgen, Sie sind gute Reinigungskraft.“

      „Na, sehen Sie, da kann Frau Frenzen reden, was sie will, wichtig ist doch nur, was Ihre Chefin von Ihnen denkt.“

      „Ja, aber wissen Sie, wie mir zu Herzen geht?“, fuhr Frau Konic empört hoch. „Ich mache Arbeit und Gast kommt und sagt: Ist alles nix wert! Noch dazu so ein Star wie die ... die Frau Frenzen. Wissen Sie, das tut mir weh.“

      Für den Rückweg zur Rezeption nahm Heinz die Treppe. Frau Konics Temperament empfand er als durchaus unberechenbar, doch glaubte er nicht, dass es sich in einem Drohbrief kanalisieren würde. Ein solch aggressives Vorgehen passte nicht zu ihr, sie schien sich eher in der Opferrolle zu sehen, vom Leben dazu bestimmt, leiden zu müssen – und dieses Schicksal anzunehmen. Abgesehen davon waren ihre mangelhaften Deutschkenntnisse im Drohbrief nicht erkennbar, zumindest nicht in dieser ausgeprägten Weise.

      Durch ihre und Frau Pachoinigs Schilderung von Saskia Frenzen gelangte Heinz zu dem Schluss, dass die Sängerin einen Minderwertigkeitskomplex haben müsse. Es gab ihr offenbar etwas, wenn sie auf Menschen herumtrampeln konnte, die sie in der Rangordnung unter ihr einstufte. Und sie hatte nicht einmal den Schneid, dies selbst zu tun, sondern schickte Mitarbeiter los, und wenn sie deswegen zur Rede gestellt wurde – so, wie es Ortrud Anderwald und Evelyn Pachoinig beschrieben hatten –, tat sie, als wäre alles in bester Ordnung.

      Der letzte Name auf Heinz’ Klebezettel lautete Wolfgang Lechner, ein Kellner im hauseigenen Restaurant, welches Heinz auch ohne die Hilfe der Rezeptionistin fand. Es lag eine Ebene unter dem Eingangsbereich auf der gegenüberliegenden Gebäudeseite und hatte einen Sitzgarten samt Park sowie einen Zugang zu einer Bootsanlegestelle am Lendkanal. Da dieser in den Wörthersee mündete, konnten sich Gäste von hier mit Taxi-Booten abholen und zu jedem beliebigen Ort am See bringen lassen.

      Im Anrichtebereich des Restaurants fragte Heinz eine Kellnerin nach Wolfgang Lechner, und diese zeigte ihm einen Mann Mitte dreißig, der gerade zwei junge Damen bediente, die an einem Tisch in der Mitte des Restaurants saßen. Auf den ersten Blick wirkte Lechner auf Heinz flott und sympathisch, was er auch an den Reaktionen der Damen am Tisch bestätigt sah. Mit fließenden Bewegungen räumte er das Essgeschirr ab und brachte es zügigen Schrittes zum Anrichtebereich, wobei er seine Lippen schürzte, als pfiffe er ein Lied dabei.

      Als er das Geschirr abstellte, sprach Heinz ihn an. „Herr Lechner?“

      „Ja?“

      „Mein Name ist Heinz Sablatnig, ich bin Berufsdetektiv und müsste mit Ihnen sprechen.“

      „Berufsdetektiv? Na, das ist ja einmal was Neues.“ Er lachte freundlich.

      „Frau Anderwald hat gesagt, ich soll mich in dieser Angelegenheit auch an Sie wenden.“

      Wolfgang Lechner wurde ernst. „Ah ja? Worum geht es?“

      „Um Saskia Frenzen.“ Heinz beobachtete die Reaktion seiner Worte auf den Kellner und wurde nicht enttäuscht. Lechner zuckte zusammen und blickte unstet umher. Er versuchte, seine Reflexreaktion durch ein Lächeln zu überspielen, konnte aber nicht verhindern, dass sein Gesicht knallrot anlief. „Können wir uns irgendwo ungestört unterhalten?“, fragte Heinz.

      Der Kellner sah sich flüchtig um und meinte: „Setzen wir uns auf die Terrasse, da sind wir am ehesten ungestört.“

      Er wollte losgehen, doch Heinz hielt ihn auf. „Entschuldigen Sie, könnten Sie mir ein Mineralwasser geben?“

      Lechners Blicke fuhren abwesend durch den Raum. „Ja, natürlich, gerne“, sagte er automatisch, „gehen Sie voraus, ich bringe es Ihnen gleich.“

      Die Terrasse war spärlich besetzt, wohl wegen der Mittagshitze. Heinz wählte den zuäußerst gelegenen Tisch, der zwar nicht mit einem Schirm beschattet, dafür aber weit genug von den belegten Tischen entfernt war, so dass sein Gespräch mit dem Kellner ungehört blieb. Dieser kam gleich darauf mit einem Tablett, auf dem ein Glas und eine kleine Flasche standen. Er öffnete den Drehverschluss und goss das Glas zu drei Viertel voll. Seine Hand zitterte dabei.

      „Erzählen Sie mir bitte, was sich vergangenes Jahr ereignet hat, ich meine zwischen Ihnen und Saskia Frenzen.“

      Wolfgang Lechner lachte unsicher und ließ sich ebenso unsicher auf dem Stuhl Heinz gegenüber nieder. „Das ist eine gute Frage.“ Seine Stimme war leise. „Um die Wahrheit zu sagen, das frage ich mich seither auch immer wieder, aber ich werde nach wie vor nicht schlau daraus.“

      „Erzählen Sie.“

      „Am Abend ihrer Anreise haben Frau Frenzen und einige Mitglieder ihres Teams hier im Restaurant zu Abend gegessen. Die Leute waren alle locker drauf, und Frau Frenzen war erstaunlich freundlich; richtig herzlich war sie.“

      „Warum СКАЧАТЬ