Die wichtigsten Dramen. Людвиг Тик
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die wichtigsten Dramen - Людвиг Тик страница 91

Название: Die wichtigsten Dramen

Автор: Людвиг Тик

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788027238385

isbn:

СКАЧАТЬ Er hat schon manchen wackern Rath gegeben, von dem es wohl gut gewesen wäre, wenn man ihn befolgt hätte.

      HEYMON. Da kömmt er eben her.

      Der Rathgeber (kommt herein.)

      HEYMON. Nun, setzt Euch, setzt Euch. — Jetzt also, meine versammelten Freunde, sind wir in der Absicht zusammen gekommen, ein vernünftiges Wort mit einander zu reden. — (es klopft.) Wer klopft denn da? Nur herein!

      Claus, (der Narr tritt auf; er ist klein und ungestalt, pucklicht, hinkt auf einem Beine, und geht sehr behende an einer Krücke.)

      CONRAD. Ach! Es ist unser Narr.

      MARTIN. Ihr habt ja eine recht vollständige Haushaltung.

      CONRAD. Gottlob! wir lassen uns nichts abgehn. Ein kleiner Mann, der Narr, wie Ihr ihn da vor Euch seht, aber einen vortreflichen, dauerhaften Witz hat er an sich. Man kann einen ganzen Abend über ihn lachen, wenn er auch kein Wort spricht. Aber sonst ein gutes Gemüth.

      CLAUS. Ist es erlaubt, Ihr Herren, daß ein Narr in eine vernünftige Rathsversammlung kömmt?

      CONRAD. Du lieber Gott! er ist ein Narr, man muß ihm doch auch ein kleines unschuldiges Vergnügen gönnen, denn er säuft nicht und ist überhaupt ein ordentlicher Bursch. — Setz dich, Narr, und wir andern Verständigen wollen uns auch setzen. (alle setzen sich.)

      HEYMON. Nun so rathe ich also noch einmal zum Kriege, damit wir dieses überlästigen Hugo los werden mögen. Er steht jetzt eben im Felde gegen Hermann Worbsen, laßt uns schnell hinziehn, so ereilen wir ihn noch, ehe er nach seinem festen Schlosse zurück kehrt. — Was meint Ihr, Vetter Rathgeber?

      RATHGEBER. Wenn ich Euch denn meinen guten Rath geben soll, — so meine ich unmaßgeblich, daß Ihr Recht habt, angesehen Ihr ein verständiger, vollkommen ausgewachsener Ritter seyd. — Ihr habt Recht, ich bin ganz Eurer Meinung.

      HEYMON. Wenn wir ihn denn nun besiegt haben, so bestürmen wir sein Schloß und theilen uns in seine Reichthümer?

      CLAUS. Und wo bleibt denn der Blaubart?

      HEYMON. Narr, der kömmt ja in der Schlacht um.

      CONRAD. Und wenn er auch nicht umkömmt, so wird er in ein Gefängniß gesteckt.

      HEYMON. Das wird er aber nicht zugeben; besser, er kömmt in der Schlacht um.

      RATHGEBER. Richtig, weit besser ist es, er kömmt in der Schlacht um, da habt Ihr, Ritter Heymon, ganz meinen Gedanken.

      CONRAD. Aber wenn er nun doch nicht umkommt?

      RATHGEBER. Ja so! — Eine gute Anmerkung von Eurem Bruder, in der That. — Wenn er nun nicht umkömmt! — Er thut besser, wenn er in der Schlacht umkömmt, das ist gewiß, — aber die Menschen sind oft wunderlich. Ja, was meint Ihr dann?

      MARTIN. Ihr seid ja der Rathgeber.

      RATHGEBER. Sehr richtig, — ja, dann ist mein Rath, — daß man sich nachher darauf besinne, wenn wir erst so weit sind; Ihr habt ihn ja dann bei der Hand, und könnt mit ihm machen was Euch gut dünkt.

      CONRAD. Das ist auch wahr; warum wollen wir uns jetzt schon den Kopf zerbrechen?

      HEYMON. Nun, so laßt uns denn nicht zaudern, sondern hastig aufbrechen. (sie wollten gehn.)

      CLAUS. Aber halt! haltet doch! — Habt Ihr so wenig Geduld, daß Ihr ins Schlachtfeld hinein laufen wollt, als ging’ es zum Frühstück? Wer langsam geht, kömmt auch zu seinem Tode noch früh genug.

      CONRAD. Zum Tode?

      CLAUS. Nun, wenn Ihr nicht siegt, sondern besiegt werdet? Und der Blaubart schneidet Euch den Rückzug ab? — Wie dann? — Wenn Ihr nun besiegt werdet, sag’ ich! Denn das kann man doch so genau nicht wissen, man muß doch auf alle Fälle denken, ein guter Feldherr wird auch dafür sorgen.

      HEYMON. Ein guter Feldherr, sagt er? Zum Henker, er hat Recht, und es soll jetzt gleich daran gedacht werden. Nein, nur um Gottes Willen die Sachen nicht einseitig betrachtet!

      CLAUS. Nun also, so denkt! Rathgeber, denkt einmal recht tüchtig!

      RATHGEBER. Ja, der Kleine hat Recht, so klein er auch ist, und so rathe ich denn, nach reiflichem Ueberlegen, daß Ihr noch fürs erste den ganzen Feldzug seyn lasset.

      HEYMON. Ist das Euer Rath?

      RATHGEBER. Wenn wirs beim Lichte besehn, wirds ohngefähr auf so etwas hinaus laufen.

      HEYMON. Das ist nichts, Rathgeber. Etwas Besseres.

      RATHGEBER. Ihr glaubt wohl, daß man den guten Rath nur so aus den Ermeln schüttelt. Ich weiß nichts Bessers.

      CONRAD. Hm, — wenn man — nein!

      HEYMON. Hm. — Könnte man nicht, — bewahre!

      MARTIN. Hm! — Ich dächte — Ich weiß nicht, was ich dachte.

      EIN RITTER. Aber Herr Ritter, Ihr vergaßt ja ganz, daß Claus nur ein Narr ist.

      CONRAD. Richtig! Da steckt der Knoten! — Und wir stehn da alle und überlegen!

      RATHGEBER. Wir haben uns von dem Narren alle in den April schicken lassen.

      HEYMON. Künftig schweig bis man dich frägt.

      CLAUS. Verzeiht, es geschah nur, um mir mit dem Reden einen Zeitvertreib zu machen. Ihr wißt, ich plaudre gern, und da beseh’ ich denn die Worte vorher nicht so genau; es ist doch bald vorbei, wenn man redet, und da lohnts der Mühe nicht, daß man es so genau nimmt.

      HEYMON. So wollen wir denn aufbrechen!

      MARTIN. Nehmt Ihr den Rathgeber nicht mit?

      HEYMON. Ja das verdient Ueberlegung.

      RATHGEBER. Laßt mich lieber zu Hause, hochgeschätzte Herren; ich bin alt, und ihr wißt ja wohl das Sprichwort: guter Rath kömmt immer hinter her. Ihr könnt mich eilig holen lassen, wenn Ihr mich nöthig habt.

      CONRAD. Das ist wahr, Ihr seid doch ein kluger Mann. — Aber den Narren wollen wir mitnehmen.

      CLAUS. Mich? — O ihr Herren, ich bin im Felde ganz unnütz, ich kann keine Trommel hören, ohne Colik zu bekommen, ich sitze immer bei den Marketendern und mache nur die Lebensmittel theuer; als Soldat bin ich gar nicht zu gebrauchen, weil ich vor Angst die Parole vergesse. Warum wollt Ihr mich denn mitnehmen?

      CONRAD. Erstlich zur Strafe, damit du siehst, daß wir wohl siegen werden; zweitens, damit wir doch auch einen Narren unter uns haben. Drittens, um den Feind durch deine Person zu ärgern, — und viertens sollst du mitgehn!

      CLAUS. Dieser letzte Grund ist so verdammt gründlich, daß sich nichts von Bedeutung dagegen einwenden läßt. Nun, wenn es denn seyn muß, so will ich nur mein Bündel schnüren und mein Testament machen.

      HEYMON. Dein Testament?

      CLAUS. Aus meinem Narrenstock СКАЧАТЬ