Dracula. Брэм Стокер
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Читать онлайн книгу Dracula - Брэм Стокер страница 6

Название: Dracula

Автор: Брэм Стокер

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Horror bei Null Papier

isbn: 9783954180080

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      »Ja«, sag­te ich, »Jo­na­than Har­ker.« Sie lä­chel­te und gab ei­nem ält­li­chen Mann in wei­ßen Hem­d­är­meln, der ihr bis zur Türe ge­folgt war, einen Auf­trag. Er ging, kam aber gleich dar­auf mit ei­nem Brie­fe in der Hand wie­der zu­rück:

      Mein Freund! Will­kom­men in den Kar­pa­ten. Ich er­war­te Sie mit Un­ge­duld. Schla­fen Sie wohl für heu­te. Um drei Uhr mor­gens geht die Post­kut­sche nach der Bu­ko­wi­na, ein Platz ist für Sie re­ser­viert. Am Bor­gópass wird mein Wa­gen Sie er­war­ten und zu mir brin­gen. Ich hof­fe, dass Sie eine gute Rei­se von Lon­don bis hier­her hat­ten und dass Sie sich Ihres Auf­ent­halts in mei­ner herr­li­chen Hei­mat freu­en mö­gen.

      Ihr Freund Dra­cu­la.

      4. Mai. – Ich brach­te in Er­fah­rung, dass der Wirt einen Brief des Gra­fen er­hal­ten hat­te, der ihn be­auf­trag­te, den bes­ten Platz in der Post­kut­sche zu be­le­gen; als ich ihn über De­tails aus­fra­gen woll­te, wur­de er je­doch zu­rück­hal­tend und gab vor, mein Deutsch nicht zu ver­ste­hen. Das konn­te nur eine Aus­re­de sein, denn bis­her hat­te er es ver­stan­den; we­nigs­tens schi­en es so, denn auf alle mei­ne Fra­gen war mir stets eine ge­naue Ant­wort zu­teil­ge­wor­den. Er und sei­ne Frau, die alte Dame, die mich emp­fan­gen hat­te, sa­hen sich er­schro­cken an. Als ich ihn frag­te, ob er den Gra­fen Dra­cu­la ken­ne und mir et­was von des­sen Schloss er­zäh­len wol­le, be­kreu­zig­ten sich bei­de und bra­chen ein­fach das Ge­spräch ab, in­dem sie sag­ten, sie wüss­ten nichts da­von. Das Geld wäre in ei­nem Brie­fe ge­sandt wor­den, das wäre al­les. Es war nur mehr we­nig Zeit bis zur Abrei­se, so­dass ich nicht mehr fra­gen konn­te; üb­ri­gens war die Sa­che recht ge­heim­nis­voll und we­nig er­freu­lich für mich.

      Kurz be­vor ich weg­ging, kam die alte Dame zu mir aufs Zim­mer und sag­te in hys­te­ri­schem Tone: »Müs­sen Sie denn hin­ge­hen, jun­ger Herr? Müs­sen Sie denn wirk­lich ge­hen?« Sie war der­ma­ßen er­regt, dass sie das we­ni­ge Deutsch, das sie konn­te, ver­ges­sen zu ha­ben schi­en, denn sie misch­te es mit Wor­ten ei­ner an­de­ren Spra­che, die ich ab­so­lut nicht ver­stand. Ich konn­te ihr nur so­weit fol­gen, um zu er­ken­nen, dass sie Fra­gen stell­te. Als ich ihr aber sag­te, dass ich ge­hen müs­se und dass wich­ti­ge Ge­schäf­te mich rie­fen, frag­te sie wie­der:

      »Wis­sen Sie denn, was heu­te für ein Tag ist?« Ich ant­wor­te­te, es wäre der 4. Mai. Sie schüt­tel­te den Kopf und sag­te wie­der: »O ja, ich weiß, ich weiß; aber wis­sen Sie denn nicht, was für ein Tag heu­te ist?« Als ich ver­nein­te, fuhr sie fort:

      »Es ist St. Ge­orgs­nacht; wis­sen Sie nicht, dass, wenn die Uhr heu­te Mit­ter­nacht schlägt, alle bö­sen Din­ge in der Welt frei­en Lauf ha­ben? Wis­sen Sie, wo­hin Sie ge­hen und zu wem Sie ge­hen?«

      Sie war so ver­stört, dass ich den Ver­such mach­te sie zu trös­ten, aber ver­ge­bens. Schließ­lich warf sie sich auf die Knie und fleh­te mich an, nicht zu ge­hen, we­nigs­tens mei­ne Ab­fahrt um einen oder zwei Tage zu ver­schie­ben. Es war zu lä­cher­lich, das al­les, aber den­noch fühl­te ich mich un­be­hag­lich. Auf alle Fäl­le hat­te ich mei­nem Dienst nach­zu­kom­men und nichts durf­te mich da­von ab­hal­ten. Ich hob sie also auf, trock­ne­te ihre Trä­nen und sie gab mir dann ein Kru­zi­fix, das sie von ih­rem Hal­se ge­nom­men. Ich wuss­te nicht recht, was ich da­mit an­fan­gen soll­te, denn als eng­li­scher Christ hat­te ich ge­lernt, sol­che Din­ge als mehr oder min­der göt­zen­die­ne­risch an­zu­se­hen; ich brach­te es aber auch nicht übers Herz, das Ge­schenk der al­ten Frau, die es so gut mit mir mein­te und sich in ei­ner sol­chen Er­re­gung be­fand, zu­rück­zu­wei­sen. Ver­mut­lich sah sie mir die­se Zwei­fel am Ge­sicht an, denn sie leg­te mir den Ro­sen­kranz um den Hals und sag­te: »Um Ih­rer Mut­ter wil­len.« Dann ging sie aus dem Zim­mer. Ich schrei­be die­sen Teil mei­nes Ta­ge­bu­ches, wäh­rend ich auf die Post war­te, die sich ohne Zwei­fel ver­spä­tet hat. Der Ro­sen­kranz hing noch um mei­nen Hals. Ich weiß nicht, ist es der Aber­glau­be der al­ten Frau oder die ge­spens­ti­gen Tra­di­tio­nen der Ge­gend oder das Kru­zi­fix selbst, aber ich fühl­te mich nicht so zu­ver­sicht­lich als sonst. Wenn die­ses Buch Mina vor mir er­rei­chen soll­te, so möge es ihr mei­ne Ab­schieds­grü­ße brin­gen. Da kommt der Wa­gen!

      Als ich mich zur Kut­sche be­gab, hat­te der Po­stil­lon sei­nen Sitz noch nicht ein­ge­nom­men und ich sah ihn mit der Wir­tin spre­chen. Das Ge­spräch schi­en sich um mich zu dre­hen, denn hier und da blick­ten sie zu mir her­über. Auch ei­ni­ge Leu­te, die auf der Bank vor dem Hau­se ge­ses­sen hat­ten – sie wird mit ei­nem Wort be­zeich­net, das man am bes­ten als »Wort­füh­rer« über­set­zen kann – nä­her­ten sich ih­nen und hör­ten zu; dann sa­hen sie auf mich, die meis­ten von ih­nen mit ei­nem Aus­druck des Mit­lei­des. Ich hör­te ei­ni­ge Wor­te sich im­mer wie­der­ho­len, selt­sa­me Wor­te – denn es wa­ren ver­schie­de­ne Na­tio­na­li­tä­ten un­ter der Men­ge ver­tre­ten. Ich zog ru­hig mein Po­ly­glott-Wör­ter­buch aus der Ta­sche und schlug nach. Ich muss sa­gen, es war nicht ge­ra­de an­ge­nehm für mich; denn da stand: »Or­dog = Sa­tan«, »Po­kol = Höl­le«, St­re­goi­ca = Hexe; »vro­lok« und »vl­kos­lak« be­deu­ten das­sel­be; das eine ist slo­wa­kisch, das an­de­re ser­bisch – näm­lich Wer­wolf oder Vam­pir. (Ich muss den Gra­fen über die­sen Aber­glau­ben be­fra­gen.)

      Als wir ab­fuh­ren, mach­te die gan­ze Ver­samm­lung vor dem Wirts­hau­se, die un­ter­des­sen be­trächt­lich an­ge­wach­sen war, das Zei­chen des Kreu­zes und streck­te dann zwei ge­spreiz­te Fin­ger ge­gen mich aus. Nur mit Schwie­rig­kei­ten er­fuhr ich von ei­nem mei­ner Rei­se­ge­fähr­ten, was das zu be­deu­ten habe. Erst woll­te er nicht mit der Spra­che her­aus, als ich ihm aber sag­te, dass ich Eng­län­der sei, er­klär­te er mir, das sei ein Zau­ber oder Schutz ge­gen den bö­sen Blick. Das war nicht sehr er­freu­lich für mich, der ich eben an einen un­be­kann­ten Ort zu ei­nem un­be­kann­ten Mann fah­ren woll­te; aber alle er­schie­nen so gut­her­zig, so be­sorgt und so sym­pa­thisch, dass ich mich ei­ner ge­wis­sen Rüh­rung nicht er­weh­ren konn­te. Ich wer­de den letz­ten Aus­blick auf den Wirts­gar­ten und die sich um den Tor­weg drän­gen­de ma­le­ri­sche Men­ge nicht ver­ges­sen; wie sie sich be­kreu­zig­ten, im Hin­ter­grund das rei­che Ge­zwei­ge der Ole­an­der und Oran­gen­bäu­me, die in grü­nen Kü­beln in der Mit­te des Ho­fes СКАЧАТЬ