Dracula. Брэм Стокер
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Читать онлайн книгу Dracula - Брэм Стокер страница 22

Название: Dracula

Автор: Брэм Стокер

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Horror bei Null Papier

isbn: 9783954180080

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СКАЧАТЬ mein Freund, heißt es also rei­sen. Sie keh­ren in ihr herr­li­ches Eng­land zu­rück, ich zu ei­ner Be­schäf­ti­gung, die so aus­ge­hen kann, dass wir uns viel­leicht nie wie­der se­hen. Ihr letz­ter Brief ist auf­ge­ge­ben wor­den; mor­gen wer­de ich nicht hier sein, aber al­les ist für Ihre Rei­se vor­be­rei­tet. Früh kom­men Szi­ga­nos, die noch ei­ni­ge Ar­bei­ten hier vor­zu­neh­men ha­ben, und auch ei­ni­ge Slo­wa­ken. Wenn alle fort sind, wird mein Wa­gen Sie ab­ho­len und zum Bor­gópass brin­gen, wo­selbst Sie den Post­wa­gen von der Bu­ko­wi­na nach Bistritz er­war­ten kön­nen. Aber ich den­ke, ich sehe Sie noch öf­ter hier auf Schloss Dra­cu­la.« Ich trau­te ihm nicht recht und woll­te sei­ne Auf­rich­tig­keit auf die Pro­be stel­len. Auf­rich­tig­keit! Es ist wie eine Pro­fa­na­ti­on die­ses Wor­tes, wenn man es in ei­nem Atem mit die­sem Scheu­sal nennt. Ich frag­te ihn ge­ra­de her­aus:

      »Wa­rum soll ich denn nicht heu­te Nacht fah­ren?«

      »Weil mein Kut­scher und mei­ne Pfer­de nicht ver­füg­bar sind, mein Bes­ter.«

      »Aber ich wür­de recht ger­ne zu Fuße ge­hen. So­gleich möch­te ich am liebs­ten den Marsch an­tre­ten.« Er lä­chel­te sanft, ver­bind­lich; aber es lag in die­sem Lä­cheln so viel sa­ta­ni­scher Spott, dass ich fühl­te, es ste­cke ir­gend eine Tücke hin­ter die­ser Freund­lich­keit. Er fuhr fort:

      »Und wie ist es mit Ihrem Ge­päck?«

      »Ich brau­che es nicht. Ich kann es ge­le­gent­lich nach­schi­cken las­sen.« Der Graf stand auf und sag­te mit so fei­ner Ar­tig­keit, dass ich mir die Au­gen rei­ben muss­te, um mich zu ver­si­chern, dass ich nicht träu­me:

      »ihr Eng­län­der habt eine Re­dens­art, die ich mir be­son­ders ge­merkt habe, weil sie das aus­drückt, was auch wir Bo­ja­ren be­fol­gen: ›Gib dem kom­men­den Gast dein Bes­tes, den ab­rei­sen­den aber hal­te nicht auf.‹ Kom­men Sie mit mir, lie­ber jun­ger Freund. Nicht einen Au­gen­blick sol­len Sie län­ger in mei­nem Hau­se sein, als Sie es selbst wün­schen, ob­gleich es mir leid­tut, dass Sie schon fort wol­len und das so plötz­lich wün­schen. Kom­men Sie mit!« Mit stei­fer Gran­dez­za stieg er, die Lam­pe in der Hand, vor mir die Stie­ge hin­un­ter und durch­schritt die Hal­le. Plötz­lich blieb er ste­hen:

      »Hor­chen Sie!«

      Ganz in der Nähe hör­ten wir das Bel­len von Wöl­fen. Es war, als er­hö­be sich der Lärm in dem Au­gen­blick, als er mit der Hand wink­te, gleich­wie ein großes Or­che­s­ter auf den Takt­strich des Di­ri­gen­ten ein­setzt. Nach ei­ner kur­z­en Pau­se schritt er in sei­ner gra­vi­tä­ti­schen Wei­se aufs Tor zu, zog die ge­wich­ti­gen Rie­gel zu­rück, hak­te die schwe­ren Ket­ten aus und öff­ne­te lang­sam.

      Zu mei­nem höchs­ten Er­stau­nen muss­te ich be­mer­ken, dass das Tor un­ver­schlos­sen war. Voll Miss­trau­en sah ich nä­her hin, konn­te aber kei­nen Schlüs­sel ent­de­cken.

      Als das Tor auf­ging, wur­de das Bel­len der Wöl­fe lau­ter und wil­der; ihre ro­ten Mäu­ler mit dem schaum­be­deck­ten Ge­biss und ihre klau­en­be­wehr­ten Füße dräng­ten sich her­ein. In die­sem Au­gen­blick ward es mir klar, dass es un­nütz wäre, einen Kampf ge­gen den Gra­fen auf­zu­neh­men. Ge­gen ihn, der sol­che Ver­bün­de­te hat, kann ich doch nichts aus­rich­ten. All­mäh­lich öff­ne­te sich das Tor wei­ter und des Gra­fen ha­ge­re Ge­stalt stand al­lein in der Öff­nung. Plötz­lich fuhr es mir durch den Sinn, dass der Tag mei­nes Un­ter­gan­ges ja da sei und ich den Wöl­fen vor­ge­wor­fen wer­den soll­te. Ich selbst hat­te es ja ver­an­lasst. Es lag eine teuf­li­sche Bos­heit in die­ser Idee, die dem Gra­fen voll­kom­men zu­zu­trau­en war, und ich schrie zu­letzt:

      »Schlie­ßen Sie das Tor, ich war­te ger­ne bis mor­gen!« Dann be­deck­te ich mein Ge­sicht mit den Hän­den, um die bit­te­ren Trä­nen der Ent­täu­schung zu ver­ber­gen, die mir die Au­gen füll­ten. Mit ei­ner Be­we­gung sei­nes mäch­ti­gen Ar­mes zog der Graf das Tor zu und schob die Rie­gel wie­der vor, die in dem wei­ten Ge­wöl­be wi­der­hall­ten und klan­gen.

      Wir kehr­ten schwei­gend zur Biblio­thek zu­rück, und eine oder zwei Mi­nu­ten spä­ter be­gab ich mich auf mein Zim­mer. Als ich mich noch ein­mal kurz um­wand­te, sah ich, wie Graf Dra­cu­la mir Hand­küs­se zu­warf, mit ei­nem Lä­cheln, auf das Ju­das in der Höl­le hät­te stolz sein kön­nen.

      In mei­nem Zim­mer an­ge­kom­men, woll­te ich mich eben nie­der­le­gen, da hör­te ich ein Flüs­tern vor mei­ner Türe. Ich ging lei­se hin und lausch­te. Wenn mich mei­ne Ohren nicht täusch­ten, so war es die Stim­me des Gra­fen, wel­che sag­te:

      »Zu­rück, zu­rück auf eure Plät­ze! Eure Zeit ist noch nicht ge­kom­men. War­tet! Habt Ge­duld! Mor­gen Nacht, mor­gen Nacht ist er euer!« Ein sü­ßes, lei­ses Ki­chern war die Ant­wort, und wü­tend stieß ich die Türe auf. Drau­ßen wa­ren die drei schreck­li­chen Frau­en, die gie­rig ihre Lip­pen leck­ten. Als sie mich er­blick­ten, bra­chen sie alle zu­sam­men in ein ent­setz­li­ches Ge­läch­ter aus und rann­ten da­von. Ich kehr­te in mein Zim­mer zu­rück und warf mich auf die Knie nie­der. Ist es denn schon so nahe, das Ende? Mor­gen! Mor­gen! Gott hilf mir und de­nen, die mich lieb ha­ben!

      30. Juni, mor­gens. – Das wer­den wohl die letz­ten Wor­te sein, die ich in die­ses Ta­ge­buch schrei­be. Ich schlief bis kurz vor Ta­ge­s­an­bruch, und als ich auf­stand, warf ich mich auf die Knie nie­der, denn ich woll­te, dass der Tod, wenn er käme, mich we­nigs­tens nicht un­vor­be­rei­tet fän­de. Dann fühl­te ich die ei­gen­ar­ti­gen Ver­än­de­run­gen in der Luft und wuss­te, dass der Mor­gen da sei. Nun er­tön­te auch der er­sehn­te Hah­nen­schrei und ich wuss­te, dass ich ge­ret­tet war. Mit fro­hem Her­zen öff­ne­te ich mei­ne Türe und eil­te hin­un­ter nach der große Hal­le. Ich hat­te ge­se­hen, dass das Tor nicht ver­schlos­sen wor­den war und dass der Weg zur Frei­heit mir of­fen stand. Mei­ne Hän­de zit­ter­ten von Er­re­gung, als ich die schwe­ren Ket­ten aus­hak­te und die mas­si­ven Rie­gel zu­rück­schob.

      Aber das Tor be­weg­te sich nicht; Verzweif­lung pack­te mich. Ich stieß im­mer und im­mer wie­der da­ge­gen und rüt­tel­te dar­an, dass es, so schwer es auch war, in den An­geln krach­te. Es konn­te nicht an­ders sein: der Graf muss­te es ver­schlos­sen ha­ben, nach­dem er von mir ge­gan­gen war.

      Da er­griff mich ein wil­des Ver­lan­gen, des Schlüs­sels um je­den Preis hab­haft zu wer­den, und ich be­schloss, noch­mals die Mau­er hin­un­ter­zu­klet­tern und in des Gra­fen Zim­mer ein­zu­drin­gen. Er moch­te mich mei­net­hal­ben tö­ten – der Tod schi­en mir tau­send­mal bes­ser als das, was mir in Aus­sicht stand. Ohne zu zö­gern rann­te ich zu dem öst­li­chen Fens­ter und stieg, wie das ers­te Mal, die Mau­er hin­ab in das Zim­mer des Gra­fen. Es war leer, aber ich hat­te es nicht an­ders er­war­tet. Ich konn­te nir­gends einen Schlüs­sel er­bli­cken, aber der Hau­fen Gold war noch da. Ich ging durch die Eck­tü­re, die Wen­del­trep­pe hin­un­ter und dann durch den fins­te­ren Gang in die alte Ka­pel­le. Ich wuss­te jetzt ge­nau, wo ich das Scheu­sal zu su­chen hat­te.

      Die große Kis­te stand noch auf dem­sel­ben Plat­ze, dicht an der Mau­er; der De­ckel lag schon dar­auf, war aber СКАЧАТЬ