Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik. Andreas Suchanek
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Читать онлайн книгу Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik - Andreas Suchanek страница 80

СКАЧАТЬ verbrennen. Dann sind sie völlig verwirrt und man kann sie erledigen.« Sie schwang die Pfanne erneut wie einen Tennisschläger.

      Alex starrte sie mit offenem Mund an.

      »Ja, Kent, sie ist echt«, kam es prompt von Jen. Sie reichte ihm seinen Essenzstab, den er dankbar entgegennahm. »Glücklicherweise kamen wir gerade noch rechtzeitig.«

      »Gutes Feuerholz.« Tilda deutete auf die Stäbe.

      »Du bist keine Magierin?«, fragte Jen, was Alex verdeutlichte, dass die beiden bisher nur über das Nötigste gesprochen hatten.

      Die Frau blickte düster drein. »Ich bin essenzlos.«

      »Aha.« Er schaute zwischen Jen und Tilda hin und her. »Was heißt das?«

      »Er ist ein Neuerweckter«, erklärte Jen auf den fragenden Blick der anderen Frau. »Essenzlose Erben kommen, soweit ich weiß, nur extrem selten vor. Dabei erhält ein Magier zwar ein Sigil, doch dieses produziert keine Essenz.«

      Tilda nickte, den Mund zu einem Strich zusammengepresst. »Netterweise gestattete mir Tomoe, hier als Köchin tätig zu sein.«

      »Kochen!«, rief Jen. Sie schaute zu Alex. »Ist das dein Hobby?«

      »Nein«, erwiderte er.

      »Mist.«

      »Ihr beiden seid seltsam«, kommentierte Tilda. »Wie kommt ihr überhaupt hierher? Ich dachte, das Castillo kann nicht betreten werden.«

      »Tja, das war mehr eine Art Unfall.« Alex trat zu Jen, hielt jedoch einen Sicherheitsabstand zur Kampf-Köchin. »Jemand wollte uns erledigen, hat aber ›nur‹ das Portal umgeleitet.« Ihm kam ein Gedanke. »Bist du unsterblich?«

      Tilda schüttelte den Kopf. »Nein. Doch solange der Schleier über dem Castillo liegt, altert ein Magier hier nicht.«

      Ein weiteres Rätsel in der langen Reihe.

      »Okay, was genau ist hier eigentlich passiert?«, fragte Jen.

      Tilda legte die Pfanne beiseite. Sie deutete auf die dicht beschriebenen Pergamentseiten, die neben dem Herd lagen. »Vielleicht solltet ihr es einfach selbst lesen.«

      Alex schnappte sich die Bögen und rollte sie säuberlich aus. Mit Jen, die die Kante der Ablage fest umklammerte – ihr war wohl erneut schwindelig –, begann er über die Zeilen zu fliegen.

      Mein Herz pocht vor Euphorie. Ich habe recht behalten. Vor Wochen schon sprach Joshua seine Warnung aus, doch sie verhallte ungehört. Zu nah war die Erfüllung, alle Augen richteten sich auf das Vorhaben in Alicante. Der Tag der Erschaffung wird sogleich als dunkelster in unsere Geschichte eingehen. Der Wall ist entstanden, aber bezahlt wurde er mit vielen Leben. Der Verräter – mein Herz wird schwer bei dem Gedanken an jenen, den ich einst als Freund betrachtete – führte sie an. Wir erfuhren davon über die Kontaktsteine.

      Zur Hilfe eilen vermochten wir nicht, standen doch auch vor unseren Zinnen die Schattenkrieger. Angeführt von Dschingis Khan höchstselbst, bereiteten sie den Sturm vor. Schon Tage zuvor ging Tomoe nach Alicante, begann die Überführung der Artefakte, Schriften und Kämpfer. Nur einige Wenige verweilten in diesen Hallen. Bei dem Gedanken an das feiste Grinsen des Khans gerät mein Blut noch heute in Wallung.

      Gerne hätte ich sein Gesicht gesehen, als er der Schmach gewahr wurde. Denn ich war vorbereitet. Durch Joshuas Warnung – mein Dank ist dir auf ewig gewiss, Freund – konnte ich den Schutzzauber weben und mit einem der letzten Artefakte verbinden. Ein Schleier schützt nun dieses mein Zuhause. Er speist sich aus unseren Sigilen. Nach meinen ursprünglichen Berechnungen hätten wir den Schutz noch weitere Wochen aufrechterhalten können. In dieser Zeit ist ein Kontakt nach außen unmöglich.

      Die Erschaffung des Walls geht mit fatalen Folgen einher. Die Kraft unserer Sigile lässt mit jedem Tag nach. Die Räte haben uns darauf vorbereitet. Der Wall speist sich aus uns allen, daher verlieren wir Macht. Vermutlich müssen wir unseren Schutz in wenigen Tagen aufheben. Sodann werden wir die verbliebenen Artefakte und Schriften fortbringen und das erste Castillo zerstören.

      Gezeichnet zur letzten Stunde des Tages,

      Amon

      Panik breitet sich aus, vernebelt unsere Sinne. Die Verbindung zwischen dem Artefakt und uns kann nicht aufgehoben werden. Die Erschaffung des Walls hat uns der notwendigen Kräfte beraubt. Zu schwach sind wir bereits. Doch während der Wall nur einen Teil nimmt, nie aber zu viel, stoppt das Artefakt niemals. Heute Morgen brach Walther zusammen. Seine Essenz ist leer, doch das Sigil löst kein Aurafeuer aus. Wir sind ratlos.

      Gezeichnet zur Mittagsstunde,

      Amon

      Zehn sind bereits tot. Das Artefakt frisst ihre Essenz, ihr Sigil, ihre Aura. Tote Körper bleiben zurück. Es geschieht abrupt. Meine Befürchtung ist jene: Das unheilige Ding ist eine Waffe. Einzig Tilda bleibt verschont. Unsere Köchin ist essenzlos, weshalb sie nicht mit dem Artefakt verbunden werden konnte. Gleichzeitig vermochte ich festzustellen, dass die Strahlung Pflanzen und lebendes Gewebe konserviert. Ein Schritt zur Unsterblichkeit? Aber ein fataler, das steht außer Frage.

      Gezeichnet in höchster Not,

      Amon

      Wir sind nur mehr zu dritt. Falk ist untröstlich, starrt immer wieder auf das Bild seiner geliebten Adrienne. Sie beaufsichtigte die Bücher, die ins Castillo nach Alicante gebracht wurden. Er fragt sich, ob sie beim Sturm der Angreifer noch dort verweilte, ob sie überlebt hat. Es bricht mir das Herz, ihn so leiden zu sehen. Adrienne wird sich das Gleiche fragen, sollte sie am Leben sein. Stille und Tod liegen über dem Ort, den wir einst unser Zuhause nannten. Jeder wartet darauf, dass es ihn als Nächsten erwischt. Tilda umsorgt uns rührend. Vermutlich wird sie die Letzte sein. Wenn wir tot sind, wird der Schleier fallen – und sie kann gehen.

      Gezeichnet im Angesicht des Todes,

      Amon

      Ich bin der Letzte.

      Alle anderen sind tot. Mein Dienst im Zeichen der Lichtkämpfer geht zu Ende. Der Schutz, den ich meinen Brüdern und Schwestern erschaffen wollte, hat unseren Untergang eingeleitet. Möge die Nachwelt nicht zu schlecht von mir denken. Tilda ist soeben hinausgeeilt, um mir einen ihrer geliebten Tees zuzubereiten. Sie ist etwas Besonderes, wie ich in den vergangenen Tagen feststellen durfte. Bis auf die Seele wandert ihr Blick. Das Schicksal mag ihr die Essenz verwehrt haben, doch etwas anderes wurde ihr dafür geschenkt. Mögen …

      Alex legte das letzte Blatt zur Seite. Es gab noch mehr, doch er konnte nicht länger lesen, was im Zeichen größter Not geschrieben worden war. Die Verstorbenen hatten Abschiedsbriefe beigefügt, dazu ein Inventar der verbliebenen Artefakte, das er kurz überflog. Natürlich kannte er keine einzige der darauf vermerkten Bezeichnungen. »Das ist ja übel«, flüsterte er. »Aber warum ist der Schleier nicht zusammengebrochen, als die Lichtkämpfer tot waren?«

      Jen schwieg. Ein Zittern überfiel ihren Körper. Rückwärts kippte sie um, schlug mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf.

      Tilda schlug die Hand vor den Mund. »Es geschieht erneut.«

      15. Lebt wohl

      Sein СКАЧАТЬ