Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik. Andreas Suchanek
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Читать онлайн книгу Das Erbe der Macht - Die komplette Schattenchronik - Andreas Suchanek страница 79

СКАЧАТЬ es von Kevin. »Aber was soll das heißen, die Gedanken nachstellen?«

      »Hm. Scheinbar vergaß der Wechselbalg durch das Kopieren des Menschen, was er ist und hielt sich selbst für das Original. Er handelte und sprach wie diese Person.« Clara blickte schockiert von den Seiten auf. »Er besaß die Erinnerungen des echten Lichtkämpfers oder Nimags.«

      »Wow«, entfuhr es Kevin. »Das ist total perfide. Ich könnte also die Kopie sein, wüsste es aber selbst nicht mal? Erinnerungen, Farbe der Essenz und der Spur, alles wäre identisch mit dem echten Kevin?« Mit einiger Verzögerung realisierte er, was das bedeutete. »Damit ist jeder Wahrheitszauber ausgehebelt.«

      »Stimmt.« Max trat vor das Fenster und spähte hinaus in die Nacht. »Denn solange das verdammte Ding glaubt, dass es das Original ist, lügt es ja nicht.«

      »Dann sind Eliot und sein Trupp keinen Schritt weiter«, konstatierte Kevin.

      »Wenigstens sind Alex und Jen in Sicherheit«, murmelte Clara.

      »Jeder außerhalb des Castillos ist das«, sagte Max. »Aber das bringt uns nicht weiter.«

      Clara hatte sich mit gerunzelter Stirn über das Büchlein gebeugt. Gedankenverloren strich sie eine Strähne ihres dunklen Haares zur Seite. »Da steht, dass die Wechselbälger noch eine weitere Fähigkeit besaßen, die sie hochgefährlich für die Lichtkämpfer machte.«

      Stille.

      »Ja?«, hakte Chloe nach. »Was ist es?«

      »Steht hier nicht«, erwiderte Clara. Sie studierte den Einband. »Aber das hier ist nur ein Auszug. Das Hauptwerk des Autors befindet sich in der Bibliothek. Ich schaue mir das an.«

      »Halt, halt, halt«, stoppte Kevin sie. »Niemand geht mehr alleine irgendwohin. Chris, du begleitest sie.«

      »Liebend gerne.«

      Chloe durchdachte die Situation. »Ich werde noch mal nach der verdammten Klinge suchen. Wo auch immer sie ist, ich finde das Ding.«

      »Max, gehst du mit ihr?«, fragte Kevin.

      »Aye, Sir«, bestätigte er erfreut und ließ prompt eine weitere Kaugummiblase platzen. »Sorry.«

      Chloe grinste. »Gut, dass du nicht mit in die Bibliothek gehst. Ihr würdet sofort rausfliegen. Was machen wir mit der Klinge, sobald wir sie haben? Ich wäre ja für zerstören, aber keine Ahnung, wie das geht.«

      Kevin nickte. »Das wäre doch eine Idee für Einstein. Ich suche ihn und wir knobeln etwas aus.«

      »Korrigiere mich, aber bist du dann nicht alleine?«, fragte Chloe.

      »Die paar Meter bis zum Trakt der Unsterblichen werde ich schon schaffen.« Kevin zog seinen Essenzstab. »Außerdem ist ja immer jemand um mich herum. Dort darf Albert dann Babysitter spielen.«

      »Er wird begeistert sein.« Chloe reichte Clara das Büchlein. »Hier, viel Glück bei der Suche nach dem Hauptwerk, ihr zwei.«

      Mit Chris verließ Bibliotheks-Girl den Raum. Eigentlich hätte Chloe Max lieber bei Kevin geparkt und sich alleine um die Klinge gekümmert. Falls sie die Kreatur fand, hätte sie es in einem schnellen Kampf zu Ende gebracht. Doch das kam nicht infrage. Zu gefährlich war die Situation geworden, zu unvorhersehbar. Sie vertraute ihren eigenen Teamkameraden, aber letztlich konnte der Wechselbalg jeden imitieren.

      »Pass auf dich auf, Kev«, sagte Max.

      Beide verabschiedeten sich mit einem Nicken.

      Chloe richtete ihre Gedanken auf die vor ihnen liegende Aufgabe. Bisher hatte der Suchzauber stets funktioniert, sobald der Wechselbalg die Klinge einsetzte. Leider war es dann schon zu spät. Sie mussten das Versteck des Artefakts finden. Das offenbarte vermutlich auch die Identität des Originals, immerhin war es nur logisch, dass die Kreatur etwas so Wertvolles in der Nähe versteckte.

      Dass die Klinge bei Chris gefunden worden war, ergab im Nachhinein ebenfalls Sinn. Damit war der Verdacht auf ihn gelenkt worden. Andererseits verstand Chloe nicht, weshalb die Kreatur kurz darauf bei den Ordnungsmagiern zugeschlagen hatte. So hatte sie den Plan selbst zunichtegemacht. Andererseits hatte sie dadurch die Klinge wieder an sich bringen können, um Leonardo zu attackieren. Einen Unsterblichen auszuschalten besaß wohl hohe Priorität.

      »Was ist los?«, fragte Max. »Du siehst aus, als explodiere gleich dein Schädel.«

      Sie lächelte müde. »Tut er auch. Das alles ist so verworren. Wenn das so weitergeht, werde ich noch paranoid.«

      Kevin blieb im Turmzimmer zurück, während sie gemeinsam zum Raum mit den Suchgloben gingen.

      »Wir alle.« Max fuhr sich fahrig durch die dunklen, schulterlangen Haare, die sich nie vollständig bändigen ließen. »Ich überlege die ganze Zeit, wer sich auffällig verhalten oder etwas Falsches getan oder gesagt hat. Aber mir fällt niemand ein. Vielleicht ist es Eliot.«

      »Hat er sich auffällig verhalten?«

      »Hm? Oh, nein. Er ist nur ein Idiot.« Max grinste halb böse, halb neckend. »Allerdings wünsche ich so was nicht mal ihm. Aber weißt du, mir ist noch etwas eingefallen.«

      »Ja?«

      »Wenn wir die Suchgloben benutzen, können wir dann nicht einfach nach dem Aufenthaltsort eines Lichtkämpfers suchen?«, fragte er. »Und wenn derjenige kopiert wurde, müsste er dann nicht zweimal auftauchen. Einmal das Original und einmal die Kopie? Können die Globen das unterscheiden?«

      Chloe blieb stehen und starrte Max überrascht an. »Das ist eine gute Idee. Keine Ahnung, ob die Dinger den Unterschied zwischen Kopie und Original erkennen, aber das spielt keine Rolle. Wir nutzen die Überwacher.« Sie deutete in die Höhe, wo seit wenigen Stunden Kugeln umherflogen. Wie Überwachungskameras präsentierten sie alles in ihrer Umgebung. »Die Globen zeigen uns den Aufenthaltsort und wir bestätigen ihn visuell. Falls sie uns also nur das Original zeigen, würde der Überwacher die Kopie finden. Aber ich glaube eher, dass wir jemanden doppelt sehen werden. Vorausgesetzt, das Original ist nicht ebenso maskiert, wie es die Klinge gewesen ist. Aber egal, lass es uns versuchen.«

      Mit neu erwachtem Elan rannten sie zu den Suchgloben.

      14. Die Tragödie

      Das plötzliche Licht ließ erneut Schmerz hinter seiner Stirn explodieren. Jens Stimme erklang, sie murmelte ein Wort. Die Linderung kam wie eine Welle kühlen Wassers, das sich über ihn ergoss. Er blinzelte. »Das war hoffentlich ein Traum.«

      Neben dem Tisch, auf dem er lag, stand eine kleine, runde Frau, die eine Bratpfanne in Händen hielt. Er schoss in die Höhe, sprang zu Boden, taumelte – da ihm schwindelig wurde – und krachte gegen ein Regal, in dem allerlei Töpfe und Schüsseln aufgereiht waren.

      »Darf ich vorstellen, Tilda.« Jen deutete auf das Bratpfannenweib. »Wir konnten das Missverständnis aus der Welt schaffen.«

      »Missverständnis?!« Er betastete seine Stirn, wo normalerweise eine Beule hätte prangen müssen. Vermutlich hatte Jen sie einfach verschwinden lassen.

      Tilda grinste СКАЧАТЬ