Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler. PAUL HEYSE
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Название: Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler

Автор: PAUL HEYSE

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066113261

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СКАЧАТЬ Deine Enkel sind nun da,

       Bringen dir ein Kind zu Gaste,

       Das da schlief auf unserm Aste.

       Mond scheint kühl und Thau fällt naß;

       Großmama, bedenke das!

      Da dauerte es nicht lange und man konnte innen ein Schlüsselbund rasseln hören und Jemand husten. Die Thür ging auf und die alte Eichkätzchengroßmutter ließ die Gesellschaft herein. Sie hatte einen braunen Pelz, der wegen des großen Alters sehr nachgedunkelt war und oft hatte geflickt werden müssen, dazu eine Nachtmütze über Ohren und Stirn. – Landstreicher! brummte sie mit zahnlosem Munde, und wollte noch eine lange Gardinenpredigt halten. Wie sie aber Glückspilzchen gewahr wurde, erheiterten sich ihre Augen; sie fuhr dem schlafenden Mägdlein mit der kleinen Pfote über den Scheitel und küßte ihm das Ohrläppchen. – Und wo soll sie die Nacht bleiben? fragte sie dann. – Die Fremdenstube ist leer, erwiederte Springinslaub; da steht das weiche Moosbette, wo sie schlafen kann, bis die Sonne kommt. – Die Alte nickte stillschweigend und ließ ihre Enkel Glückspilzchen hinauftragen, die immerfort schlief. Sie selbst ging in ihre Kammer und holte den Pelz ihres seligen Mannes, der in einem Schränkchen von Nußschalen als ein heiliges Andenken hing. Ich muß dem lieben Thierchen doch was Absonderliches zu Gefallen thun, sagte sie vor sich hin, als wollte sie's bei dem Schatten des Seligen entschuldigen. Darauf stieg sie die kleine Treppe hinauf ihren Enkeln nach, die unterdeß ihre kleine Freundin sorglich niedergelegt, auch das Fenster verhängt hatten, damit der Mond ihr nicht gerade in die Augen scheinen und sie am Ende wecken könnte. Die alte braune Großmama aber deckte ihr den Pelz über die Füße, setzte ihr ihre eigne Nachtmütze auf das schwarze Haar und gab ihr eine Haselnuß in jede Hand, weil das Glück bringt nach dem Eichkatz-Aberglauben. Dann küßte ihr einer nach dem andern das Ohrläppchen und schlüpften allezusammen zur Thür hinaus.

       Wie Glückspilzchen ihre Nachtherberge verläßt und mit der Frau Bösgewissen Bekanntschaft macht.

       Inhaltsverzeichnis

      Die Waldvöglein in Zweigen

       Stehn singend auf beizeit,

       Derweil noch schlafen und schweigen

       Der Menschen Lust und Leid.

      O Jubel und o Wonne,

       Nach Nächten, dunkel und bang,

       Zu grüßen die liebe Sonne

       Mit frohem Lied und Klang!

      Zu schweben und zu schwanken

       Da droben hoch im Blau'n,

       Zu trösten die Müden und Kranken,

       Die drunten auf Träume bau'n;

      Und zu rufen hinab in die Lande:

       Wacht auf nun, nah und fern!

       Es kommt in des Frühroths Brande

       Ein neuer Tag vom Herrn.

      Wohlauf denn und frisch gesungen,

       Ein Jedes nach seinem Brauch!

       Ist's nur vom Herzen erklungen,

       Gefällt's dem Himmel auch.

      So ungefähr sang die Lerche, die am Morgen beim Frühconcert die erste Stimme trillerte; es war nur Alles noch viel besser und fröhlicher, so köstlich daß man's gar nicht mit bloßen Worten wiedergeben kann, und die andern lustigen Sänger hielten sich auch brav dran. Da stand auch die Sonne bald auf, wischte sich die Nebel vom Auge und hielt nicht länger mit ihrem goldnen Schein hinterm Berg.

      Glückspilzchen aber, wie es auffuhr aus dem Schlaf, wußt' es erst gar nicht, wo es war; denn daß das Zimmerchen in einer alten hohlen Eiche stecke, fiel ihm nicht ein. Das Licht fiel spärlich durch ein rundes Astloch, das die alte Base Spinne aus Gefälligkeit mit Spinneweb wie mit einer Fensterscheibe überzogen hatte, und davor hatten die Eichkätzchen gestern Nacht ein großes Blatt geheftet, um den Mond abzuwehren, so daß eine halbe Dämmerung ringsum war. Da bekam Glückspilzchen rechte Furcht, und wie sie ihren Bruder, den langen Poeten, nicht fand, auch die Käke nicht mehr im Arm hatte, setzte sie sich wieder auf das Moosbettchen, nahm die Schürze vors Gesicht und weinte bitterlange Zähren; denn von der Thür fand sie auch keine Spur, weil die Fugen in der Rinde nicht bemerkbar waren. Sie hatte aber kaum ein paar Dutzend Thränen geweint, da ging die Thür auf und Springinslaub trat herein, und hinter ihm die alte Großmama, die trug auf einem Brett den wundervollsten Eichelkaffee in Wallnußschalen und prächtige Erdbeeren, die ihre Enkel schon in aller Frühe im Walde gesucht hatten. Glückspilzchen hörte plötzlich ein bischen auf mit Weinen, denn sie verwunderte sich gar zu sehr über den zierlichen Besuch. Die alte Eichkätzchengroßmama aber setzte sich freundlich und liebreich neben sie und erzählte ihr, wie sie gestern von ihren Enkeln hereingebracht wäre, und sie solle nur bleiben, so lange sie wolle, und sie würden's ihr schon angenehm machen. Glückspilzchen saß wie im Traum, ließ sich aber von der Alten und den Andern, die nach und nach Alle Visite machten, geduldig das Ohrläppchen küssen und zum Frühstück nöthigen; denn sie meinte, es wäre doch Alles Traum, und sie würde bald aufwachen und Käke und ihren Bruder und auch den blonden Schusterjungen wiedersehen.

      Indessen rief die Großmama eins von den Eichkätzchen heran und sagte: Knackzähnchen, erzähl' wo du gewesen bist und was du gesehn hast beim Erdbeersammeln. Da sagte das Eichkätzchen mit feiner Stimme:

      Wo die blauen Veilchen sprossen,

       Sind drei Bächlein hergeflossen

       Ueber Nacht, wie wunderbar!

       Salz'ge Bächlein, rasch und klar,

       Drüber sich die Zweige spreiten.

       Auf dem einen sah ich gleiten

       Eine Puppe klein und schmächtig,

       Augen funkelhell und prächtig,

       Zähne blank wie Elfenbein;

       Gar erbärmlich that sie schrein.

       Sagt, weß mag die Puppe sein?

      Ach Gott, seufzte Glückspilzchen, das ist am Ende meine Puppe Käke gewesen! – Ei es giebt viel Puppen auf der Welt, sagte die alte Großmama, um sie zu beruhigen. Nun komm du, Rothbärtchen, und erzähle. Das Rothbärtchen aber fing an:

      Einsam sprang ich durch die Buchen,

       Beeren, roth und süß, zu suchen,

       Schaut' umher nach allen Seiten.

       Da auf einmal sah ich schreiten

       Einen blonden Schusterjungen

       Durch die Büsche, dichtverschlungen.

       Mütze saß auf einem Ohr;

       Spielte sich ein Liedel vor

       Auf der blanken Ziehharmonik,

       Wie ein Spielmann aus der Chronik,

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