Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler. PAUL HEYSE
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler - PAUL HEYSE страница 6

Название: Der Jungbrunnen: Neue Märchen von einem fahrenden Schüler

Автор: PAUL HEYSE

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 4064066113261

isbn:

СКАЧАТЬ Müde sind wir alle Drei,

       Ganz verschmachtet auch dabei.

       Wollt uns nur um Gottslohn speisen!

       Werden eilig weiter reisen.

       Oeffne drum die Thüre, Besterchen,

       Blanke Dreier hat mein Schwesterchen!

      Darauf hörten sie wie ein Riegel zurückgeschoben wurde, und ein wunderhübsches Mädchen öffnete ihnen. – Willkommen! sagte sie überaus freundlich, und tretet nur näher. Des alten Vogelstellers Sohn hält Hochzeit mit des alten Gärtners Tochter; ihr kommt gerade recht, uns Musik vorzumachen und hübsche Reime zu sagen. Nachher wär' ohnedies aus dem Tanzen nichts geworden. – Da sprang Glückspilzchen dem schönen Mädchen in die Arme; die trug sie ein paar Stufen hinauf, und sie traten allzusammen in den großen Hochzeitssaal.

       Was ihnen auf der Hochzeit begegnet.

       Inhaltsverzeichnis

      Das war aber ein stattlicher Saal, denn inwendig war das einsame Haus viel größer als von außen. Er war so mit Blumen geschmückt, daß man fast nichts sah von den Wänden, und oben an der Decke hingen eine Menge Vögel in Käfigen, die das Laub fast verbarg, und das gab eine schöne Tafelmusik. Die Eintretenden hatten jedoch kaum Zeit, einen flüchtigen Blick auf all die Herrlichkeiten zu werfen; denn schon hatte sie das schöne Mädchen zu dem jungen Paare geführt und Glückspilzchen, den Poeten und den blonden Hansel vorgestellt. – Habe ich doch schon immer einmal einen Poeten zu sehn gewünscht, rief die Braut ganz vergnügt, und nun kommt gerade einer zu meiner Hochzeit. Ihr seht ja aber ganz aus wie ein gewöhnlicher Mensch, nur daß Ihr so ungewöhnlich lang und unmenschlich schlank seid. Ach, aber Ihr müßt mir gleich einen hübschen Vers machen!

      Laß sie doch erst was essen! fiel das schöne Mädchen ein; die armen Leute sind ganz ermattet und hungrig. Damit führte sie die Drei an das Trompetertischchen in der Ecke, das unbesetzt war, weil die Trompeter und die andern Musikanten ausgeblieben waren, und da konnten sie sich erlaben nach Herzenslust.

      Unterdessen kam das junge Volk, lauter Vogelstellerbursche und Gärtnermägdlein, und sah ihnen zu; denn sie waren gar neugierig zu wissen, wer die wunderliche Gesellschaft sei. Da sputete sich der lange Poet mit dem Essen, schenkte sich dann vom Frischen ein und trat mit dem Glase vor das Paar. Darauf ward alles ringsum mausstill und der Poet sprach folgenden Vers:

      Gärtnerin, von allen Vögeln

       Fingst du heut den Schönsten ein.

       Vogler, unter allen Arten

       Blumen in dem Erdengarten

       Ward die wundersamste dein.

      Vogler, mußt dein Blümlein hüten,

       Daß sich's recht ans Herz dir schmiegt;

       Und du mußt des Vogels pflegen, Mußt ihn warm am Busen hegen, Daß er nicht von dannen fliegt!

      Jedes mag vom Andern lernen,

       Was das Herz beglücken kann;

       Auf der Erde froh zu blühen,

       Und nach allen ird'schen Mühen

       Sich zu schwingen himmelan!

      Es lebe das edle Paar! Vivat hoch! rief der Poet, und Alle stießen jubelnd mit den Gläsern an und waren gar guter Dinge. Die Braut aber konnte des Danks und Lobes kein Ende finden über die schönen Verse und hätte sie sich gar zu gern ins Stammbuch schreiben lassen. Der Poet aber entschuldigte sich, er habe sie schon wieder vergessen, weil sie aus dem Stegreif gedichtet wären; auch sei nicht viel dran; er könne es weit besser, wenn er nur sein Feuerzeug habe, dem er eben nachlaufe. Nun sollte sich die Gesellschaft aber was vortanzen lassen von seiner kleinen Schwester Glückspilzchen, und der blonde Schusterjunge würde dazu aufspielen. – Freilich, das waren Alle zufrieden, rückten die Tische beiseit und Jeder suchte sich seinen Schatz und setzte sich mit ihm an ein heimliches Plätzchen, und wer keinen Schatz hatte, saß allein. Der Poet aber gab Glückspilzchen ihre Kupferdreier wieder in die Büchse, damit sie was zu klappern hätte beim Tanzen; dann setzte er sich selbst zu dem schönen Mädchen, das sie herein gelassen hatte; denn die Beiden mochten sich gut leiden, und es war als ob sie alte Bekannte wären, denn sie hatten hinter den Rosengewinden viele heimliche liebliche Dinge mit einander zu reden.

      Wie nun Glückspilzchen zu tanzen anfing und dabei wieder den Takt mit der Sparbüchse klapperte und der Hansel seinen allerschönsten Hopser spielte, da konnte man sein blaues Wunder sehn. Denn sie tanzte so allerliebst, daß sie allen die Köpfe verdrehte und die Liebespärchen, die Brautleute an der Spitze, nicht lange sitzen blieben, sondern lustig drauf los walzten; aber es konnt' es Keiner so gut. Auch der lange Poet hatte das schöne Mädchen umarmt und hopste mit den Spinnebeinen mitten unter den andern, und die Vögel oben in den Käfigen stießen sich fast die Köpfe entzwei, so eifrig waren sie, es Glückspilzchen nachzumachen. Die Blumen hätten auch gar zu gern mitgehalten, aber sie konnten nicht von den dummen Stengeln loskommen; dafür zitterten und tanzten die Fensterscheiben desto besser und das ganze Haus wackelte; aber Glückspilzchen tanzte doch besser, als alle.

      Da ging mit einem Male die Thür auf, und der alte Vogelsteller und der Vater der Braut, die nebenan geraucht und gekannegießert hatten, traten ganz verbrümmelt in den Saal. Was ist das für eine tolle Wirthschaft! rief der alte Vogelsteller. Soll uns das Haus überm Kopf einfallen? – Da stand Glückspilzchen still und plötzlich auch all die Andern, und der blonde Hansel hörte auf zu spielen. Oben aber die Vöglein lagen mit blutigen Köpfchen halbtodt und sagten kein Pieps mehr, und die Blumen waren von der Anstrengung welk und bleich geworden. Wie das die beiden Alten gewahr wurden, erbos'ten sie sich immer mehr. Wie ist das Hexenpack hier herein gekommen? schrie der alte Gärtner. Hinaus damit! – Und so schoben sie eifrig scheltend trotz aller Reden und Bitten der jungen Leute Glückspilzchen, den blonden Schusterjungen und den langen Poeten zur Thür hinaus.

      Draußen war's abendlich und der Thau fiel. Da standen die Drei ziemlich niedergeschlagen; nur der Poet hatte noch ein bischen Humor übrig. Er hob Glückspilzchen, die die weinende Käke tröstete und beruhigte, wieder auf seine Schulter, summte ein Liedel in seinen hoffnungsvollen Schnurrbart hinein und schritt voran. Der Hansel zottelte wie im Traum hinterher, und wie die Käke mit Weinen fertig war, fing Glückspilzchen an und lamentirte ganz herzbrechend. Ach was werden die drei Tanten sagen, wenn sie mich nicht finden! jammerte sie. Und in der Schule, da werde ich so viel Schelte bekommen, daß ich nicht da bin! – Dem Langen fiel's auch aufs Herz wegen der Tanten. Daran hatte er nimmer gedacht, weil er ein leichtsinniger Patron war, wie die Poeten alle; aber er suchte sein Schwesterchen zu beruhigen und sagte: Die werden froh genug sein, daß sie uns los geworden; und umkehren thu' ich einmal auf keinen Fall, bis ich mein Feuerzeug wieder habe. Weine nur nicht! ich schreibe dir schon einen Entschuldigungszettel für die Schule. – Da wurde Glückspilzchen ein wenig stiller; aber der Hansel seufzte immerfort: Ach wann komme ich nun nach den Fleischtöpfen Aegypti! Ich dummer Holzleisten! Warum bin ich von Gansdorf fortgelaufen, wo ich doch Nachts ein Bett hatte und ein Obdach! So klagte er, und da wollte alles Zureden des langen Poeten nichts helfen.

      Es war nun schon völlige Nacht geworden, da kamen sie in einen großmächtigen Wald, darinnen das Mondlicht sein Wesen trieb. Der Poet ward ganz fidel, als er die prächtigen Eichen rauschen hörte und die schlanken Rehe und Hirsche vorbeiwandeln sah. Er wäre gern die ganze Nacht so herumgestrichen; aber Glückspilzchen war eingeschlafen СКАЧАТЬ