Название: Butler Parker Special Edition 1 – Kriminalroman
Автор: Günter Dönges
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Butler Parker
isbn: 9783740922870
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»Und ich als Steuerzahler muß dafür bluten«, seufzte die ältere Dame geradezu tragisch.
»Selbstverständlich geht das alles zu Lasten der Steuerzahler«, pflichtete Webster ihr bei. »Einige wenige bereichern sich auf Kosten der Gesamtheit.«
»Falls man Sie recht verstanden hat, Mister Webster, sind die erwähnten Korrekturen und Manipulationen nur in den entsprechenden Bauämtern vorzunehmen?« wollte der Butler wissen.
»Dort liegen schließlich die eingereichten Leistungsverzeichnisse«, stimmte der Journalist zu. »Diese Unterlagen werden nach dem Einreichen pro Seite abgestempelt und gesichert. Wie sicher dieses Verfahren aber wirklich ist, habe ich Ihnen ja gerade erzählt.«
»Sie verfügen über Namen jener Personen, die man in den entsprechenden Ämtern korrumpiert, Mister Webster?«
»Es gibt gewisse Verdachtsmomente«, erwiderte der Journalist. »Beweisen kann ich aber vorerst noch nichts.«
»Das überlassen Sie mir, junger Mann«, warf Lady Agatha grimmig ein. »Ich werde diese Durchstechereien aufdecken, nicht wahr, Mister Parker?«
»Mylady sprachen in der Tat von einem Sumpf, den es auszutrocknen gilt«, erinnerte der Butler, der sich dann wieder Webster zuwandte. »Sie wollten einige Namen nennen.«
»Ray Stifton«, lautete die lakonische Antwort. »Er leitet die überregionale Baubehörde.«
»Sie hegen demnach einen bestimmten Verdacht gegen Mister Stifton?« setzte Parker nach.
»Ich will’s mal so sagen, Mister Parker: In seinem Büro landen die Angebote und Leistungsverzeichnisse, die dann von seinen Mitarbeitern registriert, bearbeitet und verglichen werden.«
»Sie sollten weitere Namen niederschreiben, Mister Webster«, schlug der Butler vor. »Mylady wünscht vor allen Dingen zu erfahren, wer Ihrer Ansicht nach die Bau-Mafia leitet.«
»Artie Bellow«, antwortete Webster und senkte unwillkürlich die Stimme. »Er ist selbständiger Statiker, war früher aber mal bei der Baubehörde tätig. Der Mann scheint sehr gut zu verdienen.«
»Und aus welchen Gründen halten Sie Mister Bellow für den Kopf der Bau-Mafia?«
»Er hat ein paar Lagerhäuser aufgekauft und umbauen lassen. Draußen in Wapping. Ich nehme an, daß er Mafia-Gelder aus dem Handel mit Drogen gewaschen und angelegt hat. Bellow ist ein sehr dubioser Typ, der sich auf den Partys der Unterwelt blicken läßt und bei diesen Leuten ganz gut angesehen ist.«
»Hoffentlich ist Ihr angestrebter Aufenthaltsort sicher«, meinte der Butler.
»Hoffentlich wird bald serviert«, fügte Lady Agatha grollend hinzu. »Ich werde noch drei Minuten warten, länger nicht.«
»Der Imbiß, Mylady«, meldete Parker, der zur Küche hinübergeblickt hatte. Der Wirt erschien mit der Schlachtplatte. Myladys Gesicht entspannte sich und wurde weich. Sie leckte sich verstohlen die Lippen.
*
Man hatte Stew Webster an einem Bahnhof abgesetzt und war dann in die Stadt zurückgefahren. Der Journalist war in Richtung Seebad Brighton unterwegs und wollte sich telefonisch melden, sobald er sein Ziel erreicht hatte.
»Was hatte ich denn noch für den Rest des Tages geplant, Mister Parker?« wollte die ältere Dame von ihrem Butler wissen. »Da war doch etwas, oder?«
»Mylady dachten sicher, Mister Artie Bellow einen Besuch abzustatten«, vermutete Parker zielsicher.
»Völlig richtig«, stimmte sie sofort zu. »Und wer ist das, Mister Parker?«
»Mister Artie Bellow ist Statiker, Mylady, er war früher bei der Baubehörde tätig«, gab Parker Auskunft.
»Und er ist der Kopf dieser Nullen«, behauptete sie umgehend und mit viel Nachdruck. »Wer sonst als er sollte die Unterlagen manipulieren, Mister Parker? Ich hoffe, Sie sind meiner Meinung.«
»Wie Mylady zu wünschen geruhen.«
»Ich werde dieses Subjekt überführen, Mister Parker.«
»Es dürfte gegen Mylady so gut wie keine Chance haben.«
»Ich brauche nur noch ein paar handfeste Beweise«, verlangte sie. »Sie werden dafür sorgen, Mister Parker.«
»Meine Wenigkeit wird sich immer strebend bemühen, Mylady.«
»Zudem werde ich auch noch die Handlanger dieses Kriminellen hinter Schloß und Riegel bringen.«
»Chief-Superintendent McWarden wird wieder mal ungemein dankbar sein müssen.«
Agatha Simpson nickte, lächelte versonnen und teilte ihrem Butler mit, sie habe die Absicht, noch ein wenig zu meditieren. Dann kuschelte sie sich wie eine Riesenglucke in der Ecke zurecht, schloß die Augen und gab sich ihren Gedanken hin. Sie besorgte das sehr gründlich, wie erste Schnarchtöne bewiesen.
Parker dachte über die Hinweise des Journalisten nach. Was er da gehört hatte, war neu für ihn. Er kannte von ähnlich gelagerten Fällen her die Preisabsprachen, daß nun aber die Angebote selbst gefälscht Wurden, war ihm neu. Ein kleiner Kreis von Anbietern wollte damit überregionale Firmen ausschalten, die sich an Ausschreibungen beteiligten.
Ging es hier um Korruption, waren Angestellte der überörtlichen Baubehörden daran beteiligt? Oder verschaffte man sich heimlich Zugang zu den bereits eingereichten Unterlagen?
Wie groß mochte der Kreis der kriminellen Anbieter sein? Wie konnte man die Gangster überführen?
Der Journalist Webster hatte ihm noch einige Namen genannt und niedergeschrieben. Dabei handelte es sich um Mitarbeiter im überregionalen Büro der Baubehörde.
Gab es hier eine undichte Stelle? Stew Webster hatte nur Vermutungen geäußert und sich auf keine bestimmte Person festlegen wollen.
Der Überfall aber auf ihn sprach Bände. Man wollte diesen unbequemen Journalisten ausschalten, fürchtete seine weiteren Ermittlungen. Webster schien demnach auf der richtigen Fährte zu sein.
Die Nullen – Parker blieb bei dieser Bezeichnung – wußten nun nach dem mißglückten Attentat, daß Mylady und er, Josuah Parker, den Journalisten aufgesucht hatten. Sie konnten sich also leicht ausrechnen, daß Webster Namen genannt hatte. Folglich hatten die Gangster inzwischen Zeit, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen.
Demnach erwartete ein gewisser Artie Bellow baldigen Besuch. Parker hatte vor, diesen Mann nicht zu enttäuschen.
*
Artie Bellow mochte etwa vierzig sein, war groß, schlank und hatte ein gutgeschnittenes, tief gebräuntes Gesicht. Er schien regelmäßig eine Sonnenbank aufzusuchen. Sein Statik-Büro befand sich in der obersten Etage eines ehemaligen Lagerschuppens, den man umgebaut und innen neu ausstaffiert hatte.
Alles war jetzt auf dem modernsten Stand. Die Messingschilder links und rechts am Eingang zu diesem Bürohaus zeigten an, daß viele Firmen hier ansässig waren. Wapping war in jüngster СКАЧАТЬ