Название: Gesammelte Werke
Автор: Henrik Ibsen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237722
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Ihr überstrahltet der Jungfrauen Kreis;
Weit, weit im Lande scholl Euer Preis –
Und heute noch seid Ihr ein Weib voll Wonnen.
Doch Solhaugs Herrin, ich merk' es, sie reut
Des armen Verwandten. So kalt seid Ihr heut,
Die ihr einst mir so freundlich gesonnen.
Margit (fast von Tränen erstickt.) Ja einst –!
Gudmund (blickt sie teilnehmend an, schweigt und sagt dann mit gedämpfter Stimme:) Wir wollen von damals reden, – So war es ja auch Eures Gatten Begehr.
Margit (heftig.) Nein, nein, nicht davon! (Ruhiger.) Es fällt mir zu schwer, Mich dran zu erinnern; ich lern's nimmermehr. Sprecht lieber von Euren Fahrten und Fehden; – Die Zeit verrann wohl an Taten nicht arm; Ihr kämt wohl sobald nicht zu Ende! Da draußen die Welt ist ja weit und warm, – Da sind Sinn und Gedanken behende.
Gudmund. Und doch! Nie lacht' ich am Hofe so hell,
Als da ich daheim noch, ein armer Gesell.
Margit (ohne ihn anzusehen.) Und ich – ich preis' mich zu allen Tagen, Daß mich der Himmel nach Solhaug verschlagen.
Gudmund. Wohl Euch, sofern Ihr Euch preisen könnt –
Margit (heftig.) Und hat mir das Schicksal nicht alles gegönnt? Leb' ich nicht frei und geehrt dahin? Folgt man mir nicht, sobald ich befehle? Hier bin ich die Erste, die Herrscherin, Und Ihr wißt, danach brannte mir immer die Seele. Ihr dachtet, Ihr fändet ein kummermüd Weib; Doch Ihr seht, ich bin munter an Seele und Leib. Seht, deshalb brauchtet Ihr nicht zu kommen, – Die Reise dürfte Euch wenig frommen.
Gudmund. Was meint Ihr, Frau Margit?
Margit (erhebt sich.) Ich weiß es genau, Was Euren Besuch mir beschieden.
Gudmund. Und billigt ihn nicht, meine edle Frau?
(Grüßt und will gehen.) So lebt denn wohl – Gott schenk' Euch Frieden!
Margit. Wenn Ihr beim König geblieben wärt,
Es hätte Euch wahrlich höher geehrt.
Gudmund (bleibt stehen.) Beim König? Ihr spottet noch meiner Not?
Margit. Eurer Not? Nun, Vetter, hoch müßt Ihr streben!
Wozu sich wohl noch Eure Wünsche erheben!
Ihr könnt Euch kleiden in Sammet rot,
Seid ein Königischer, habt Gut und Geld –
Gudmund. Ihr wißt ja doch, wie es damit bestellt.
Ihr sagtet, man hatte Euch zugetragen,
Warum ich hierher kam –
Margit. Nun, und was dann?
Gudmund. So wißt Ihr doch, wie mich das Schicksal geschlagen,
Und wißt doch, daß ich ein friedloser Mann.
Margit (schreckensstarr.) Friedlos! Du, Gudmund!
Gudmund. Ja, wie Ihr wohl wißt.
Doch schwör' ich Euch zu beim heiligen Christ,
Hätt' ich geahnt, wie Ihr mir geneigt,
Ich hätte mich nimmer auf Solhaug gezeigt.
Ich meinte, Ihr fühltet mit mir noch mit,
Wie damals, als ich von dannen ritt.
Doch nur keine Gnade! Der Wald ist groß,
Mein Bogen wird mich ernähren;
Mir gnügt ein Tisch aus Fels und Moos
Und als Kammer das Loch eines Bären.
(Will gehen.)
Margit (hält ihn zurück.) Friedlos! Nein, bleib! Ich schwöre Dir, Ich wollte Dich nur überlisten.
Gudmund. Es handelt sich um mein Leben hier,
Und sein Leben will jedermann fristen.
Ich lag wie ein Hund drei Nächte im Freien;
In den Bergen ruht' ich mein müdes Gebein
Und lehnte mein Haupt an das Felsgestein.
Mir Obdach zu betteln in fremden Hofteien,
Das schien mir zu große Erniedrigung;
Mein Mut war so keck; meine Hoffnung so jung!
Ich dachte: nun kommst du nach Solhaug in Bälde,
Da bist du aus deiner Feinde Klauen;
Da findest du Freunde; auf die kannst du bauen, –
Doch Hoffnungen sind wie Blumen vom Felde.
Wohl zeichnete mich Euer Eheherr aus
Vor gastlich geöffneten Toren; –
Doch öde dünkt mich nun Euer Haus;
Die Halle ist düster, die Freundschaft verloren.
Nun gut; so zieh' ich denn wieder dahin.
Margit (flehentlich.) O hör' mich!
Gudmund. Mein Sinn ist kein Sklavensinn.
Nun dünkt mich das Leben unselige Gabe;
Ich achte es fast für nichts mehr wert.
Ihr habt mir das Herz im Leibe verkehrt,
Daß ich all mein liebliches Hoffen begrabe.
Fahrt wohl, Frau Margit!
Margit. Nein, Gudmund, bleib!
Bei Gott und den Heiligen –!
Gudmund. Leb' und treib
Deine Tage in Freuden und Ehren;
Nie soll mein Fuß Herrn Bengtens Weib
Die Schwelle wieder beschweren.
Margit. Halt ein! Dein bitteres Wort kann Dich
Sonst leicht noch drücken und nagen.
Hätt' ich gewußt, daß ein Friedloser sich
Hierher durch die Lande geschlagen, –
So pries ich die Stunde tausendfach,