Название: Gesammelte Werke
Автор: Henrik Ibsen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237722
isbn:
Denn auf dem schattigen Pfade fand
Ich der winkenden Rosen zu viele.
Doch leise trat ich am Ende noch ein;
Der Priester stand am Altare
Und las und sang, und die fromme Gemein'
Lauschte dem Mann im Talare.
Da plötzlich klang was über den Fjord –
Die Heiligen selber vergaßen den Ort
Und drehten die Häupter wie horchend fort ...
Margit. Was war es, Signe, – sag' an, was klang?
Signe. Es war ein geheimnisvoller Gesang, –
Der zog mich aus dem gemauerten Haus
Nach Tal und Hügel der Landschaft hinaus.
Unter weißen Birken schritt ich einher,
Lauschend und fast wie im Traume;
Hinter mir stand das Gotteshaus leer;
Denn auch Priester und Gläubige litt es nicht mehr
In seinem dämmrigen Raume.
Es war ganz still auf dem Kirchensteig;
Die Vöglein selber lauschten vom Zweig,
Die Lerchen schwiegen, der Kuckuck ward stumm,
Und Felder und Höhen klangen ringsum.
Margit. Und nun?
Signe. Da bekreuzten sich Männer und Frauen;
(Mit den Händen gegen die Brust.) Doch mich durchfuhr ein seliges Grauen. Ich kannte das Lied ja, zu Haus im Saal Sang Gudmund es uns gar manches Mal, So manchen Abend den Winter lang, – Ich kenne doch alles, was Gudmund sang.
Margit. Und Du glaubst –?
Signe. Es kann gar nicht anders sein!
So schlag Deine Zweifel doch nieder!
(Lachend.) Kommt denn nicht jedes' Singvögelein Zuletzt aus der Fremde wieder? Ich weiß selbst nicht – doch ich bin so froh –! Da fällt mir ein – so mach' ich es, so! Seine Harfe hing all die Zeiten Da drin an der Wand. Ich nehm' sie herab Und mach' sie zurecht und staube sie ab Und stimme die goldenen Saiten.
Margit (geistesabwesend.) Tu, was Dich lüstet –
Signe (vorwurfsvoll.) Ach Margit, so nicht! (Umfaßt sie.) Wenn Gudmund kommt, wird Dein Sinn wieder licht, Wie, da wir noch Kinder waren.
Margit (vor sich hin.) Was hab' ich seit damals erfahren – –
Signe. Margit, Du solltest doch glücklich sein!
Hast Du nicht Hof und Gesinde?
Hast Du nicht kostbare Kleider im Schrein
Und Spangen und Perlengewinde?
Am Tage jagst Du den Rehen nach
Und reitest durch Wälder und Au'n;
Die Nächte ruhst Du im Frauengemach
Auf Polstern von weichstem Daun.
Margit (blickt durch das Erkerfenster.) Und er, er spräche auf Solhaug ein?!
Signe. Was sagst Du?
Margit (wendet sich um.) Nichts – geh, schmücke Dich fein! So hoch wie ich kannst Du leichtlich steigen – Wer weiß, wie bald –
Signe. Wie sollte das sein?
Margit (streicht ihr übers Haar.) Ich meine, – nun ja, das wird sich ja zeigen, – Gesetzt, es stellte ein Freier sich ein –?
Signe. Ein Freier? Um wen?
Margit. Um Dich.
Signe (lacht laut.) Gute Nacht! Der hätt' sich umsonst auf den Weg gemacht!
Margit. Doch würb' er nun wirklich um Deine Hand?
Signe. So würd' ich ihm sagen, ich sei bis zum Rand
Voll Glück, und Heiraten lockte mich nicht.
Margit. Doch wenn er Dir Macht und Besitz verspricht?
Signe. Und wär' mir selber ein König hold
Und böte mir Seide und rotes Gold,
Wie ließ ich ihm gerne das Seine.
Ich hab' mich doch selber, was frag' ich danach,
Und den Sommer, die Sonne, den rauschenden Bach
Und Dich und die Vöglein im Haine.
O liebste Schwester, – ich bleib', wo ich bin;
Der König bekommt keine Königin;
Denn ich hab' keine Zeit und zu fröhlichen Sinn!
(Sie eilt singend links hinaus.)
Margit (nach einer Pause.) Gudmund Alfsön sollte hierher kommen? Hierher – nach Solhaug? Nein, nein, das kann nicht sein. – Sie hätte ihn singen hören. So sagte Signe. Wenn ich die Tannen rauschen hörte tief drinnen im Wald, wenn ich den Wasserfall donnern hörte und die Vöglein locken in den Wipfeln der Bäume, da kam es mir oft genug vor, als ob Gudmunds Lieder in all das sich mischten. Und doch war er weit von hier, – Signe hat sich getäuscht. Gudmund kommt nicht.
Bengt (in geschäftiger Eile, ruft aus dem Hintergrund.) Ein unerwarteter Gast, liebe Frau!
Margit. Wer denn?
Bengt. Gudmund Alfsön, Dein Vetter. (Ruft durch die Tür rechts hinaus.) Die beste Gastkammer instand setzen – und das sofort!
Margit. Ist er denn schon auf dem Hof?
Bengt (blickt über die Außengalerie hinaus.) Noch nicht; aber lange wird es nicht währen. (Ruft wieder rechts hinaus.) Das geschnitzte Eichenbett mit den Drachenköpfen! (Tritt zu Margit.) Sein Waffenträger brachte Gruß und Botschaft von ihm; er selbst folgt ihm nach.
Margit. Sein Waffenträger? Kommt er mit Waffenträgern hierher?
Bengt. Ja, das wollt' ich meinen. Ein Waffenträger und sechs gerüstete Mannen sind bei ihm. Na ja, Gudmund Alfsön ist auch jetzt ein ganz andrer Mann denn damals, als er auf die weite Reise auszog. Aber ich muß hinunter und ihn empfangen. (Ruft hinaus.) Legt den Sattel von Goldleder auf mein Roß! Und vergeßt nicht den Zaum mit den Schlangenköpfen! (Blickt wieder hinaus.) Au, da ist er schon an der Hecke! Na, dann meinen Stab her – den mit dem silbernen СКАЧАТЬ