Название: Gesammelte Werke
Автор: Henrik Ibsen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9788027237722
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Jarl Skule. Und doch könnt Ihr sagen, daß –?
Bischof Nikolas. Eine große Gefahr, könnt Ihr wohl denken, mußt' es für einen geringen Priester sein, ein Königskind großzuziehen. Gleich nach des Kindes Geburt beichtete er daher einem seiner Kirchenoberen und erbat sich dessen Rat. Dieser sein Oberer gebot Trond, das Kind heimlich zu vertauschen, den rechten Königssohn an einen sicheren Ort zu bringen und Inga den falschen zu übergeben, wenn sie oder die Birkebeiner später das Kind begehrten.
Jarl Skule empört. Und wer war der Schurke, der solches riet?
Bischof Nikolas. Das war ich.
Jarl Skule. Ihr? Ja, Ihr habt immer Sverres Geschlecht gehaßt.
Bischof Nikolas. Unsicher schien mir's, den Königssohn in Eure Hände zu geben.
Jarl Skule. Der Priester aber?
Bischof Nikolas. Gelobte zu tun, wie ich befohlen hatte.
Jarl Skule packt ihn am Arm. Und Håkon ist das falsche Kind?
Bischof Nikolas. Wenn der Priester sein Gelübde gehalten hat.
Jarl Skule. Wenn er's gehalten hat?
Bischof Nikolas. Der Pfarrer Trond verließ das Land im selben Winter, als das Kind zu König Inge kam. Er wallte nach Thomas Becketts Grab und blieb dann in England bis zu seinem Tode.
Jarl Skule. Er verließ das Land, sagt Ihr! So hat er das Kind vertauscht und die Rache der Birkebeiner gefürchtet.
Bischof Nikolas. Oder er hat es nicht vertauscht, und meine Rache gefürchtet.
Jarl Skule. Und was glaubt Ihr?
Bischof Nikolas. Das eine ist eben so glaubhaft wie das andere.
Jarl Skule. Aber die Pfarrerssöhne, die Ihr erwähntet?
Bischof Nikolas. Sie zogen mit den Kreuzfahrern ins heilige Land.
Jarl Skule. Und hat niemand seit der Zeit etwas von ihnen gehört?
Bischof Nikolas. Ja.
Jarl Skule. Wo sind sie?
Bischof Nikolas. Sie ertranken im griechischen Meer auf der Hinfahrt.
Jarl Skule. Und Inga –?
Bischof Nikolas. Weiß nichts – weder von der Beichte des Pfarrers noch von meinem Rat.
Jarl Skule. Ihr Kind, sagtet Ihr, war erst neun Tage alt, da sie aufbrach?
Bischof Nikolas. Ja; und das Kind, das sie wiedersah, war über ein volles Jahr –
Jarl Skule. So gibt es auf der Welt keinen, der in diese Sache Licht bringen könnte! Er geht mehrmals heftig auf und nieder. Allmächtiger Gott, kann das Wahrheit sein? Håkon, – der König, – er, der Land und Reich regiert, er sollte nicht der Erbgeborene sein! – Und warum wäre das so unwahrscheinlich? Hat ihn nicht jegliches Glück wunderbar begleitet? – warum denn nicht auch das Glück, als Kind aus der Hütte eines armen Kätners genommen und in die Wiege des Königskindes gelegt zu werden –
Bischof Nikolas. Während das ganze Volk glaubt, er sei der Königssohn –
Jarl Skule. Während er selbst es glaubt, Bischof, – das ist das wesentliche des Glückes, das ist der Stärkegürtel! Tritt ans Fenster. Seht nur, wie schön er zu Rosse sitzt! Keiner tut's ihm gleich. Es lacht und blitzt wie Sonnenschein aus seinen Augen – er schaut in den Tag hinein, als fühle er sich dazu geschaffen, vorwärts, immer vorwärts zu schreiten. Sich zum Bischof umwendend. Ich bin ein Königsarm, allenfalls auch ein Königshaupt, er aber ist der ganze König.
Bischof Nikolas. Und ist es vielleicht doch nicht.
Jarl Skule. Ja, vielleicht doch nicht –.
Bischof Nikolas legt ihm die Hand auf die Schulter. Jarl, hört mich an –
Jarl Skule fährt fort, hinauszublicken. Da sitzt die Königin. Håkon spricht sanft mit ihr; sie wird rot und blaß vor Freude. Er nahm sie zum Weibe, weil es klug war, die Tochter des mächtigsten Mannes im Reich zu wählen. Keine Spur von Wärme war damals für sie in seinem Herzen – aber das wird kommen; das Glück ist mit Håkon. Sie wird ihm sein Leben erhellen – Er stockt, und ruft verwundert aus. Was ist das?
Bischof Nikolas. Was?
Jarl Skule. Dagfinn der Bauer drängt sich mit Gewalt durch die Menge, die ringsum steht. Jetzt meldet er dem König etwas.
Bischof Nikolas schaut hinter dem Jarl durchs Fenster. Håkon scheint zornig zu werden, – nicht wahr? Er ballt die Faust –
Jarl Skule. Er blickt hier herauf – was kann das sein? Will gehen.
Bischof Nikolas hält ihn zurück. Jarl, hört mich, – es dürfte ein Mittel geben, über Håkons Recht ins Klare zu kommen.
Jarl Skule. Ein Mittel, sagt Ihr?
Bischof Nikolas. Der Pfarrer Trond hat vor seinem Tode einen Brief über sein Verfahren aufgesetzt und das Sakrament darauf genommen, daß er die Wahrheit geschrieben hat.
Jarl Skule. Und dieser Brief, – um Gottes Barmherzigkeit willen, – wo ist er?
Bischof Nikolas. So erfahrt denn, daß – Er blickt nach der Tür. Still, der König kommt!
Jarl Skule. Der Brief, Bischof, – der Brief!
Bischof Nikolas. Da ist der König.
Håkon tritt ein, begleitet von seinem Gefolge und zahlreichen Gästen. Gleich darauf erscheint Margrete; sie ist in ängstlicher Aufregung und will zum Könige hineilen, wird aber daran gehindert von Frau Ragnhild, die ihr mit mehreren Frauen gefolgt ist. Sigrid hält sich ein wenig abgesondert im Hintergrunde. Die Mannen des Jarls scheinen beunruhigt und scharen sich auf der rechten Seite, in geschlossener Masse, wo Skule steht, jedoch etwas weiter zurück.
Håkon in starker innerer Aufregung. Jarl Skule, wer ist König in diesem Lande?
Jarl Skule. Wer da König ist?
Håkon. So fragt' ich. Ich führe den Königsnamen, aber wer hat die Königsgewalt?
Jarl Skule. Die Königsgewalt muß da sein, wo das Königsrecht ist.
Håkon. So müßt' es sein – aber ist es so?
Jarl Skule. Ladet Ihr mich hier vor Gericht?
Håkon. Das tu' ich – denn das Recht steht mir gegen jedermann im Reiche zu.
Jarl Skule. Ich getraue mir, meine Handlungen zu verantworten.
Håkon. Gut für uns alle, wenn dem so ist. Er steigt eine Stufe zum Königsstuhl hinan und stützt sich auf die Armlehne. Hier steh' ich als Euer König und frage: СКАЧАТЬ