Название: Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Laurin
isbn: 9783959796644
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»Ja, sie hat mir gesagt, daß die Tante ihres Mannes sie nach dem Tode ihrer Eltern zu sich genommen hätte. Sie ist übrigens ein sehr scheues, aber sehr sympathisches Wesen.«
Antonia blinzelte.
»Frau Gellenstein sagte, daß sie völlig unscheinbar sei und nirgends in Erscheinung treten würde.«
»Sie ist sehr zurückhaltend. Ich würde sagen unterjocht«, erklärte Leon aggressiv.
Antonia sah ihn nachdenklich an. »Sie hat deine Ritterlichkeit geweckt, also muß etwas an ihr dran sein«, bemerkte sie.
»Wie genau du mich kennst, Liebling.«
Sie lehnte sich an ihn und blickte träumerisch. »Alle Frauen, die nicht geliebt werden, tun mir leid«, sagte sie leise. »Aber zurück zu Amelie Westhaus. Sie bekommt also ein Baby.«
»Ja, die Hälfte der Zeit ist schon bald vorüber, aber sie war noch nie beim Arzt.
Sie hat mir schüchtern bekannt, daß sie sich schon einmal getäuscht hatte«, sagte Leon sinnend. »Ich nehme an, daß er nicht sonderlich viele Nächte mit ihr geteilt hat. Ich habe was gegen diesen Mann.«
»Du bist für die Frau«, erklärte Antonia. »Ich muß sie kennenlernen.«
»Gefährlich werden kann sie dir nicht, mein Schatz, aber du würdest sie gern haben. Ich hatte direkt Vatergefühle. – Was, zum Teufel, ist jetzt noch zwischen ihm und dieser Delia?«
»Willst du dich etwa einmischen? Die Gellenstein hat gesagt, daß er nur noch wenig in Erscheinung tritt. Geld hat er wie Heu, aber er lebt mit seiner Frau nur auf dem Gut.«
»Augenblicklich nicht. Sie wohnen im Gästehaus Grün. Du kennst doch Frau Grün auch?« fragte er sinnend hinzu.
»Meinst du etwa, ich sollte ihr mal einen Besuch machen?« fragte Antonia konsterniert.
»Sie würde sich bestimmt freuen, wenn sie die Zwillinge mal wieder beäugen könnte«, erwiderte Leon.
»Na, diese Amelie muß wirklich ein besonderes Wesen sein«, stellte Antonia anzüglich fest.
»Ein Geschöpf, das Mitgefühl erregt und das eine sehr anmutige Frau sein könnte, wenn eine kluge Freundin ihr helfen würde.«
»Und diese kluge Freundin soll wohl ich sein?«
»Du würdest ein gutes Werk tun, mein Liebes. Sei ehrlich, neugierig bist du doch auch.«
Das leugnete sie diesmal nicht. Sie war sehr neugierig geworden, was sie aber nicht hinderte, das Glück zu genießen, ihrem Mann noch immer eine begehrenswerte Frau zu sein.
*
Während Dr. Laurin anderntags schon wieder im Operationssaal stand, zog Antonia ihre Kinder zu einem Spaziergang an.
»Schön ist das Wetter gerade nicht«, meinte Konstantin.
»Aber gute Luft ist es. Von allem Staub befreit. Wir machen unsere Trimm-dich-Aktion, Konstantin.«
Damit konnte sie ihm den kleinen Ausflug schmackhaft machen. Kevin dagegen konnte das Vergnügen genießen, heute bei Omi und Opi Hahn im Korb zu sein.
Die Zwillinge sahen süß aus in dem gelben Lackmäntelchen, und Antonia war, wie immer, bildhübsch anzuschauen. Sie war eine ausgesprochen attraktive Frau mit einem gewissen Etwas, das überall Aufsehen erregte. So war es auch nicht verwunderlich, daß jedermann ihnen nachschaute. Bekannt waren sie ohnehin, und wenn sie durch die Straßen gingen, mußte sie es einkalkulieren, daß sie oftmals angesprochen wurde.
»Wo wollen wir denn eigentlich hin?« fragte Konstantin.
»Ein Stück durch den Wald, und dann können wir mal Frau Grün besuchen«, sagte Antonia.
»Frau Grün haben wir schon lange nicht mehr besucht«, meinte Kaja. »Das ist fein, Mami. Vielleicht hat sie wieder junge Kätzchen.«
»Koko hat sie doch auch sicher noch«, meinte Konstantin hoffnungsvoll, denn Frau Grüns sprechender Wellensittich hatte ihnen damals sehr imponiert. Sie hatten mal Gäste aus dem Ausland bei Frau Grün einquartiert gehabt, weil für vier Personen doch kein Platz mehr in ihrem Haus war.
Frau Grün hatte ihr Altersproblem vorzüglich gelöst. Sie hatte das hübsche Haus, das sie mit ihrem Mann bewohnt hatte, der in der Prof.-Kayser-Klinik an einem Leberleiden gestorben war, umbauen lassen zu einer komfortablen Pension, in der sie zehn Gäste aufnehmen konnte. Das Haus
war eigentlich ständig belegt. Frau Grün hatte eine Beschäftigung und immer Kontakt zu Menschen. So sah sie mit ihren fast siebzig Jahren noch jung und rüstig aus.
Als sie auf Konstantins stürmisches Läuten die Tür öffnete, ging ein Strahlen über ihr Gesicht.
»Das ist aber eine Überraschung!« rief sie freudig aus. »Liebe Frau Laurin, blendend sehen Sie aus.«
»Sie aber auch, Frau Grün«, sagte Antonia herzlich.
»Wir machen jetzt nämlich Trimm-dich, und da dachten wir, daß wir Sie mal wieder besuchen können«, erklärte Konstantin eifrig.
»Na, hoffentlich macht ihr künftig dann recht oft Trimm-dich«, lachte Frau Grün. »Ich freue mich, wenn ihr zu mir kommt.«
»Aber nicht so laut, es werden doch Gäste da sein«, sagte Antonia. Alles hatte einen ganz harmlosen Anstrich, und auch, als Frau Grün erklärte, daß augenblicklich nur Frau Westhaus im Hause sei, zuckte Antonia mit keiner Wimper.
»Die anderen sind tagsüber immer unterwegs«, erklärte Frau Grün. »Spätestens elf Uhr sind alle mit dem Frühstück fertig, dann gehört der Tag mir. Ihr dürft ruhig toben, Kinder, Frau Westhaus ist sehr nett. Sie beschwert sich nicht.«
Antonia brauchte gar nicht lange zu überlegen, wie sie Amelie Westhaus am besten kennenlernen könnte, denn wenig später erschien sie von selbst.
»Dürfte ich mir einen Tee machen, Frau Grün?« fragte sie höflich.
Antonia und die Kinder waren eben im Nebenzimmer und ließen sich von Koko etwas erzählen. Aber Antonia hörte die Frage und trat ganz schnell in das Wohnzimmer, wo Frau Grün für ihre Gäste den Tisch hatte decken wollen.
»Oh, guten Tag«, tat sie überrascht.
»Darf ich bekannt machen? Frau Dr. Laurin – Frau Westhaus«, stellte Frau Grün vor.
»Frau Dr. Laurin?« fragte Amelie befangen.
»Ja, sie ist auch eine richtige Frau Doktor«, erklärte Frau Grün. »Sie hat früher als Ärztin praktiziert, und Dr. Laurin besitzt heute die Prof.-Kayser-Klinik.«
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