Название: Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Laurin
isbn: 9783959796644
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»Ich freue mich auch«, erwiderte Antonia herzlich. Leon hatte recht. Dieses schüchterne Geschöpf verdiente Mitgefühl.
Natürlich hatten die Zwillinge die Stimmen gehört und wollten nun auch wissen, mit wem ihre Mami da sprach. Sie kamen hereingestürmt.
»Das sind meine Zwillinge Konstantin und Kaja«, sagte Antonia. »Hoffentlich machen sie nicht zuviel Krach.«
»Mich stört es nicht. Ich habe Kinder gern«, sagte Amelie, und damit hatte sie bei den Zwillingen schon ein Stein im Brett.
»Sie könnten doch eigentlich mit uns Tee trinken, Frau Westhaus«, sagte Frau Grün freundlich. »Das tun wir sonst auch«, fügte sie erklärend zu Antonia gewandt hinzu. »Herr Westhaus hat nämlich in der Stadt zu tun.«
»Ich wollte eigentlich lieber hierbleiben, weil es hier so angenehm zu wohnen ist«, sagte Amelie rasch.
»Dr. Laurin habe ich es eigentlich zu verdanken, daß ich die Pension habe«, erklärte Frau Grün. »Damals, als mein Mann starb, sagte er mir, ich solle mir eine Beschäftigung suchen, und das habe ich dann auch getan. Es war gut so für mich.«
»Und für Ihre Gäste, liebe Frau Grün«, sagte Amelie warm. »Es ist so heimelig bei Ihnen.«
»Ich helfe Ihnen rasch«, erklärte Antonia, als Frau Grün in die Küche ging. »Ihr unterhaltet Frau Westhaus inzwischen«, sagte sie zu den Kindern.
Antonia hoffte, nun von Frau Grün mehr über Amelie zu erfahren, und sie hatte sich nicht getäuscht.
Wie die meisten alten Damen war Frau Grün mitteilsam, und besonders bei Antonia brauchte sie sich keinen Zwang anzutun.
»Im Grunde ist das ein ganz armes Hascherl, obgleich sie sehr reich ist«, erzählte sie sofort. »Sie war richtig glücklich, daß sie hierbleiben konnte. Ist auch eine komische Ehe. Sie sagt zu allem ja und amen. Man müßte ihr ein bißchen das Rückgrat stärken.«
Antonia wurde sehr nachdenklich, noch mehr, als sie sah, wie reizend sich Amelie mit den Kindern beschäftigte.
»Sie heißt Amelie«, sagte Konstantin begeistert, »und sie könnte uns eigentlich mal besuchen, Mami.«
»Ja, Amelie soll uns mal besuchen!« rief auch Kaja.
Antonia lächelte. »Unsere Kinder sind zutraulich, wenn sie jemanden mögen. Sie können aber auch sehr widerspenstig sein, wenn das Gegenteil der Fall ist.«
»Amelie mögen wir«, versicherte Konstantin.
»Das merke ich«, erwiderte Antonia.
Amelies Wangen färbten sich noch dunkler, aber es stand ihr gut, und auch Antonia dachte, daß sie viel mehr aus sich machen könnte.
»Ich bin nur noch ein paar Tage hier, dann gehe ich auch in die Stadt«, sagte Amelie leise, und es klang freudlos.
»Dann besuchen Sie uns doch morgen«, schlug Antonia heiter vor.
»Ja, das soll sie tun!« rief Kaja aus. »Sie weiß nämlich, wie man aus Taschentüchern Häschen macht. Da wird Kevin auch Spaß haben.«
»Es würde mich wirklich freuen«, sagte Antonia, und da fing sie einen Blick von Frau Grün auf, der verriet, daß diese manches ahnte.
»Das ist sehr nett von Ihnen, Frau Dr. Laurin, aber ich bin doch eine völlig Fremde für Sie«, sagte Amelie verlegen.
»Das sind Sie jetzt schon nicht mehr.«
»Das bist du gar nicht mehr«, erklärte Kaja, und da sie schon beim Du waren, gab es daran nicht den geringsten Zweifel.
*
Delia hatte keine Ahnung, daß Julian nach München gefahren war. Sie wartete auf einen günstigen Augenblick, um aus dem Haus zu kommen, da sie ihn unbedingt noch einmal sprechen wollte. Sie wußte, daß er im Gästehaus Grün wohnte, aber nicht, daß auch seine Frau dort war.
Sie zog den kostbaren Pelzmantel über, den Anton Sabat ihr erst kürzlich geschenkt hatte, doch als sie an der Haustür war, kam er gerade aus der Stadt zurück.
»Wohin willst du?« fragte er.
»Ein wenig an die Luft gehen«, erwiderte sie mit ihrem süßesten Lächeln.
»Bleib nicht zu lange. Ich bekomme nachher Gäste«, sagte er. »Jetzt möchte ich mich noch ein bißchen niederlegen.«
Alter Tattergreis, dachte sie ironisch. Aber ihr konnte es ja nur recht sein.
»Ist Westhaus nun eigentlich interessiert an dem Besitz?« fragte sie lauernd.
»Warum konzentrierst du dich eigentlich so auf ihn?« fragte er gepreßt. »Es gibt noch andere Interessenten.«
»Er hat das meiste Geld.«
»Weißt du das so genau?« fragte er nachdenklich. »Man darf den Leuten nicht zu sehr entgegenkommen, Delia, das drückt den Preis.«
Sie hörte keine Zweideutigkeit aus seinen Worten heraus, und doch war sie darin enthalten. Anton Sabat hatte seinen Verstand nicht ganz an sie verloren. Er hatte heute wieder einiges gehört, was ihn sehr nachdenklich stimmte. Allerdings war er wirklich zu müde, um sich damit jetzt noch mehr zu beschäftigen, und ihre ganze Anziehungskraft auf ihn hatte Delia noch nicht verloren. Bis zu einem gewissen Grad war er ihr hörig. Eine noch so junge, so begehrenswerte Frau konnte einem Mann in seinem Alter schon gefährlich werden.
Er machte sich keine allzu großen Sorgen, als sie ging, denn er wußte ja, daß Julian Westhaus sich in München ein Hotelappartement genommen hatte. Er kam eben von einer Besprechung mit ihm, was er Delia nur nicht hatte verraten wollen, weil er jetzt wußte, daß früher intime Beziehungen zwischen ihnen bestanden hatten.
Das hatte ihm einen solchen Tiefschlag versetzt, daß er um keinen Preis der Welt mehr bereit war, ihm den Besitz zu verkaufen. Deswegen hatte er auch Bert Kayser und Dr. Brink für diesen Abend eingeladen.
Noch war Anton Sabat nicht bereit, Delia aufzugeben, aber er wollte weg von hier. So schnell wie möglich.
Im Tessin war sie weit entfernt von Julian Westhaus.
Mit solchen Überlegungen sank er in einen tiefen Erschöpfungsschlaf, während Delia sich auf den Weg zum Gästehaus Grün machte.
*
Donnerstag nachmittag hatte Frau Grün ihr Kaffeekränzchen mit ein paar alten Damen. Sie ging dann schon gegen zwei Uhr aus dem Haus, um wieder früh genug zurück zu sein.
Gegen drei Uhr wollte Antonia Amelie abholen.
Sie war eine halbe Stunde weg, als es läutete. Amelie wurde unruhig, weil sie gerade festgestellt hatte, daß ihre Uhr stehengeblieben war. Sollte das schon Frau Laurin sein? fragte sie sich und geriet in Aufregung, weil sie ihre Haare noch nicht gebürstet hatte. Aber da läutete es zum zweiten Mal, und so, wie sie war, lief sie zur Tür.
Aber draußen stand nicht Frau Laurin, sondern eine ihr fremde Frau.
»Ich СКАЧАТЬ