Название: Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Laurin
isbn: 9783959796644
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»Gestatten Sie, daß ich Ihnen Delia entführe?« fragte er.
*
Viel gab es von diesem Abend eigentlich nicht zu berichten. Es war nicht anders, als auf anderen Partys auch.
Teresa, Monika, Antonia und Sandra gaben sich die erdenklichste Mühe, die Stimmung ihrer Männer zu heben.
Es war ein vergebliches Unterfangen.
Teresa gelang es nur für ein paar Minuten, Sabat in ein Gespräch zu verwickeln. Antonia tanzte einmal mit ihm, aber es kam überhaupt kein Gespräch auf. Er schien ermüdet, vielleicht sogar ein wenig deprimiert. Das jugendliche Feuer, das er zu Beginn des Abends versprüht hatte, war jedenfalls schnell verlöscht.
Leon wäre wohl mit einer Mordswut im Bauch nach Hause gefahren, hätte er nicht rein zufällig ein kurzes Gespräch belauscht, das Delia und Julian Westhaus miteinander führten.
Leon hatte sich für ein paar Minuten verdrückt. Er brauchte unbedingt frische Luft.
Langsam ging er die Terrasse entlang und atmete die kühle Nachtluft ein. Die Musik übertönte seine Schritte, aber aus irgendeinem Raum vernahm er Delias Stimme. Er erkannte ihr sinnliches Timbre sofort.
»Sei doch nicht kindisch, Julian«, sagte sie. »Ich werde Sabat heiraten, gut. Du bist doch auch verheiratet. Ich werde seinen Namen bekommen und sein Vermögen. Sein Äußeres täuscht. Er ist ein kranker Mann, sonst hätte ich mich nicht mit ihm eingelassen. Und du wirst doch nicht ein ganzes Leben mit dem häßlichen Entlein verbringen wollen. Es kann alles wieder so sein wir früher.«
»Nein, das wird es nicht«, sagte Julian Westhaus.
»Du nimmst es mir doch nur übel, daß ich…«
Leon konnte nichts mehr hören. Ein lautes Klirren übertönte Delias Worte oder ließ sie verstummen. Dann rief plötzlich Antonia seinen Namen.
»Wo steckst du denn, Leon? Ich möchte jetzt gehen«, sagte sie müde. »Mir wird es zu blöd. Wir wollen den Abend lieber bei Bert und Monika beschließen.«
*
Sie hatten noch ziemlich lange beieinander gesessen. Professor Kayser äußerte sich recht drastisch über den alten Esel Sabat, Bert gab zu, daß er mit Delia Dillon auch nicht gerechnet hatte, und schließlich rückte Leon mit der Vermutung heraus, daß Delia und dieser Westhaus etwas miteinander hätten.
»Na, das hat uns gerade noch gefehlt«, sagte Andreas deprimiert.
»Vielleicht kommt Sabat dahinter und jagt seine Delia zum Teufel. Er hat auf mich einen recht niedergeschlagenen Eindruck gemacht«, sagte Antonia.
Leon legte den Arm um sie. »Du bist eine gute Trösterin, Antonia«, sagte er, »aber ich denke eher, daß die beiden den alten Herrn aufs Kreuz legen wollen. Hat dieser Westhaus denn eigentlich das Kapital, um das Grundstück zu kaufen?«
»Er ist stinkreich«, warf Andreas ein. »Daran gibt es keinen Zweifel. Ich habe die besten Informationen von Friedrich.«
*
Zwei Tage später, sie hatten das Thema Grundstückskauf lieber nicht mehr erörtert, sollte Dr. Leon Laurin Amelie Westhaus ganz überraschend kennenlernen.
Hanna Bluhme, seine Sprechstundenhilfe und tüchtige Bürokraft, erwartete ihn schon dringend, als er aus dem Operationssaal kam.
»Eine Frau Westhaus wartet schon seit eineinhalb Stunden«, sagte sie. »Eine so geduldige Patientin habe ich noch nicht erlebt.«
Er mußte wirklich töricht dreinschauen, denn Hanna musterte ihn verblüfft.
»Frau Westhaus? Patientin?« wiederholte er mechanisch. »Das ist ja merkwürdig.«
Wieso das merkwürdig sein sollte, konnte sich Hanna nicht denken. Schließlich war das ja auch eine Frauenklinik.
Aber Dr. Laurin gab darüber keine Aufklärung, er hatte es plötzlich eilig. Er wechselte seinen Kittel, und wenig später trat Amelie Westhaus ein.
Unglücklich sah sie aus, wie Dr. Laurin für sich feststellte, und ein wenig farblos.
Irgendwie überraschte es ihn, daß sie ihn tatsächlich als Arzt konsultieren wollte. Ob ihr Mann sie hergeschickt hatte?
»Ich würde gern die Bestätigung von Ihnen haben, daß ich ein Baby bekomme, Herr Doktor«, sagte sie leise, aber mit einer angenehmen Stimme.
Er sah sie forschend an. Ihr Gesicht war schmal. Die Haut sehr zart und rein. Schöne, weitgeschnittene graue Augen, umgeben von einem Kranz dunkler Wimpern, blickten ihn an. Keinerlei Make-up störte die mädchenhafte Reinheit dieses Gesichtes. Sie gehörte zu dem Typ Frau, der Leons Ritterlichkeit auf den Plan rief. Selten genug war das der Fall. Heutzutage wußten die meisten Frauen ihre Vorzüge ins rechte Licht zu rücken, und ein Mann wie er forderte dies ungewollt heraus. Dr. Laurin war ein ungewöhnlich attraktiver Mann, doch Amelie Westhaus nahm das nicht zur Kenntnis.
Sie hatte ihre Hände ineinander verschlungen und wich seinem Blick aus. Er wanderte in eine uferlose Ferne.
»Das ist sehr wichtig für mich«, sagte sie leise.
»Daß Sie ein Baby bekommen?« fragte er ruhig. Unwillkürlich dachte er, ob das wohl der einzige Grund gewesen sei, warum Julian Westhaus sie geheiratet hatte, eine unscheinbare, aber wahrscheinlich standesgemäße Frau.
Noch wußte er nicht, daß er damit den Nagel auf den Kopf traf.
Sie nickte gedankenverloren. »Ich will mir Gewißheit verschaffen«, sagte sie dann rasch. »Ich möchte nicht, daß mein Mann von diesem Besuch erfährt. Ich möchte ihn keinesfalls enttäuschen.«
Er hütete sich, ihr zu sagen, daß er ihren Mann bereits kennengelernt hatte.
»Wir sind nämlich schon über ein Jahr verheiratet«, fuhr sie mit belegter Stimme fort.
»Ein Jahr ist doch keine Zeit«, sagte er beiläufig, aber der traurige Blick verriet ihm, daß es für sie eine sehr lange Zeit war.
Während der Untersuchung konnte er feststellen, daß sie völlig gehemmt und verängstigt war. Für eine bereits seit mehr als einem Jahr verheiratete Frau war das sehr merkwürdig, aber anscheinend war das auch eine sehr eigenartige Ehe. Noch mehr allerdings setzte es ihn in Erstaunen, daß sie bereits über den vierten Monat der Schwangerschaft hinaus sein mußte, obgleich man es äußerlich kaum spürte.
Als er es ihr bestätigte, kam ein heller Glanz in ihre Augen. Sogar ein Lächeln legte sich um ihren Mund.
»Sie können nicht wissen, was es für mich bedeutet«, sagte sie verhalten. »Ich hatte so entsetzliche Angst, daß ich mich getäuscht haben könnte«, bekannte sie scheu.
»Haben Sie denn niemanden, mit dem Sie sprechen können?« fragte er nach kurzem Überlegen.
Sie schüttelte den Kopf. »Meine Mutter ist früh gestorben. Mein Vater vor ein paar Jahren. Die Tante meines Mannes nahm mich auf. Aber wozu erzähle ich das? Könnte ich die Konsultation bitte sofort begleichen, Herr Doktor?«
»Ich СКАЧАТЬ