Название: Dr. Laurin Staffel 3 – Arztroman
Автор: Patricia Vandenberg
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Dr. Laurin
isbn: 9783959796644
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»Anzustrengen brauche ich mich nicht. Wir haben genügend Personal. Meistens leben wir ja auf dem Land. Nur jetzt sind wir für einige Wochen in der Stadt. Mein Mann hat geschäftlich zu tun.«
Er hat sie mitgenommen, dachte Dr. Laurin, aber auf Partys scheint er sich lieber nicht mit ihr zu zeigen. Aus Rücksicht auf ihre Gesundheit vielleicht?
»Wir werden doch lieber eine Blutprobe machen. Welche Blutgruppe haben Sie?«
»Das weiß ich nicht.«
»Um so wichtiger ist es, daß wir sie bestimmen«, erklärte er.
»Ist das denn nötig?«
»Es kann manchmal lebensrettend sein, auch für das Kind«, erwiderte er. »Der Rhesusfaktor ist sogar von großer Bedeutung. Dann kommen Sie bitte Ende der Woche noch einmal und holen sich den Befund ab.«
Er hoffte, daß sie wiederkommen würde. Vielerlei Gedanken gingen ihm durch den Sinn, die eine Antipathie gegen Julian Westhaus in ihm weckten, aber eine um so größere Sympathie für diese junge Frau.
*
Amelie und Julian Westhaus wohnten in einem Gästehaus in einer abgelegenen Straße dieses Vorortes.
Professor Sabat hatte das vermittelt, aber Julian gelangte immer mehr zu der Überzeugung, daß es von Delia so arrangiert worden war. Dem Makler, der ihm den Besitz von Professor Sabat angeboten hatte, war es ungewollt herausgerutscht, daß Delia die Sache in die Wege geleitet hatte.
Julian war verärgert, aber er wurde auch von seinem Gewissen geplagt. Er hatte sich vorgenommen, mit Amelie zu sprechen, aber sie war nicht da, als er heimkehrte.
Er hatte sich mit seinem jetzigen Leben, das sein Vater so bestimmt hatte, abgefunden. Es stimmte ihn besorgt, daß Delia immer noch daran dachte, ihn zurückzugewinnen.
Es war verrückt, was sie vorhatte. Sabat war wirklich ein alter Narr, wenn er dieses Spiel nicht durchschaute. Ein unwürdiges Spiel, das einem Westhaus nicht anstand. Schließlich hatte er sich für die Tradition seiner Familie entschieden und war sich der Konsequenzen bewußt gewesen, als er es tat. Sein Verstand hatte so entschieden.
Amelie kam eine halbe Stunde später. Sie war überrascht und erschrocken, ihren Mann vorzufinden.
»Wo warst du?« fragte er.
Amelie zuckte zusammen. »Spazieren«, erwiderte sie und errötete.
»Die Luft bekommt dir gut«, bemerkte er. »Du hast sogar ein bißchen Farbe bekommen. Aber könntest du dich nicht ein bißchen geschmackvoller kleiden? Auf dem Land macht es ja nichts aus, aber was müssen die Leute hier denken, wenn sie dich so sehen?«
»Ich werde mir Mühe geben«, sagte sie gehorsam.
»Damit ist es nicht getan. Du wirst einmal einen eleganten Modesalon aufsuchen. Morgen siedeln wir in ein Hotel in die Innenstadt über.«
Das Leuchten in ihren Augen erlosch.
»Könnte ich nicht noch ein paar Tage hierbleiben, Julian?« fragte sie scheu.
»Wieso?« fragte er irritiert.
»Es ist sehr hübsch hier, man kann spazierengehen. In der Stadt weiß ich doch gar nicht, was ich anfangen soll.«
Er überlegte ein paar Sekunden. »Gut, meinetwegen«, sagte er dann. »Ich werde bis zum Wochenende ohnehin sehr viel unterwegs sein. Am Samstag ist der Empfang bei Konsul Lemont. Diesmal möchte ich dich sehr um deine Begleitung bitten.«
»Wenn du es wünschst…«, sagte sie leise.
*
Dr. Laurin war froh, an diesem Abend pünktlich aus der Klinik zu kommen.
»Hast du heute wieder was vor?« fragte Konstantin skeptisch.
»Nein, warum meinst du das?«
»Weil du schon so früh kommst«, erwiderte Konstantin. »Das ist man ja gar nicht gewohnt. Mami ist nämlich noch bei Sandra.«
Aber im selben Augenblick kam sie schon, ein bißchen außer Atem, aber recht fidel, wie Leon feststellen konnte, und er vermutete auch sogleich, daß sie etwas auf dem Herzen hatte, da sie ihm zublinzelte.
Es war etwas ungewöhnlich, daß sie zu Sandra fuhr, ohne die Kinder mitzunehmen. Den Grund erfuhr er jedoch erst am späten Abend, nachdem sie ihre Trabanten endlich zur Ruhe gebracht hatten.
Antonia mixte für jeden einen Drink und stellte Gebäck auf den Tisch. »Fein, daß wir ein bißchen Zeit haben«, sagte sie. »Ich habe dir viel zu erzählen.«
»Ich dir auch«, entgegnete er.
»Dann fang du an«, sagte sie.
»Du wirst es nicht glauben, aber heute war Amelie Westhaus bei mir«, begann er.
Antonias schöngeschwungene Augenbrauen hoben sich leicht. »Ist das die Möglichkeit«, sagte sie erstaunt. »Aus welchem kühlen Grunde?«
»Sie erwartet ein Baby.«
»Dann tut sie ja ihre Pflicht und Schuldigkeit«, erklärte Antonia ironisch.
»So was höre ich nicht gern«, meinte Leon stirnrunzelnd.
»Ob du es nicht gern hörst oder nicht, ist diesbezüglich egal. Jedenfalls hat er sie darum geheiratet. Ja, darum, Leon. Um seinem Erben eine ebenbürtige Mutter zu geben. Mich bringt so etwas in Harnisch.«
»Woher beziehst du dein Wissen?« fragte Leon.
»Von deiner Schwester. Sandra hat sich informiert. Sie hat die Gellenstein eingeladen.«
»Wer ist das?« fragte er verblüfft.
»Die Freiin von Gellenstein ist die Klatschtante der feinen Welt«, erwiderte Antonia munter. »Sie hört alles, sie weiß alles, sie ist das wandelnde Tageblatt, aber sonst eigentlich nicht übel. Recht ansehnlich dazu. Es war ein unterhaltsamer Nachmittag.«
»Du läßt die Kinder zu Hause, um dir die Geschichten einer Klatschtante anzuhören?« fragte er konsterniert.
»Wir wollten eine ganz bestimmte Geschichte hören«, erklärte Antonia. »Nämlich die von Westhaus und einer gewissen Delia Dillon, die bald Frau Sabat werden soll. Meine Güte, man kann doch auch mal neugierig sein. Mit unserer Omi ist da nichts mehr anzufangen. Sie kümmert sich nur noch um ihre Enkelkinder.«
Ja, früher war immer Teresa diejenige gewesen, die über allen Gesellschaftsklatsch Bescheid wußte.
»Es ist eine interessante Story«, sagte Antonia.
»Dann erzähle mal«, meinte Leon.
»Julian Westhaus war mit Delia vor vier Jahren liiert. Sein Vater war dagegen. Eine Schlagersängerin paßte nicht in die erlauchte Familie der Westhaus.«
Antonia machte es auf die СКАЧАТЬ