Friedrich Schiller: Literatur- und theatertheoretische Essays. Фридрих Шиллер
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СКАЧАТЬ (heftig auffahrend) Was? Mutter? – Das Wort auf deiner Zunge sei verflucht, verflucht der Name aus der Schöpfung.

      Domingo. Prinz?

      Karlos. (in großer Aufwallung herumgehend) Sie meine Mutter? – Geh Unglücklicher, an eine Mauer hast du mich geschleudert – Sie meine MutterMutter sagtest du? O Himmel gib, daß ich es dem vergesse, der sie zu meiner Mutter machte.

      Domingo. Prinz, es sind die heiligste von allen Banden die sie hier lästern.

      Karlos. Ketten wollt ihr sagen, Furchtbarer, merkts euch, raßeln sie im Abgrund der Hölle nicht – Galeeren lassen los – das Grab gibt frei – die Ketten der Verdammniß zerbrechen endlich – diese Bande nicht. Die Zärtlichkeit von allen Müttern, die gewesen sind, und die noch kommen werden, macht ewig nimmer wieder gut, was mir die einzige verdorben hat.

      Domingo. Was hör ich? Täuscht mich mein Ohr? hat mich ein Traum betrogen? Ganz Spanien liebt seine Königin bis zur Anbetung – Prinz – und Sie allein, Sie sollten sie mit solchem Haß verfolgen?

      Karlos. (hat sich gesammelt, und wird betroffen)

      Domingo. Unmöglich, Prinz – so plözlich werden sie die Stimme Spaniens nicht Lügen strafen, so unnatürlich kann der feurige, für jede Schönheit so begeisterte so offne Jüngling nimmermehr entarten. Was Prinz? – Das schönste Weib auf dieser Welt, beim ersten Blick Monarchin ohne Thron, kaum zwei und zwanzig Frühlingen entflogen, und eines Greisen Frau – von der Natur zur Zärtlichkeit, zur Wollust ausgestattet – an eines freudenlosen Ehestands tirannische Galeere angeschlossen – Französin von Geburt – und Königin – und ehmals ihre laut erklärte Braut? Unmöglich, Prinz! Unglaublich! Nimmermehr! Wo ohne Hofnung Greiß und Jüngling lodern, friert Karlos nicht mit allen Hofnungen. Wo alles liebt, kann Karl allein nicht hassen, so seltsam widerspricht sich Karlos nicht. Nein Prinz – ich schwörs in ihrer Mutter Seele – das wunderbare Räzel ihres Grams, die Königin – ich wette – kann es lösen. Verwahren sie sich Prinz, daß sie es nie, wie sehr sie ihrem Sohn mißfällt, erfahre, die Zeitung würde schrecklich seyn.

      Karlos. (welcher diese ganze Rede durch, die Augen tückisch auf ihn geheftet hat) Meint ihr?

      Domingo. Und äußerst unerwartet – Warlich Prinz auf ihre Rechnung flüstert sich schon längst von Ohr zu Ohr die lustigste Geschichte. Wenn sie noch auf das leztere Turnier zu Saragoßa sich besinnen mögen, wo unsern König eine Lanze streifte – Die Königin mit ihren Damen saß auf des Pallastes oberster Altane, und sah dem Kampfe zu. Auf einmal riefs: „Der König blutet!“ – Man rennt durcheinander, ein unvernehmlich Murmeln dringt zum Ohr der Königin: „Der Prinz?“ ruft sie, und will und will sich von der höchsten Gallerie herunterwerfen „Nein! Der König selbst“ gibt man zur Antwort „So laßt Aerzte holen“ erwiedert sie, indem sie Athem schöpfte.

      Karlos. (nach einigem lebhaften Auf und Niedergehen, mit erkünstelter Gleichgültigkeit) Ihr sagt mir Wunderdinge, Freund.

      Domingo. Doch wohl nichts überraschendes? (indem er sich dem Prinzen vertraulich nähert) Wie glücklich, Prinz, dörft ich dafür in ihrer Seele lesen?

      Karlos. Ihr sollts, hochwürd’ger Vater – eurem Amte verschweigt man nichts – ihr klebt ja eure Tugend auf euren Rock – Umsonst führt ihr doch wohl den Schlüssel nicht zu Jedermanns Gewissen, umsonst, denk ich, hat König Philipp euch das Rechnungswesen über alle Sünden der Prinzen vom Geblüt nicht übertragen.

      Domingo. Es gibt auch Lieblingswünsche, Prinz, wobei man das Gewissen nicht zum Richter nimmt.

      Karlos. Dergleichen Wünsche gibt es allerdings, doch das sind Heimlichkeiten, die das Plaudern durchaus nicht leiden können.

      Domingo. Plaudern, Prinz, ist meines Amtes strafbarste Verlezung.

      Karlos. Ich weiß, hochwürd’ger Vater, weiß ja wohl wie treulich ihr der Welt verschweigt, was euch Gott im Vertrauen sagen mag.

      Domingo. Auch, was mir meine anvertrauten Lämmer beichten.

      Karlos. (nachdem er sich eine Zeitlang bedacht hat) Nur noch ein Wörtchen – eh mein ganzes Herz sich euch auf Treu und Glauben überliefert – Mistrauen, Herr, vergibt man Philipps Blut, und keinen Freund entlaß ich ohne Probe.

      Domingo. Ich fürchte keine, Prinz.

      Karlos. Nur Kleinigkeit. Ihr lacht vielleicht – doch sie beweißt für eure Verschwiegenheit mir alles. Hört mich an.

      Domingo. Mit Ungeduld.

      Karlos. Tief drinn in der Sierra Morena zeigt man einen Brunnen euch, der jezt vertrocknet ist, wohin ein alter kastilianscher König seine Schäze geflüchtet hat, als über Spanien die Furcht der Mauren kam. – Tief unten ligt ein großer schwarzer Quaderstein, worunter, der Sage nach, drei Nächte vor dem Fest der Auferstehung, sich der dumpfe Klang des Goldes hören lassen soll, das jezt gehoben werden kann. Wer reines Herzens in diesen Brunnen sich hinunter läßt, rückt, wie ein Sandkorn, diesen Felsen weg; doch kaum (fährt das Orakel fort) daß ihn ein Schalk berührt, bedecken schwarze Beulen des Frevlers Hand, und der erzürnte Schaz versinkt um eines Thurmes Höhe tiefer.

      Domingo. Im Ernst, mein Prinz, sagt man das wirklich so?

      Karlos. So wahr ihr ehrlich seid – Man will sogar Waghälse nennen, die mit dem Gespenst es aufzunehmen, schon im Eimer hiengen – – Doch gählings kam die Angst an sie, sie priesen sich glücklich, daß sie lebend wieder kamen. Was dünkt euch frommer Vater? – Ihr und Ich – wir könntens wohl auf gut Gewissen wagen?

      Domingo. Wir? – Nimmermehr! Dafür behüt uns beide der Himmel, Prinz – Der schwache Mensch versuche den Teufel nicht – Mir ligt der Mammon gut, Verzeihung, Prinz. Auch möcht ich in den Karten der Unterwelt nicht gern die Hände haben.

      Karlos. (unwillig zurücktretend) So Bösewicht? – und an mein Herz willst du die Wünschelruthe halten, daß sie dir anschlage, wo der Zauber ligt? – Du zitterst vor Schrecken, die des Fiebers Phantasie zusammenflickte – und bist frech genug in meines Herzens Absturz dich hinunter zu winden, und Gedanken zu behorchen, ehrwürdiger, als die Mysterien der Unterwelt? – Elender! Weh dir selbst! Wohin – wenn dir dein Bubenstück gelänge – Wohin verkröchst du dich? In einer Auster Gehirne krümmte deine Seele sich, wenn ihr die meinige begegnen sollte.

      Domingo. Prinz! Sie verkennen mich.

      Karlos. Ich kenne dich. Bist du nicht der Dominikanermönch, der in der fürchterlichen Ordenskutte den Menschenmäkler machte? Bin ich irre? Bist du es nicht, der die Geheimnisse der Ohrenbeicht um baares Geld verkaufte? Bist du es nicht, der unter Gottes Larve die freche Brunst in fremdem Ehbett löschte den heißen Durst nach fremdem Golde kühlte, den Armen fraß, und an dem Reichen saugte? Bist du es nicht, der ohne Menschlichkeit, ein Schlächterhund des heiligen Gerichtes, die СКАЧАТЬ