Friedrich Schiller: Literatur- und theatertheoretische Essays. Фридрих Шиллер
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СКАЧАТЬ Hofgebrauches, der eure Fürsten wie vergiftete Tarandeln hütet, eure Königinnen wie Mumien vor der Berührung schüzt, wo find ich, was ich suche? – eine Seele, die sich vertraulich an die meine schmiegte?

       (Der Marquis nimmt hier Gelegenheit das Gespräch auf ihre Situation mit dem König – auf die Jahre ihrer frühen Jugend – auf ihre Bekanntschaft mit dem Prinzen zu lenken. Sie zeigt ihm überall – ausgenommen in Betreff des Prinzen – die vertrauteste Offenherzigkeit. Er erzählt ihr die Geschichte des leztern und ihre eigene unter einer fremden Einkleidung, wodurch sie merklich beunruhigt wird. Der Schluß dieser Erzählung ist, daß die Königin, von dem lebhaftesten Antheil dahingerissen, die Empfindungen ihres Herzens verräth. Der Marquis gibt dem Prinzen das Zeichen, und zum Schrecken der Königin tritt der leztere auf. Jener zieht sich in die Eremitage zurück, die Damen der Königin unter der Zeit zu beschäftigen.)

       Inhaltsverzeichnis

       Die Königin und Karlos.

      Karlos. (vor ihr niedergeworfen) So ist er endlich da, der Augenblick, und Karl darf diese theure Hand berühren, und meine schwellende Empfindung darf in wollustvollen Strömen sich ergießen. O heller Strich in meinem Lebenslauf; Jezt bin ich glücklich.

      Königin. Unbesonnener! Was für ein Schritt! Welch eine strafbare tollkühne Ueberraschung! Stehn sie auf! Um Gotteswillen stehn sie auf! – Die Gegend hat Augen und mein Hof ist in der Nähe.

      Karlos. Ich steh nicht auf – hier will ich ewig knien. Auf diesem Plaz will ich verzaubert liegen, in dieser Stellung angewurzelt kleben, bis über mir und unter mir das Rad der Schöpfung stillgestanden.

      Königin. Rasender! Zu welcher Kühnheit treibt sie meine Gnade! Wie? Wissen sie in welches Heiligthum sie diesen frevelhaften Einbruch wagen? Unglücklicher, daß es die Königin, daß es die Mutter ist, an die sich diese verwegne Sprache richtet? Wissen sie, daß ich den Schänder meiner Majestät dem Arme des Gerichts zu übergeben gezwungen bin?

      Karlos. Und daß ich sterben muß. Man reiße mich von hier aufs Blutgerüste, man richte mich wie einen Hochverräther, ein Augenblick gelebt im Paradiese wird nicht zu theuer mit dem Tod gebüßt.

      Königin. (mit dem schmelzendsten Tone) Und ihre Königin?

      Karlos. (steht schnell auf) Gott! Gott! ich gehe, ich will sie ja verlassen – Muß ich nicht, wenn sie es also fodern – Mutter! Mutter! wie schrecklich spielen sie mit mir! ein Wink, ein halber Blick, ein Laut aus ihrem Munde wirft zwischen Höll’ und Himmel mich herum, gebietet mir zu seyn, und zu vergehen. Was wollen sie, das noch geschehen soll? Was unter dieser Sonne kann es geben, das ich nicht hinzuopfern eilen will, wenn sie es wünschen.

      Königin. Fliehen sie!

      Karlos. (steht in banger Unentschlossenheit) O Gott!

      Königin. Das einz’ge Prinz, warum ich sie mit Tränen beschwöre – fliehen sie, eh die Prinzessin, eh meine Pagen, meine Kerkermeister, in dieser wilden Wallung sie und mich beisammen finden, und die große Zeitung vor ihres Vaters Ohren bringen – – Noch, noch schwanken sie, und stehen unentschlossen? – Unglücklicher, wolan, so bleibe denn, uns beide zu verderben.

      Karlos. Ich erwarte mein Schicksal – es sei Leben oder Tod. hätt ich umsonst durch jedes Hinderniß und jedes Labirinth der Etikette, und alle Minotauren dieses Hofs, und alle Schlingen Philipps mich geschlagen? Was? hätt’ ich darum meine Hoffnungen auf diesen einz’gen Augenblick verwiesen, der sie mir endlich ohne Zeugen schenkt, daß mich am Ziele faige Schrecken täuschten? Nein Königin! Die Welt kann hundertmal, kann tausendmal um ihre Axe treiben, eh diese Gunst der Zufall wiederhohlt.

      Königin. Auch soll er das in Ewigkeit nicht wieder, Unglücklicher, was wollen sie von mir?

      Karlos. O Königin – daß ich gerungen habe, gerungen wie kein Sterblicher noch rang, ist Gott mein Zeuge – Königin, umsonst – Hin ist mein Heldenmut, ich unterliege.

      Königin. Nichts mehr davon – hinweg mit dieser Sprache – um meiner Ruhe willen, schweigen sie.

      Karlos. Nein! ich will reden. Mein gerechter Schmerz erleichtre sich in wütender Verwünschung. Sie waren mein. Im Angesicht der Welt mir zugesprochen von zwei großen Tronen, mir zuerkannt von Himmel und Natur, und Philipp, Philipp hat mir sie gestohlen. Gestohlen – O das ist das wahre Wort – laut will ichs ihm in beide Ohren rufen, laut durch die ganze weite Erde schrei’n, ein königlicher Dieb hat mich bestohlen.

      Königin. (sehr ernsthaft) Es ist ihr Vater.

      Karlos. Ihr Gemahl.

      Königin. Der ihnen das größte Reich der Welt zum Erbe gab.

      Karlos. Und sie zur Mutter!

      Königin. Großer Gott, sie rasen –

      Karlos. Und weiß er auch, wie reich er ist? Hat er auch warmes Blut, sich seines Raubs zu freu’n? Hat er ein Herz, das ihrige zu schäzen? Ich will nicht murren. Große Vorsehung, ich will es dir vergeben, will vergessen, wie unaussprechlich selig ich mit ihr geworden wäre – wenn nur er es ist, Er ists nicht – hör es große Vorsehung! so frevelhaft beschimpft er deine Gabe! er ist es nicht – Das, das ist Höllenquaal! er ist es nicht, und wird es niemals werden! Du nahmst mir meinen Himmel nur, um ihn in Philipps Armen zu vertilgen.

      Königin. Abscheulicher Gedanke!

      Karlos. O ich weiß, wer dieser Ehe Stifter war – ich weiß, wie Philipp lieben kann, und wie er freite. Unglückliche Prinzessin – nicht allein mein Schicksal, auch das ihrige bewein ich. Allmächtige Natur! ein solch Geschöpf, wie keines dir noch seit Jahrtausenden gelungen ist, wie in Jahrtausenden dir keines mehr gelingen wird, und jezt, jezt, jezt – erröthe für dich selbst, Natur! zum Unterpfand zerbrechlicher Verträge für einen Frieden schändlich hingeschlachtet – im Kabinet und bei verschloßnen Thüren, durch einen Klubb von Rathen und Prälaten zu seiner Ranggehülfin ausgewürfelt, auf Krämerart gefeilscht, und dann dem Käufer nach abgeschloßnem Handel ausgeliefert! So freien Könige!

      Königin. O Still davon!

      Karlos. Wer sind sie denn in diesem Reich? Laß hören. Regentin etwa? – Nimmermehr! wie könnten, wo sie Regentin sind, die Alba würgen? wie könnte Flandern für den Glauben bluten? Wie? Oder sind sie Philipps Frau? Unmöglich, ich kann’s nicht glauben. Eine Frau besizt des Mannes Herz, und hat er eins zu geben? Und bittet er nicht jede Schmeichelei, die ihm vielleicht im Fiebertraum entwischte dem Zepter ab, und seinem grauen Haar?

      Königin. Wer machte sie so stolz, diß zu behaupten? Wer sagte ihnen, daß in Philipps Armen mein Loos beweinenswürdig СКАЧАТЬ