Friedrich Schiller: Literatur- und theatertheoretische Essays. Фридрих Шиллер
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СКАЧАТЬ von Posa, Kammerjunker des Prinzen. Fürstin von Eboli und Marquisin von Mondekar, Damen der Königin. Mehrere Damen und Grandes.

       Erste Verwandlung

       Inhaltsverzeichnis

       Ein angenehmer Prospekt von Orangenalleen, Boskagen, Statuen, Urnen, und springenden Wassern. Die Beleuchtung wird so eingerichtet, daß die vordere Bühne dunkel bleibt, die hintere aber munter und hell ist.

       Inhaltsverzeichnis

       Karlos kommt langsam und in Gedanken versenkt aus dunkeln Boskagen, seine zerstörte Gestalt verräth den Kampf seiner Seele; einigemal steht er schüchtern still, als wenn er auf etwas horchte. Der Zufall führt ihn vor die Statue der Biblis und des Kannus, er bleibt nachdenkend davor stehen – indem hört man hinter der Szene eine ländliche Musik von Flöten und Hoboen, die sich allmählig in der Entfernung verliert. Der Prinz verläßt die Statue in großer Bewegung, man sieht Traurigkeit und Wut in seinen Gebärden abwechseln, er rennt heftig auf und nieder, und fällt zulezt matt auf ein Kanapee. Unterdessen zeigt sich im Hintergrund der Pater Domingo, und bleibt eine Zeitlang stehen ihn zu beobachten. Endlich nähert er sich, auf das Geräusch ermuntert sich Karlos, und fährt unwillig auf.

      Karlos. Der Erzspion verfolgt mich überall wie die Gerichte Gottes – – Was verlangt ihr? Wen sucht ihr hier? – Dorthin, soviel ich weiß, hat sich der König mit dem Hof gezogen.

      Domingo. Der König, Prinz, und alle Grandes stehn versammelt im Zitronenwald. Die Freude herrscht allgemein, sie zu vollenden fehlt nur Karlos noch.

      Karlos. Sie plözlich zu vergiften? Ist König Philipp seiner guten Laune schon satt, daß er die Nattern seines Sohns zu Gaste ruft?

      Domingo. Mir unbegreiflich, Prinz. Der schönste Frülingstag – die muntern Gärten – und rings herum die blumenvolle Flur – Der Himmel selbst wetteifert mit der Gegend, die Kunst mit der Natur – sie aufzuheitern. Gleich einem Paradies lacht weit und breit das prächtige Aranjuez, und doch in ihrem Aug nicht eine Spur der Freude?

      Karlos. In diesem lachenden Aranjuez sieht Karlos nichts – als seine finstre Seele.

      Domingo. Doch eben dieser räzelhafte Gram, den wir schon lang in ihren Blicken lesen, der Schrecken ihres Reichs, und das Geheimniß des ganzen Hofs, hat manche Thräne schon dem König ihrem Vater ausgepreßt.

      Karlos. Fließt mir deßwegen eine einz’ge minder? heilt dieses Herz vielleicht, wenn seines blutet? Nur Thränen hat er für den einz’gen Sohn? – die giebt auch wohl ein Bettler seinem Kinde. Er presse doch nur einen Tropfen Mohn aus seines Perus unerschöpften Schachten, den Schmerz in diesem Busen einzuschläfern; – er biete doch den pralenden Tribut, den ihm sein furchtbarer Vasall, das Meer, aus beiden Indien herüberfrohnt, ob er vielleicht den Henker seines Karls damit bestechen kann? – Seht rings herum – Diß Paradies rief euer großer König in eine fürchterliche Wildniß her – er rufe doch – sein Karlos läßt ihn bitten – ein Lächeln auf mein Angesicht.

      Domingo. Er wirds. Nur brechen sie diß grauenvolle Schweigen, nur öfnen sie ihr Herz dem Vaterherzen. Was Karl dem Philipp anvertraut, wird ja der König ihm gewähren.

      Karlos. Wird er das? – Weh mir, und wenn er wollte – kann er das? und wenn ich mit des Todes leztem Lechzen es foderte? wenn der erhörte Wunsch den schon entwichnen Geist aus der Behausung des Grabs zurücke hohlte? – Nimmermehr.

      Domingo. Ich zittre Prinz – Was sagt mir dieses Räzel?

      Karlos. Bin ich nicht eines großen Königs Sohn? Mit halben Welten theil ich meinen Vater, und dennoch soll an einem einz’gen Wunsch der große Königssohn zu Tode schmachten? O welch ein Wunsch – – und doch – ich will ja wenig – will ja nicht mehr, als ich mit so viel Armen umreichen kann – –

      Domingo. Wie! Wär es möglich Prinz? Wär noch ein Wunsch zurücke, den der Himmel dem liebsten seiner Söhne weigerte? – Ich stand dabei, als in Toledos Mauren der stolze Karl die Huldigung empfieng, als graue Fürsten zu dem Handkuß wankten, und jezt in einemeinem Niederfall Sechs Königreiche ihm zu Füßen lagen. Ich stand, und sah das junge stolze Blut in seine Wangen steigen, seinen Busen von fürstlichen Entschlüssen wallen, sah sein trunknes Aug durch die Versammlung fliegen, in Wollust brechen – Prinz – und dieses Aug sprach laut: Ich bin gesättigt!

      Karlos. (nach einem tiefen Nachdenken) Jener Stunde vergeß ich nie – mit jener Stunde fieng Mein Leben an – sie floh – es war vollendet.

      Domingo. Vollendet Prinz? – ein mattes Vorgefühl der königlichen Zukunft – –

      Karlos. Es ist aus. Wenn schon das Kind von Diademen träumte, was kann der Jüngling wünschen?

      Domingo. (der ihn laurend ansieht) sie zu tragen?

      Karlos. Verwegner Mensch – Ihr sprecht mit Philipps Sohn, nichts mehr davon – mir schauert vor dem Morgen, der hinter meines Vaters Sarge nur mir scheinen kann

      Domingo. Und dennoch edler Prinz. Wenn Karlos ohne Hoffnung wünscht, was sonst was sonst als eine Krone kann er wünschen? Groß ist die Welt – der Arm der Könige reicht weit –

      Karlos. Hier bricht er.

      Domingo. Auch der Arm der Kirche? O reden sie – Die Ruhe seines Sohns kann Philipp nicht zu theuer kaufen.

      Karlos. Nicht? Auch dann nicht, wenn mein rasender Gelust geradenwegs nach seinem Herzen zielte? Auch dann nicht, wenn den frevelhaften Durst nur das abscheulichste Verbrechen löschte, worüber die besudelte Natur erschrocken beben, und in Fieberschauern sich werfen würde.

      Domingo. Das ist schrecklich Prinz.

      Karlos. Jezt wißt ihr alles – Geht, und denkt auch nie darüber nach – Hier endet Philipps Größe, kann sein Befehl die Sterne rückwärts drehn, und machen, daß sich Nord und Süd umarmen? – Ein ewiges, ein schreckliches Gesez mit Blut in unsre Brust geäzt – die starre unwandelbare Regel der Natur steht gegen mich, ein aufgethürmter Pfeiler, und keine Macht auf Erden reißt ihn um.

      Domingo. Ich steh erstaunt – Was für ein Ungeheuer liegt hier im Hinterhalt, wenn selbst die Hoffnung so vieler Throne keinen Reiz mehr hat?

      Karlos. Vergebens grübelt ihr ihm nach. Ihr müßtet, Monarch wie ich, in Mutterleib gekrönt, ihr müßtet in dem Himmelstrich des Thrones erzogen worden seyn, und an den Brüsten des Glücks gelegen haben, wenn ihrs faßtet was einen Fürsten foltert.

      Domingo. СКАЧАТЬ