DER ZAR. Ted Bell
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Название: DER ZAR

Автор: Ted Bell

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783958351318

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СКАЧАТЬ hatte in einem kleinen, leicht baufälligen Ferienhaus am Strand Unterschlupf gefunden. Das alte Gebäude war früher zur Herstellung von Zucker verwendet worden und stand auf einem Hügel mehrere Meilen westlich der Stelle, wo er gerade lag. Er pflegte nunmehr die ausgesprochen gesunde Angewohnheit, täglich zu dieser abgeschiedenen Bucht zu schwimmen. Zweimal drei Meilen waren nicht übertrieben und auch kein übler Zusatz in seinem Sportplan, der mehrere Hundert Rumpfbeugen und Liegestütze umfasste, nicht zu vergessen das gründliche Training mit Gewichten.

      Da er sich seiner Privatsphäre sicher sein durfte, zog er seinen Schwimmanzug im Allgemeinen aus, wenn er ankam. Ihn abzustreifen und an einen Mangrovenbaum in der Nähe zu hängen war zu einem Ritual geworden, dann ein paar Stunden Sonnenbaden au naturel, wie es die Franzosen ausdrücken würden. Im Großen und Ganzen blieb Hawke anspruchslos, aber der Luxus, kühle Luft und warmes Licht an Körperteilen zu spüren, die er in der Regel bedeckt hielt, war zu ergötzlich, um darauf zu verzichten. Er hatte sich so an diese neue Sitte gewöhnt, dass ihm selbst der leiseste Gedanke daran, Sporthosen zu tragen, abwegig vorkam, ja lächerlich sogar. Und – was?

      Er starrte fassungslos.

      Was zum Teufel war das?

      Kapitel 2

      Ihm war etwas Blaues im Sand aufgefallen, rechteckig und klein, ein gutes Stück rechts von seiner Position entfernt. Er stützte sich auf seine Ellbogen und beäugte den Gegenstand. Handelte es sich um von den Wellen angespültes Treibgut? Nein, eindeutig nicht. Anscheinend war während Hawkes friedlichen Schlummers an seinem allerheiligsten Hort irgendein unerwünschter Eindringling aufgekreuzt und hatte ein Handtuch an seinem Strand zurückgelassen.

      Der lautlose Marodeur schien es gewissenhaft platziert zu haben, rechtwinklig zur Brandung und mit vier rosafarbenen Muschelschalen an den Ecken beschwert, damit es nicht fortgeschwemmt oder weggeweht wurde. Ferner zierte ein fantasievoll geschwungenes K, aufwendig gestickt mit glänzend goldenem Garn, den blauen Frotteestoff. Über dem Buchstaben befand sich ein Symbol, das Hawke bekannt vorkam, ein zweiköpfiger Adler. So etwas benutzte nur ein reicher Typ als Badetuch.

      Sachen gibt's. Vom Besitzer fehlte jede Spur. Wohin war er verschwunden, dieser freche Mr. K.? Schwimmen gegangen, vermutete Hawke. Warum hatte er seinen Anker ausgerechnet in dieser Bucht ausgeworfen? Eigentlich hätte sich der Störenfried, dieser K. soundso, beim Anblick eines anderen Mannes – im Adamskostüm obendrein, um Himmels willen – im trauten Schlaf hier am Strand veranlasst sehen müssen, anderswo nach Ruhe zu suchen, oder?

      Offensichtlich nicht.

      In dem Moment tauchte eine Frau im Meer auf … und nicht bloß irgendeine, sondern eine erhabene Schönheit, wie Hawke sie noch nie zu Gesicht bekommen hatte. Das Wasser perlte an ihr hinunter, während sie sich näherte. Sie war groß, hatte lange, gerade Beine und eine helle Bräune, die an Milchkaffee erinnerte. Von Nacktheit konnte nicht ganz die Rede sein. Sie trug einen schmalen Stoffwickel um die Hüften, doch ihre drallen Brüste, deren Warzen vollkommen rosa waren, blieben gänzlich unbedeckt.

      Eine hellblaue Taucherbrille, die sie nach oben geschoben hatte, haftete an ihrer hohen Stirn, und goldblonde Locken fielen auf ihre bronzefarbenen Schultern. Eine derart animalische Schönheit war Hawke noch nie untergekommen; ihre Gegenwart, während sie auf ihn zuging, wirkte geradezu schwindelerregend.

      Sie blieb stehen und sah für einen Augenblick unverhohlen taxierend auf ihn hinab. Dabei schürzte sie ihre Lippen zu einem Lächeln, das er nicht so recht deuten konnte – Hohn in Anbetracht seiner peinlichen Lage?

      Hawke schaute zögerlich zu dem Mangrovenbaum hinüber, der ungefähr zehn Yards entfernt waren. Seine ausgebleicht rote Badehose hing an einem kahlen Ast inmitten runder Blätter, die dicht an dicht wuchsen. Die Fremde folgte seinem Blick, ohne mit dem Lächeln aufzuhören.

      »Ich würde mich nicht um das Schwimmzeug kümmern«, sagte sie, wobei ihre grünen Augen in der Sonne funkelten.

      »Und wieso nicht?«

      »Weil es sowieso zu spät ist.

      Hawke sah sie mehrere Sekunden an, nicht ohne ein Schmunzeln zu unterdrücken, bevor er fortfuhr: »Was zum Kuckuck tun Sie an meinem Strand, wenn ich so vermessen sein darf, zu fragen?«

      »Das ist Ihr Strand?«

      »Sozusagen.«

      »Was ich hier tue? Wonach sieht's denn aus?«

      Sie hatte ein Tasche aus durchsichtigem Plastik mit Kordel dabei, die unter anderem kleine, pinkfarbene Muschelschalen enthielt. Hawke bemerkte außerdem ein Seil, das sie um ihre Taille trug und an dem mehrere kleine Fische festgemacht waren. Er hatte sich viel zu lange an ihrem außergewöhnlichen Körper geweidet, um auf die Harpune in ihrer rechten Hand zu achten.

      »Also«, hob er wieder an. »Entlang der Küste gibt es sehr viele andere Buchten genau wie diese. Sie hätten sich doch wohl eine aussuch–«

      »Solche Muscheln findet man nur hier«, warf sie ein, während sie die Tasche hochhielt, sodass der Kunststoff Hawke in der Sonne blendete. »Sie heißen auch Pink Chinese.«

      »Was Sie nicht sagen«, erwiderte Hawke. »Gibt es die auch in Rot?«

      »Rote Chinesen?« Sie musste lachen, obwohl sie sich bemühte, es zurückzuhalten.

      Erst jetzt fiel ihm der slawische Akzent in ihrem ansonsten perfekten Englisch auf. War sie Russin? Sicher, antwortete er sich selbst, da ihm plötzlich wieder der Doppeladler über dem Monogramm in den Sinn kam, das alte Wappen des russischen Kaiserreichs.

      Sie betrachtete ihn weiter von oben herab. Er rutschte nervös unter ihrem forschen Blick herum. Ihr eindringliches Starren löste eine allzu vertraute Erregung aus, sowohl innerlich als auch äußerlich. Er erwog, sich die Hände vor die Scham zu halten, sah dann aber ein, dass er zu lange damit gewartet hatte, um dabei nicht noch lächerlicher zu wirken, als es ohnehin bereits war. Dennoch wünschte er sich, sie würde nicht so starren. Er fühlte sich wie ein präpariertes Insekt, das auf ein Brett gesteckt wurde, verdammt noch mal.

      »Sie haben einen außerordentlich schönen Körper«, sagte sie, als sei es eine wissenschaftlich belegte Tatsache.

      »Ach ja?«

      »Er zieht auf interessante Art und Weise Licht an.«

      »Was soll das denn bitteschön heißen?«, fragte Hawke stirnrunzelnd, doch sie hatte sich auf der Stelle umgedreht, schritt leichtfüßig über den Strand zu dem blauen Handtuch und ließ sich mit so anmutigen Bewegungen darauf nieder, dass man sie für eine Ballett- oder Seiltänzerin hätte halten können. Nachdem sie sich mit ihren langen Beinen wie eine Yogini im Schneidersitz aufgerichtet hatte, öffnete sie die Tasche und nahm ein Päckchen Marlboro-Zigaretten heraus. Auf einmal hielt sie ein goldenes Feuerzeug in der Hand – ein altes Dunhill, vermutete Hawke und fügte seinen spärlichen Kenntnissen über sie das Stichwort »reiches Gör« hinzu. Sie klappte das Feuerzeug auf und steckte sich eine Zigarette an. Nach dem ersten Zug blies sie den Qualm als dünne Fahne aus.

      »Schmeckt wunderbar. Wollen Sie eine?«, bot sie an, während sie Hawke aus dem Augenwinkel anschaute.

      Er brauchte dringend eine Zigarette. »Ihnen ist wohl das Rauchverbotsschild entgangen, das ich dort draußen in der Uferströmung aufgestellt habe?«

      Darauf erhielt er СКАЧАТЬ