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СКАЧАТЬ Weg hinunter zum Kontrollraum bekräftigte Sergei dem Präsidenten gegenüber, dieser Wall könnte dem Angriff jedes Panzers auf der Welt standhalten.

      »Diesbezüglich muss ich unsere Panzerkommandanten fragen«, erwiderte Rostow. Seine langjährige Erfahrung hatte ihn skeptisch gemacht, was Behauptungen des heimischen Militärs anging.

      Während ihres kurzen Rundgangs kam er allerdings nicht umhin, über das neue Lagezentrum zu staunen. Doch das ließ er sich wie gewohnt nicht anmerken.

      Beiläufig erkundigte er sich beim nächstbesten Offizier, einem Oberst, über die genauen Funktionen der Räumlichkeiten.

      »Na, es gibt nichts, was hier nicht abgewickelt werden kann, Präsident Wladimir Rostow«, antwortete der Mann mit stolzgeschwellter Brust.

      »Sagen Sie, haben Sie die Anhörung des US-Senats zum Thema Waffenbesitz auf C-SPAN gestern Nacht verfolgt?«, fragte das Staatsoberhaupt mit einem Grinsen, das dem seines Untergebenen in nichts nachstand.

      »Na ja, nur so nebenbei«, druckste der Mann. »In manchen Fällen ist das Lagezentrum …«

      Ein General trat vor, damit sich der Oberst nicht weiter in Verlegenheit brachte. »Das ist eher die Aufgabe der SWR, Wladimir Rostow.« Den russischen Auslandsnachrichtendienst Sluschba Wneschnei Raswedki kannte der Präsident freilich auch bestens. Als KGB-Chef war er persönlich für die Generalüberholung der Behörde verantwortlich gewesen.

      »Tatsächlich?« Er schaute den General leicht erheitert an. »Die Aufgabe der SWR, sagen Sie? Ist das nicht entzückend? Man lernt jeden Tag dazu.«

      Der General schaute verlegen weg, solange Rostows unergründliches Lächeln anhielt. Dann nickte er kurz allen im Raum zu und verließ diesen. Korsakow wartete oben.

      »Der Mann ist ein Trottel«, bemerkte Sergei Iwanow im Aufzug. »Entschuldigung dafür, Präsident Wladimir …«

      »Sie meinen diesen lachhaften, kleinen General? Stimmt. Er ist der Sohn oder Neffe von irgendjemandem, den man kennen sollte, richtig?«

      »Ja, Putins Neffe.«

      »Ziehen Sie ihn aus dem Verkehr, Sergei. Energetika.«

      Damit bezog er sich auf ein Hochsicherheitsgefängnis auf einer verlassenen Insel in der Nähe des Marinestützpunkts Kronstadt bei Sankt Petersburg. Dieses hatte man vorsätzlich auf eine weitläufige Halde für radioaktiven Müll gebaut. Wer hinter diesen Mauern eingesperrt wurde, war zum Tode verurteilt, ob er es wusste oder nicht.

      Sogar Rostows Vorgänger, der Ministerpräsident mit dem kalten Blick, der sein Amt zu lange ausgereizt hatte, gehörte nun zu den Gefangenen. Der Präsident fragte sich kurz, ob Putin mittlerweile überhaupt noch Haare auf dem Kopf hatte.

      Als der Aufzug stoppte, traten sie hinaus.

      »Wir sind weit gekommen, Sergei Iwanowitsch. Vor acht Jahren hatten wir Wichtigeres zu tun – selbst im militärischen Bereich –, als schicke Verwaltungsbunker zu bauen, doch die russische Armee, ja der gesamte Staat ist in hohem Maße auf die GRU als Seh- und Hörorgan angewiesen. Das Personal verdient derart moderne Arbeitsbedingungen.«

      Das stimmte. Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 war es mit den Informationsbeschaffungsdiensten im Land für mehrere Jahre auf beängstigende Weise bergab gegangen. Das zutiefst gefürchtete KGB, Rostows Brötchengeber bis zu seinem jetzigen Leben, hatte als Institution eine Talfahrt durchlebt. Eine Vielzahl sowjetischer Spione waren zu westlichen Behörden übergelaufen und hatten ihre Geheimnisse verkauft. »Besser tot als rot«, dies war ein geflügeltes Wort unter Briten und Amerikanern gewesen. Doch jene Ära gehörte nun definitiv der Vergangenheit an.

      Der Dunkle Ritter, Graf Iwan Korsakow, hatte sich erhoben, um Mütterchen Russland zu retten.

      Mit Rostow an seiner Seite würde er der Nation wieder zu ihrem rechtmäßigen Stand in der Welt verhelfen.

      Ganz oben.

      Kapitel 4

      »Guten Morgen, meine Herren«, sagte Graf Iwan Iwanowitsch Korsakow hinter seinem dunkelroten Vorhang.

      Seiner Grabesstimme wohnte durch ein Mikrofon verstärkt etwas Körperloses inne, das jedermann in Hörweite noch unruhiger machte. Er konnte sie sehen, sie ihn jedoch nicht. Wenige Personen, nur seine engsten Vertrauten im Kreml, genossen das Sonderrecht, Korsakows Antlitz sehen zu dürfen. Er bewegte sich und waltete im Schatten.

      Korsakow wurde von den Medien weder interviewt noch fotografiert und war über alle Maßen reich. Der mächtigste Mann Russlands lebte sehr zurückgezogen.

      Allerdings spürte jeder im Neuen Russland und bis zu einem gewissen Grad auch fast der ganze Rest der Welt die Tragweite seines sagenhaften Intellekts. Im schwachen Licht der Geheimzimmer im Herzen des Kreml regierte Graf Korsakow wie ein Zar. Hinter jenen dicken Mauern aus roten Ziegelsteinen, die im 15. Jahrhundert erbaut worden waren, munkelte man sogar, er trage den Titel bald offiziell.

      Wladimir Rostow und seine Silowiki, die zwölf größten Machthaber im Land, hatten sich in Korsakows privatem Besprechungsraum eingefunden. Diese prächtige Galerie mit schweren, vergoldeten Kronleuchtern hatte der Graf kraft der Anordnung des Präsidenten erhalten. Er durfte persönlich darauf zurückgreifen, wann immer im neuen GRU-Hauptquartier Fragen bezüglich der Staatssicherheit zur Diskussion standen.

      An den getäfelten Wänden gerahmt, ebenfalls in Gold, hingen Bilder, die auf Korsakows Steckenpferd hindeuteten: Luftschiffe. Angefangen bei einem Kupferstich des ersten Heißluftballons, der je abgehoben hatte – 1783 über Paris –, bis zu Ölgemälden der großen Zeppeline der Nazis fehlte keines. Sein Lieblingsmotiv, gemalt auf einer übergroßen Leinwand, zeigte den deutschen ZR-1 bei seinem legendären Nachtangriff über London, wobei sein Rumpf silbern im Schein der rot glühenden Feuer auf den Straßen unterhalb glänzte.

      Den Großteil des Raums nahm ein Tisch ein, den Rostow anhand eines eigenen Entwurfs hatte fertigen lassen. Das eigentlich Ungewöhnliche daran stellte seine Form dar. Er war so groß, dass ohne Weiteres bis zu 25 Personen an allen drei Seiten Platz fanden. Der Tisch glich einem überdimensionierten, gleichseitigen Dreieck aus mit Schellackpolitur behandeltem Kirschholz. An einer Spitze stand natürlich der hohe Ledersessel des Grafen.

      Hinter dem Sessel hing jener Vorhang aus rotem Samt, der während Stalins Schreckensherrschaft bekannt geworden war. Bei bestimmten Versammlungen im Kreml hatte der Diktator hinter diesem Stoff gesessen und die Gespräche aufmerksam mitverfolgt, deren Worte denjenigen, die sie äußerten, hinterher oftmals Kummer bereiteten. Auf der anderen Seite gegenüber von Stalins Vorhang hing ein herrlich herausgearbeiteter und wiederum vergoldeter Doppeladler zum Gedenken an das einstige Kaiserreich.

      Jetzt saß Graf Korsakow hinter dem alten, abgegriffenen Stoff. Er war wie Stalin zuvor der Strippenzieher, der die wahre Macht in seinen Händen hielt.

      Die zwölf Männer verteilten sich an den drei Seiten des glatt polierten Tischs. Platzkarten teilten ihnen ihre Stühle zu, und dass Besteck aus reinem Gold sowie edles Geschirr aus rotem Porzellan ausgelegt waren, welches man dauerhaft aus Schloss Peterhof »geliehen« hatte, ließ darauf schließen, man werde ein Frühstück serviert bekommen. Dessen nahm sich unverzüglich eine Gruppe Kellner an, die in prachtvoll weißen Jacketts mit goldenen Schulterklappen eingetreten waren.

      Rostow erschien erst, als sich alle niedergelassen hatten, und nahm an der СКАЧАТЬ