Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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»Einverstanden. Sie brauchen mich nur im Hotel anzurufen, und ich komme mit Ina.«
»Vielen Dank.« Doktor Brenner atmet erleichtert auf. Er glaubt das Spiel damit schon halb gewonnen.
Da er das Gefühl hat, die beiden wollen allein sein, verabschiedet er sich. In dieser Nacht findet Brenner etwas mehr Ruhe als die Nacht zuvor.
*
Am nächsten Morgen setzt Doktor Brenner sich mit Ferdinand Ronald in Verbindung.
»Kannst du in meine Kanzlei kommen, Ferdinand?« fragt er ohne große Überleitung. »Und könntest du versuchen, Frau Velden mitzubringen?«
»Zeit ist das, was ich jetzt am reichlichsten habe. Also, ich komme«, erwidert Ronald ohne Zögern, und befriedigt hängt Brenner ein.
Er holt Chris Velden in ihrem Hause ab, die gerade dabei ist, mit ihrer kleinen Nichte zu spielen. Es wird viel gelacht dabei, und Chris ist ganz atemlos.
Sie folgt ihrer Haushälterin sofort in die Halle, wo sie bei Ronalds Anblick stutzt.
»Du – Ferdinand?«
»Ich wollte dich abholen, Chris«, beginnt er, nachdem er ihr die Hand mit aller Höflichkeit geküßt hat. Er findet sie schöner und begehrenswerter denn je. »Brenner erwartet uns beide in seiner Kanzlei.«
Sie fährt sich durch das schwarzglänzende Haar. »Verzeih, ich bin nicht gerade empfangsfähig. Elfi hat mich durcheinandergewirbelt.«
Er lächelt wehmütig. »Wer dich zur Frau nimmt, Chris, bekommt gleich eine Familie fix und fertig geliefert.«
Ihr Gesicht wird verschlossen. »Ich heirate nicht«, sagt sie ablehnend.
»Also, du kommst mit?« lenkt er rasch ab. Die lachende Chris hat ihm viel besser gefallen und an die Frau erinnert, die er tief und innig geliebt hat. Seitdem ist so viel passiert, daß solche Gefühle keinen Platz mehr in seinem Herzen haben. Ingeborgs Tod liegt wie ein Alp auf ihm.
»Natürlich komme ich mit, Ferdi-nand. In zehn Minuten bin ich bereit. Bitte, nimm indessen Platz.« Sie schiebt ihm die Hausbar zu. »Trink etwas, Ferdinand, du siehst ganz elend aus.«
»Danke«, sagt er knapp und denkt: das alles kann mir nicht helfen. Nur die Wahrheit über Ingeborgs Tod kann mir die Ruhe zurückgeben. Vielleicht finde ich das Leben dann noch einmal lebenswert. Jetzt sieht alles grau und trostlos für mich aus. Meine ganze mühsam aufgebaute Arbeit ist in Gefahr.
Daß sie für ihn auch zu einer guten Reklame werden könne, daran denkt er überhaupt nicht.
»Fertig?« Chris sah wunderbar aus in ihrem leichten Pelzmantel. Ihre Augen leuchten von innerer Erregung.
Wortlos fahren sie in die Kanzlei Doktor Brenners und werden von dessen Sekretärin sofort vorgelassen.
Die Begrüßung ist herzlich.
An dem Rundtisch in der Fensternische sitzen sie sich gegenüber. Draußen rollt unentwegt der Verkehr vorbei.
Chris hat sich weit in ihrem Sessel zurückgelehnt und harrt der Dinge, die Doktor Brenner ihnen vortragen will.
Zunächst ist sie entsetzt, doch dann ist sie begeistert. Eifrig stimmt sie zu. Es wird eine kurze, aber aufschlußreiche Unterhaltung, und Chris ist wie benommen, als sie neben Ronald wieder zurück in ihr Haus fährt.
Sie zittert innerlich, aber sie ist bereit, alles zu tun, was man von ihr verlangt, wenn sich dadurch nur endlich das Rätsel um Ingeborgs Tod auflklärt.
Dann eilen ihre Gedanken weiter, zu Georg Hagen. Wie kann man sein Herz nur so ausschließlich an einen einzigen Menschen verlieren?
*
An einem der nächsten Tage geht Schwester Maria zum Telefon. Sie vernimmt die Stimme des Hausherrn.
»Schwester Maria«, beginnt er wie in großer Erregung, »sorgen Sie für ein gutes, auserlesenes Abendessen, und stellen Sie Sekt kalt. Ich erwarte heute abend Damenbesuch.«
»Ja – ja, natürlich«, stammelt die Schwester und hängt ein. Sie setzt sich, wie aller Kraft beraubt, neben das Telefon und starrt zu Boden.
Ronald kommt mit Damenbesuch, wo Ingeborg kaum unter der Erde ist? So schnell hat er die Frau, die ihn maßlos geliebt hat, vergessen.
Sie sieht grau und verfallen aus, als sie die Küche betritt und mit der Köchin die Vorbereitungen bespricht.
Er hat zwar nicht gesagt, daß sie die Bedienung bei Tisch übernehmen soll. Aber das läßt sie sich einfach nicht nehmen. In ihrem gemütlich eingerichteten Zimmer, das dicht neben dem verschlossenen der verstorbenen Hausfrau liegt, kleidet sie sich um. Bedächtig legt sie die Schwesterntracht ab. Es ist wie ein Ritus, und sie überkommt dabei ein ungutes Gefühl, etwa so, als würde sie diese Kleidung niemals mehr benötigen.
»Unsinn!« murmelt sie verstört und verläßt den Raum. In ihrem dunklen, geschmackvollen Kleid, hektische rote Flecken auf den weißen Wangen, empfängt sie Ferdinand Ronald, und sie zuckt zusammen, als sie an seiner Seite Chris Velden erblickt.
Mit Überwindung hilft sie der schönen jungen Frau aus dem Pelzmantel und geleitet dann das Paar in die Bibliothek, wo ein festlich gedeckter Tisch wartet.
Ronalds Augen blitzen auf, als er Schwester Maria in ihrer schwarzen Kleidung erblickt.
Chris Velden nimmt Platz. Sie ist scheinbar fröhlich und unbekümmert und scheint ihre Freundin Ingeborg ganz und gar vergessen zu haben.
Ronald mixt einen Cocktail, den er Chris reicht. Sie prosten sich zu, und Maria muß sich abwenden, um nicht die Blicke zu bemerken, die sich die beiden zuwerfen.
Keiner ahnt, wieviel Überwindung es die unscheinbare Frau kostet, das immer mehr in lustige Stimmung gera-
tene Paar zu bedienen. Sie wirkt wie
eine Puppe. Ihre Handreichungen sind mechanisch. Sie wechselt wortlos
die Teller, sie serviert den Mokka, schiebt die Hausbar heran, und sie fährt abermals zusammen, als Ronald bit-
tet:
»Schwester Maria, legen Sie doch ein paar Schallplatten auf. Sie wissen ja, welche meine Frau und ich gern hörten.«
Es sieht aus, als wolle sie das Tablett aus den Händen fallen lassen. In ihrem weißen Gesicht glühen die grauen Augen wie im Fieber.
»Sehr gern«, sagt sie tonlos.
Weder Ronald noch Chris Velden kümmern sich um das seltsame Benehmen der Schwester.
Draußen lehnt Maria sich gegen die Wand. Sie atmet heftig, sie bekommt fast keine Luft mehr. Am liebsten würde sie alles hinwerfen und davonlaufen. Sie sehnt sich nach der Abgeschlossenheit ihres Zimmers. Aber sie muß die beiden weiterhin beobachten.
Arme Ingeborg, denkt sie. Nun kannst du das Letzte nicht mehr verhindern.
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