Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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»Ich halte die Unruhe einfach nicht aus«, sagt Georg Hagen zu Frau Irene. »Ich fahre in die Stadt. Wollen Sie bitte veranlassen, daß man mir den Koffer packt?«
Sofort erhebt sie sich. »Wünschen Sie auch den Abendanzug?«
Er lächelt gequält. Wie sollte er den dunklen Anzug benötigen? Aber fast gegen seinen Willen sagt er ja.
»Wollen Sie zu Frau Velding?« erkundigt sie sich.
Er dreht sich auf dem Absatz um. Sie hat ihn in letzter Zeit kaum mit so strahlenden Augen gesehen.
»Ja, ich fahre zu Chris. Zuerst hole ich mir die kleine Elfi und dann Chris. Ich kann Chris nicht vergessen. Sie muß zu mir zurückkehren. Das Leben, das ich seitdem geführt habe, ist kein Leben mehr. Alles ekelt mich an. Ich brauche Chris wie die Luft zum Atmen.«
Über Frau Irenes feine Züge geht ein glückseliges Lächeln.
»Wirklich? Oh, welche Freude.« Sie stürmt trotz ihres Alters auf Georg Hagen zu und umarmt ihn. »Nein, diese Freude! Jetzt wird es wieder schön auf dem Hagenhof! Daß ich das noch erleben darf!«
»Und wenn sie jetzt nicht mehr will?« zweifelt er, und der Glanz in seinen Augen verlöscht vorübergehend.
»Sie will! Ganz bestimmt will sie«, sagt sie eifrig, und dann läuft sie davon. »Ich packe selbst die Koffer.«
Es fallen Tränen der Freude aus den dunklen Augen. Erschrocken wischt sie sie weg und packt weiter.
Dann läßt sie den Koffer hinunterbringen zu dem bereits parkenden Wagen. Kurze Zeit später fährt Georg Hagen schon den Weg in die Stadt.
Zuerst sucht er Doktor Brenner auf. Dieser ist völlig überrascht. Auch etwas Bitterkeit liegt in seinen Worten.
»Du kommst wohl auf die Nachricht in der heutigen Morgenpost?«
»Morgenpost?« Hagen ist so ehrlich erstaunt, daß Brenner sofort von der Ahnungslosigkeit Hagens überzeugt ist. »Keine Ahnung, Fritz. In meinem Zustand interessieren mich sämtliche Zeitungen der Welt nicht. Nur etwas ist wichtig für mich: Ich muß Chris sprechen und sie zurückholen. Ich – ich liebe sie. Ich kann sie nicht verges-
sen.«
Jetzt strahlt Brenner. Aber noch will er mit der Wahrheit nicht herauskommen. Er meint, Hagen hätte etwas Strafe verdient.
»Ist dir auch ganz klar, daß du eine Künstlerin heiratest und keine Gutsfrau?«
»Ja, ja, alles habe ich mir überlegt«, wehrt Hagen ungeduldig ab. »Chris kann weiter ihrer Arbeit nachgehen. Frau Irene bleibt bei uns. Bei uns läuft alles weiter. Wir werden uns eben in einem Aufenthalt zwischen hier und dem Hagenhof teilen. Ich bleibe bei ihr, wenn sie arbeitet, und sie bleibt bei mir, wenn sie pausiert.«
»Also wirklich und wahrhaftig die große Liebe?« Immer noch ist Brenner skeptisch.
»Hör mal, soll ich dir oder Chris eine Liebeserklärung machen. Von dir will ich nur hören, werde ich Chris sprechen können?«
Doktor Brenner überlegt.
»Ich hätte dir einen anderen Vorschlag zu machen, Georg. Es hat sich nämlich alles restlos aufgeklärt. Ronald und Chris tragen überhaupt keine Schuld. Schuld trägt lediglich die Schwester. Wir sind alle überzeugt, sie hätte seelenruhig zugesehen, wie Ronald verurteilt worden wäre. Es war eine grausige Szene.«
Und er berichtet, mit welchen Mitteln sie das wahre Gesicht der sanften Schwester Maria entschleiert haben.
Georg Hagen ist sprachlos und zugleich bedrückt.
»Jetzt wird Chris mir niemals glauben, daß ich aus freien Stücken gekommen bin, daß ich sie liebe und keine Ahnung von den Ereignissen hatte.«
»Deshalb müssen wir vorsichtig sein«, meint Doktor Brenner.
Er unterhält sich lange mit seinem Freund, und zum Schluß ist dieser mit allem einverstanden, was Brenner für wichtig hält.
*
Die Zeitungen sind erfüllt von der Angelegenheit Ronald – Chris Velden. In großer Aufmachung bringen sie Berichte über Ingeborgs Freitod, über die angeblich heimliche Liebesromanze, die nur in dem neidvollen Herzen einer von der Liebe vernachlässigten Frau bestand.
Blumen und freundliche Verehrung betonende Schreiben werden bei Chris Velden abgegeben. Ronald ergeht es nicht anders. Beide wagen sie sich kaum aus ihren Häusern.
Vor den Toren lagert eine begeisterte Menge, die ihre Lieblinge wieder im alten Glanz und untadelig sieht.
Drinnen weint Chris vor Freude, und Ina und Elfi, die reizende Kleine, müssen sie trösten.
»Nicht mehr weinen, Tante Christine«, bettelt sie mit treuherzigem Blick. »Paß auf, nun kommt auch Onkel Georg wieder.«
Sofort wird Chris’ Haltung unnatürlich starr.
»Er kommt nicht wieder, glaube es mir doch endlich, Liebling.«
Die Kleine lächelt altklug. »Ich glaube es aber doch, Tante Chris.«
Sie ist unerschütterlich in ihrem Glauben. Sie weiß wenig von den Dingen, die die Großen bedrückt haben, sie weiß nur, daß Onkel Georg sie beide eines Tages holen wird. Daran glaubt sie ganz fest, und sie macht damit Chris nur noch nervöser, als sie ohnehin schon ist.
Endlich ist auch die Vernehmung von Schwester Maria vorüber. Ronald und Chris Velden sind völlig rehabilitiert und die Zeitungen berichten darüber ausführlich. Schwester Maria ist aus dem Schwesternverband ausgestoßen worden.
Sie hat die Vernehmungen gleichgültig an sich vorübergehen lassen. Der Mensch, an dem sie mit aller Liebe hing, ist nicht mehr. Für sie gibt es keinen Trost und keine Freude mehr. Alles ist wertlos und ohne Sinn geworden.
Noch hat sie kleine Ersparnisse. Auch darüber macht sie sich keine Gedanken. Vorläufig bewohnt sie ein armseliges Zimmer. Aber das macht ihr nichts aus. Sie lebt und lebt auch nicht
mehr.
*
Georg Hagen ist kaum mehr ein Mensch. Seine Ungeduld steigert sich von Tag zu Tag. Mehrmals täglich telefoniert er mit Fritz Brenner. Häufig gehen sie auch gemeinsam essen. Brenner hat viel Mühe, den Freund zu beruhigen.
»Nur noch kurze Zeit, Georg. Sobald Chris abgereist ist, rufe ich dich an.«
»Kann ich mich auf dich verlassen?« Georgs Augen liegen tief in den Höhlen. Er hat seine ganze gesunde Bräune verloren in den schweren Tagen des Wartens.
Und dann kommt der langersehnte Anruf. Hagen zittert am ganzen Leib, nun, wo er dicht vor der Entscheidung steht.
Zunächst fährt er hinaus in Chris Veldens Haus. Wera Hansen öffnet ihm. Er stellt sich vor. Ehe sie noch ein Wort sagen kann, kommt Elfi angeflattert und springt СКАЧАТЬ