Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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Maria geht nicht aus dem Zimmer. Immer macht sie sich zu schaffen. Sie läßt die beiden Menschen nicht aus den Augen. Aber diese bemerken es nicht.
»Komm, Chris, tanzen wir«, fordert Ronald seine Partnerin auf, und sofort erhebt sich diese, schmiegt sich in Ronalds Arme und blickt hingebungsvoll zu ihm auf.
»Schamlos«, flüstert Schwester Maria. Sie hätte die größte Lust, den Tisch umzustürzen. Jetzt tanzen sie auch noch! Lieber Gott, fleht sie, das ist schlimmer als eine Folter! Warum beherrschen sich die beiden so wenig?
Jetzt sieht sie auch noch, von der Seite her, wie Ronald Chris auf die Wange küßt.
Maria steht wie erstarrt und sieht die beiden fassungslos an. Die Platte ist abgelaufen, endlich schnappt der Tonarm ein.
Eine verhängnisvolle Stille herrscht.
»Was ist mit Ihnen denn, Schwester Maria?« fragt Ronald nachsichtig.
Glühende Röte jagt über das eingefallene Gesicht der Schwester. Verächtlich und wortlos blickt sie von einem zum anderen, dann macht sie auf dem Absatz kehrt und hetzt aus dem Zimmer.
Es bleibt weiterhin totenstill hinter ihr. Die beiden sehen sich erwartungsvoll an. Blitzartig haben sie sich verändert. Nichts von einer glückseligen Stimmung liegt mehr auf ihren Gesichtern. Erwartungsvoll, wie gelähmt, blicken sie auf die Tür.
Und dann spielt sich alles blitzschnell ab. Kommissar Möller und sein Assistent erscheinen, zwischen ihnen Schwester Maria. Sie zeigt eine unbewegliche starre Miene, wie eine Maske, die sie übergezogen hat, wirkt ihr Gesicht.
»Es hat alles großartig geklappt«, sagt Möller und wendet sich zu dem ihm folgenden Doktor Brenner. »Ihre Idee war großartig.«
Möller trägt in seiner Hand die langvermißte Bibel. »Ich kam gerade zur rechten Zeit. Schwester Maria wollte sie zerreißen und dem Feuer in dem Kamin in ihrem Zimmer übergeben. Hier –«, er schlägt ein paar Seiten auf, »das Geständnis der Toten.«
Schwester Maria stürzt vorwärts und will dem Kommissar die Bibel entreißen. Feste Hände halten sie zurück. Sie ist wie eine Furie. Sie spuckt Ronald ins Gesicht, und ihre Worte überstürzen sich fast.
»Sie sind an allem schuld. Sie allein haben die Kranke in den Tod gehetzt durch Ihre Liebeleien. Ich habe ihr am Tage ihres Todes die Augen über Sie geöffnet. Sie wollte es nicht glauben. Sie hat Sie selbst gefragt, und Sie haben es ihr schonungslos gestanden, daß Sie diese – diese Person lieben.« Dabei weist sie auf Chris Velden. »Sie haben das alles fein eingefädelt. Aber –«, ein teuflisches Lächeln umspielt ihren Mund, »ich war klüger. Ich habe die Bibel verborgen gehalten, den einzigen Beweis Ihrer Unschuld –«
»Sie wollten klüger sein«, wirft Doktor Brenner verächtlich ein. »Wir haben Sie entlarvt.«
»Es gibt auch eine moralische Schuld, und davon kann sich Herr Ronald nicht freisprechen.«
Ronald erhebt sich, greift mit beiden Händen an seinen Kopf und zieht sich die Perücke vom Kopf.
»Sie haben sich abermals geirrt. Ich bin James Malton, der Schauspieler, und habe nur Ronalds Rolle gespielt. Und, wie mir scheint, überzeugend.«
Schwester Maria taumelt und hat sich sofort wieder gefangen.
»Aber diese Heuchlerin ist an allem schuld.« Dabei weist sie auf Chris. »Sie hat sich als Freundin Ingeborgs aufgespielt und hat sie betrogen. Jawohl – betrogen mit deren Mann!«
Sie schreit es Chris entgegen.
Abermals öffnet sich die Tür, und Chris Velden erscheint auf der Bildfläche. Sie ist vor Erregung weiß bis in die Lippen. Sie lächelt den Anwesenden flüchtig zu, dann setzt sie sich zu ihrem Ebenbild, zu Ina Binding, die ihre Rolle mit Vollendung gespielt hat.
»Ja, Maria«, sagt Chris unendlich traurig. »Sie haben sich so tief in Ihren Haß gegen Ferdinand Ronald verstrickt, daß Sie gar nicht bemerkt haben, daß diese junge Schauspielerin kleiner ist als ich. Das übrige hat der Maskenbildner getan –«
»Sie – Sie Teufel!«
Noch rechtzeitig springen Malton und Brenner zu, sonst hätte Maria Chris Velden angegriffen.
Mit diesem letzten Temperamentsausbruch scheint ihre ganze Kraft dahin zu sein. Sie wankt und wäre zusammengebrochen, hätten Möller und Schäfer sie nicht gehalten.
»Wir nehmen sie mit«, sagt er zu den Zurückbleibenden. »Sie könnte in ihrem unversöhnlichen Haß weiteres Unheil anrichten.«
Schwester Maria ist nunmehr willenlos. Alles läßt sie mit sich geschehen. Gleichgültig, was mit ihr geschieht, folgt sie den beiden Beamten in das wartende Auto.
Drinnen in der Bibliothek wischt
James Malton sich den Schweiß von der Stirn.
»Teufel noch mal, Doktor«, schnauft er nicht gerade freundlich. »Das war ein verdammt unangenehmes Gefühl, eine Frau auf solche Weise zu überführen.«
Ina weint leise vor sich hin. Chris Velden hat die Arme um sie gelegt und spricht beruhigend auf sie ein.
Ronald hat sich in eine Ecke zurückgezogen. Er liest die letzte Mitteilung seiner Frau.
Auf den Rand der einzelnen Seiten hat sie die Botschaft an den geliebten Gatten hingekritzelt.
Geliebter Ferdinand!
Schwester Maria hat langsam aber sicher das Gift des Mißtrauens in meine Seele geträufelt, deshalb habe ich Dich heute vor Deiner Abreise gefragt, und Du hast ehrlich und freimütig die Wahrheit gesagt. Gleichzeitig aber hast Du von Deiner hoffnungslosen Liebe zu Chris Velden gesprochen, und daß sie einen anderen liebt.
Wir waren einmal sehr glücklich. Und ich war es noch, als ich ans Krankenlager gefesselt war. In der Bibel fand ich Trost. Ihr vertraue ich auch meine letzten Gedanken an. Ich hatte Gelegenheit, mir schnellwirkendes Gift von Schwester Maria zu beschaffen und nehme es. Ich will Dir nicht im Wege stehen. Du wirst glücklich werden, ich weiß es. Wenn nicht mit Chris, dann mit einer anderen Frau. Ich weiß auch, daß Du mich bis zum letzten Tag aufrichtig geliebt hast, und das macht mich glücklich. Ich gehe gern. Alles Gute für Dich, geliebter Ferdinand, und für Dein Glück.
Über den Tod hinaus, Deine Ingeborg.
Noch nie war Ronald so erschüttert. Er klemmt die Bibel unter den Arm, und, ohne sich von seinen Gästen zu verabschieden, verläßt er den Raum, um sich in seinem Zimmer einzu-schließen.
Er muß jetzt allein sein. Seine Gedanken gelten Ingeborg, der feinfühligen, immer verständnisvollen Frau.
»Ich glaube, wir ziehen uns auch zurück«, mahnt Brenner. »Ronald ist jetzt lieber mit sich allein.«
»Dann gehen wir zu mir«, schlägt Chris vor und zieht Ina, deren Zähne vor Erregung aufeinanderschlagen, zu sich empor. »Sie müssen sich erst beruhigen. In diesem Zustand können wir Sie nicht zu Ihrer Mutter schicken.«
Ina СКАЧАТЬ