Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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Ursula lehnte das Köpfchen an Brigittes Schulter.
Wortlos kleidete Brigitte die Kleine an, wusch und kämmte sie sorgfältig und streifte ihr das neue Kleid-chen über. Dann schob sie Ursula vor den Spiegel.
»Schau, Ursula, wie hübsch du bist!« sagte sie und zwang ein Lächeln auf ihre Lippen.
Mit großen Augen bestaunte Ursula ihr Spiegelbild. Sie stellte sich auf die Zehen, damit sie alles überblicken konnte, und strahlte die Mutter an.
Mit den Tränen kämpfend, schob Brigitte das Kind zur Tür.
»Nun komm, Liebling, draußen wartet man auf dich.«
Das Mädchen sprang auf, als es das liebliche Kind erblickte, Ursula reichte ihr nicht sofort die Hand, schaute erst eindringlich zu der Fremden auf.
»Nun, Ursula, willst du nicht gu-ten Tag sagen?« mußte Brigitte mahnen.
Zögernd gab Ursula daraufhin dem Mädchen die Hand und sagte höflich, aber ohne Freude:
»Guten Tag! Werden Sie mich auch wieder hierherbringen?«
Das Mädchen nickte.
»Ich heiße Gerda, und du bist Ursula, nicht wahr?«
Sie nahm Ursula an die Hand und stieg mit ihr die Stufen hinab. Dabei hatte das Kind aber den Kopf der Mutter zugewandt.
Brigitte las die ganze Traurigkeit aus den großen grauen Augen. Es schnürte ihr fast die Kehle zu. Sie wollte noch ein Scherzwort nachrufen, brachte aber nur ein Winken zustande.
Dann eilte sie ans Fenster und sah der Kleinen nach, wie sie zögernd mit der Fremden ging. Keinen Blick ließ Brigitte von ihrer Tochter, bis sie hinter den Bäumen der Straße verschwunden war.
Auch dann rührte sie sich noch nicht. Tränen rannen über ihre Wangen.
»Nur für eine Stunde! Nur für eine Stunde«, murmelte sie, um sich zu beruhigen.
Die Wohnung erschien ihr auf einmal kalt und leer. Ursula fehlte ihr mit ihrem herzlichen Kinderlachen.
Sie stützte sich auf die Fensterbank und starrte aus glanzlosen, tränenschweren Augen in den Himmel, der sich in leuchtender Bläue über der Stadt spannte.
In einer Stunde war Ursula wieder da!
Mit diesem Trost machte sie sich ans Aufräumen der Wohnung, um sich abzulenken und die Gedanken von Ursula loszureißen, aber sie liefen hinter dem Kind her.
Was für Eindrücke würde die Kleine heimbringen?
Gerda konnte sich nicht sattsehen an dem hübschen, stillen Kind, das gehorsam neben ihr her trippelte.
Auch die junge Frau war sehr schön gewesen, genau wie das Kind. Sie hatte das gleiche leuchtende Haar und dieselben großen grauen Augen.
Eigentlich war die geschiedene Frau ihres Arbeitgebers viel schöner und vornehmer als jene Frau, die jetzt bei Herrn Markhoff aus und ein ging, überlegte Gerda.
Wie gut sie dem Kind zugeredet hatte. Sie sah zärtlich auf Ursula hinab, deren Gedanken bei der Mutter waren.
Ob Mami sich inzwischen schön machte? Sie würde Vati bitten, sie mit dem Auto zu Mami zu fahren, damit sie ja nicht zuviel Zeit verlieren würden.
Ach, wenn es doch erst soweit wäre! Sie seufzte tief auf, so daß sich Gerda lachend zu ihr hinabbeugte.
»Das war aber ein schwerer Seufzer, Ursula.«
»Ich wäre so gern bei Mami geblieben. Ob Vati dann wohl sehr böse gewesen wäre?«
Gerda dachte an die gelegentlichen Wutausbrüche ihres Brotherrn und nickte überzeugt.
»Ganz gewiß!«
»Dann wollen wir recht schnell machen«, erklärte Ursula und lief noch rascher.
Mit der Straßenbahn fuhren sie zu Fred Markhoffs elegantem Haus.
Ursula staunte über den breiten, dicken Läufer auf der Treppe, über das blitzende Nickelzeug, über die Spiegel, die das Treppenhaus schmückten. Ihre Augen hatten so viel Neues zu schauen, daß ihre Gedanken vorübergehend von der Mutter abgelenkt wurden.
Dann trat sie in das Zimmers ihres Vaters.
Fred Markhoff saß, in eine seidene Hausjoppe gehüllt, in einem tiefen Sessel am Fenster und erhob sich rasch bei Ursulas Eintritt.
Er hatte die letzte Stunde in ziemlicher Erregung verbracht, aber nicht, weil die Sehnsucht nach Ursula ihn allzusehr geplagt hätte. Es war die Neugierde, ob Brigitte ihm wirklich das Kind schicken würde.
Als es nun vor ihm stand, wallte es aber doch zärtlich in ihm auf, und er drückte Ursula so fest an sich, daß dem Kind der Atem verging und es beide Hände gegen seine Brust stemmte.
»Nicht, Vati, du tust mir weh!«
Ernüchtert ließ er Ursula los.
»Bist du gern zu mir gekommen, Ulli?« erkundigte er sich, ein zufriedenes Lächeln um den Mund.
Ursula zögerte, dann schüttelte sie ehrlich den Kopf und meinte nachdenklich: »Eigentlich nicht, Vati. Mami und ich – wir wollten einen Ausflug machen. Weit, weit fort mit der Eisenbahn fahren.«
Markhoff lachte triumphierend auf. Da hatte er Brigitte einen schönen Strich durch ihre Rechnung gemacht!
»Weißt du was, Ulli, wir lassen uns den Wagen bringen, und dann fahren wir ein Stück ins Freie, essen irgendwo zu Mittag, und ich bringe dich dann wieder heim.«
Heftig schüttelte Ursula den Kopf.
»Nein! Ich darf nur eine Stunde bleiben. Mami wartet auf mich. Wirst du mir auch ganz bestimmt sagen, wann eine Stunde um ist?«
Er umfaßte das Kind und setzte es in den Sessel, der ihm gegenüber stand. Zwischen ihnen war ein Tisch mit allerlei leckeren Dingen gedeckt.
»Jetzt essen wir erst einmal, Kleine, dann werden wir weitersehen.«
Ursula saß unbeweglich. Ängstlich schaute sie auf den Vater.
»Du hast mir noch gar nicht gesagt, ob du mich in einer Stunde wieder zu Mami bringst.«
Markhoff lachte ärgerlich auf.
»Aber gewiß, Ursula – du wirst ja sehen.«
Das Kind atmete auf und griff behutsam in die Konfektdose, die der Vater ihr reichte.
»Iß tüchtig, Ursula!« ermunterte er sie.
»Mami meint, man soll am frühen Morgen nicht so viel Süßigkeiten essen. Ein Butterbrötchen möchte ich aber gern haben.«
Markhoff bediente Ursula und fühlte dabei einen prickelnden Reiz. Seine Freunde СКАЧАТЬ