Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
isbn:
Fest drückte sie die kleine Hand, die sich so vertrauensvoll in die ihre schmiegte und neigte sich zu ihrem Kind hinab.
»Nun habe ich nur noch dich, Ursula!«
Ursula aber schlang die Ärmchen fest um den Hals der Mutter und versicherte innig:
»Ich hab’ dich auch sehr lieb, Mami, sooo lieb!«
Es war, als verstünde Ursula, daß die Mutter gerade jetzt wissen mußte, wie sehr sie sie liebte. Und mit ernsthaftem Kopfnicken bestätigte sie nochmals:
»Sooo lieb, Mami!«
Mit geschlossenen Augen nahm Brigitte dieses innige Bekenntnis in sich auf. Weshalb war sie eigentlich verzagt? War sie nicht zu beneiden? Gehörte der ganze Liebesreichtum des kleinen Kinderherzens nicht ihr – ihr allein?
»Mein Liebling!« flüsterte sie zärtlich, wieder etwas ruhiger. »Meine Ursula!«
Die Hand des Kindes fest in der ihren haltend, setzten sie ihren Weg fort. Es war sehr still zwischen Mutter und Kind. Ursulas kleiner Mund war verstummt. Ernst, fast feierlich blickte die Mutter drein.
Das Kind fühlte deutlich, daß sie heute anders als sonst war. Aber es spürte auch die tiefe Liebe der Mutter, die es wie ein schützender Mantel umgab und schon in dem Druck der Hand spürbar wurde. Und willig schmiegte sie die kleinen Finger hinein. Sie unterdrückte auch tapfer alle Fragen darüber, warum sie so schnell von den Großeltern fortgegangen waren; sie hatte sich nicht einmal von Opa und Oma verabschieden können.
Strahlend stand die Sonne über dem Birkenwäldchen, dem Brigitte zustrebte. Klar und wolkenlos wölbte sich der Himmel über den Bäumen. Ein starker, betäubender Duft strömte aus den Gärten, an denen ihr Weg vorbeiführte. Auf einem Weg, der in ein neues Leben führen sollte, in eine bessere Zukunft, die ganz allein ihr und dem Kind gehörte.
Allmählich wurde Brigitte zuversichtlicher gestimmt. Sie ging schneller und elastischer, doch immer darauf bedacht, mit den trippelnden Kinderfüßchen Schritt zu halten.
Auch ihre Erregung verebbte mehr und mehr. Neuer Lebensmut, neuer Lebenswille durchströmte ihren Körper.
*
Breit und behäbig ließ sich Anna Schneider in den Sessel nieder, den Kläre Freier ihr mit zitternden Händen zugeschoben hatte.
»Wo ist denn Brigitte?« fragte sie jetzt. »Was hatte sie nur?« Dabei ließ sie ihre hellen wässerigen Augen umherschweifen. Der Tonfall ihrer Stimme war schleppend und stand im Widerspruch zu den Nadelstichen, die sie versetzen konnte. »Gerade zu Brigitte wollte ich.«
Philipp Freier hatte noch nie Sympathie für die Frau empfunden, nur den nötigen Respekt brachte er ihr entgegen. Jetzt aber stieg ein empfindlicher Widerwille in ihm empor.
Bevor er jedoch die scharfe Antwort, die er auf der Zunge hatte, hervorbringen konnte, sagte seine Frau:
»Brigitte hat soeben das Haus verlassen und…«
»Nanu«, unterbrach Anna Schneider sie verwundert. »Das sieht ja beinahe wie Flucht aus!«
»Weshalb sollte Brigitte ausgerechnet vor Ihnen fliehen?« fragte Philipp Freier. »Sie können sie ja jederzeit in ihrem Heim aufsuchen, wenn Sie sie unbedingt sprechen müssen.«
Offener Spott lag in diesen Worten, und wenn sie ihn spürte, dann überging sie ihn absichtlich.
»Um Gottes willen!« Sie hob entsetzt die Hände. »Nachdem Brigitte sich so benommen hat!«
Ein verweisender Blick aus Philipp Freiers Augen traf die Frau. Zornige Röte stieg ihm in die Stirn. Aber er schwieg. Sie war die Frau seines Vorgesetzten, und er hatte Rücksicht zu nehmen.
»Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?« fragte Kläre rasch, um die peinliche Pause zu überbrücken.
»Nein, danke! Ich habe nicht so viel Zeit«, lehnte sie etwas von oben herab ab. »Wissen Sie übrigens auch, daß man Brigitte nicht verstehen kann?«
»Wer ist man?« kam es kurz aus Freiers Mund.
Diese Gegenfrage brachte Anna Schneider außer Fassung. Ihr an sich schon gerötetes Gesicht färbte sich ärgerlich dunkelrot.
»Nun, alle – alle, die Fred Markhoff kennen«, stieß sie hervor.
»Die ihn so gut kennen wie meine Brigitte?« fragte er und lächelte spöttisch.
»Mein lieber Herr Freier, ich verstehe Sie nicht!« entgegnete Anna Schneider, sich mühsam beherrschend.
»Ich Sie auch nicht. Wollen Sie nicht offen bekennen, was Sie an Brigitte auszusetzen haben?«
»Auszusetzen? Das ist wohl zuviel gesagt. Man hat ja auch so wenig Einfluß auf Brigitte, sonst hätte man ihr rechtzeitig ins Gewissen reden können. Nun ist es zu spät – nun ist die Ehe geschieden.«
»Sie sprechen immer nur von Brigitte«, wandte Freier scharf ein.
»Wollen Sie sich etwa zum Richter über Brigitte aufwerfen? Wer kann wissen, wie es in einer Ehe aussah? Oder finden Sie Fred Markhoff auch so überaus liebenswürdig, höflich, zuvorkommend und was weiß ich alles?«
»Erlauben Sie mal, ich gehöre doch nicht zu denjenigen, die…«
Mit einer abweisenden Handbewegung schnitt er ihr das Wort ab.
»Sie machen sich zum Sprecher der anderen, folglich müssen Sie auch deren Meinung teilen. Was hätten Sie sonst für ein Interesse daran?«
Anna Schneider sah unbehaglich zu der stattlichen Gestalt Freiers auf, der an seinem Sessel lehnte. Sie hätte besser kommen sollen, wenn er nicht dagewesen wäre.
»Fred Markhoff ist ein angesehener, reicher Mann…«
»… dem wir unser Kind bestimmt nicht gegeben hätten, wenn wir damals gewußt hätten, was wir heute wissen.«
»Aber ich bitte Sie, Fred Markhoff kann an jedem Haus anklopfen, er wird willig eingelassen, und eine Frau wird er sehr schnell wieder finden.«
Philipp Freier neigte sich etwas nach vorn. Noch immer lag das spöttische Lächeln auf seinen Lippen.
»Die hatte er leider schon gefunden, als er noch mit Brigitte verheiratet war. Und jetzt? Bitte, er ist ja nun frei. Die hiesigen Familien mit den heiratsfähigen Töchtern können ihr Haus nunmehr sehr weit vor dem ehrenwerten Herrn Markhoff öffnen.«
»Fred Markhoff ist sehr einflußreich«, gab die Frau hochmütig zur Antwort.
»Natürlich, sehr einflußreich«, spöttelte Freier. »Vor allem das viele Geld, das er besitzt, dürfen Sie nicht vergessen. Geld wird immer gebraucht; ob die Menschen innerlich sauber sind, spielt dabei eine untergeordnete Rolle, nicht wahr?«
»Was wollen Sie damit sagen?« Anna Schneider war erblaßt.
»Oh, nicht mehr als Sie!« Freier tat harmlos. »Geld ist ein so wichtiger Faktor, daß man, wenn man es in genügender Menge besitzt, ruhig andere Menschen quälen СКАЧАТЬ