Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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»Es handelt sich um Ronald, gnädige Frau«, beginnt er, und in Chris’ Augen tritt lebhaftes Interesse. »Ich werde seine Interessen vertreten, falls es zum Äußeren kommen sollte.«
»Was – was meinen Sie damit?« fragt sie stockend.
»Wie es ausschaut, hat man Ronald, der übrigens ein Freund von mir ist, in einem schweren Verdacht. Wollen Sie mir helfen?«
»Ganz gewiß will ich das«, sagt sie spontan. »Ronald war immer ein guter Kamerad. Freilich, er war ein Mann, besessen von seiner Arbeit und manchmal nicht sehr wählerisch mit den Mitteln, wenn es galt, ein Ziel zu erreichen.«
Brenner bewundert Chris’ schön geformte Hände, die gefaltet in deren Schoß liegen.
»Sie sind doch auch von Ronalds Unschuld überzeugt. Oder –?«
»Ja!« bekennt sie ohne Zögern. »Niemals hat er Ingeborg ein Leid angetan, auch nicht –«
Sie verstummt, und Brenner fragt interessiert: »Was wollten Sie sagen? Auch nicht –«
»Auch nicht meinetwegen.« Das klingt bitter und verzweifelt. »Selbst wenn die Zeitungen diese Dinge an die Öffentlichkeit zerren.«
»Ich wußte, daß Sie genauso denken wie ich.«
Erfreut blickt sie ihn an. »Sie – Sie glauben also auch an Ronalds Unschuld?«
»Säße ich sonst hier, gnädige Frau? Ich will ihm und vielleicht auch Ihnen helfen.«
»Mir?« Jetzt weiten sich ihre Augen voll Staunen.
»Ja, auch Ihnen, gnädige Frau«, sagt er offen. »Ich bin auch Georg Hagens Freund –«
Mit einem schwachen Laut läßt Chris sich zurücksinken. Sie lehnt den Kopf an das Polster und schließt die Augen.
Georg Hagen! Natürlich! Daran hat sie nicht gedacht. Er wird die Zeitungen lesen. Er hat die Unterredung seinerzeit mit Ronald gehört. Er muß ja glauben, daß sie beide ein gefährliches Spiel gespielt haben.
»Warum sind Sie so fassungslos?« schlägt Brenners sonore Stimme an ihr Ohr.
Sie schlägt die Hände vor das Gesicht und verharrt sekundenlang im Schweigen. Doktor Brenner stört sie nicht. Er ahnt, was in der Frau vor sich geht.
Endlich läßt sie die Hände sinken. »Verzeihen Sie, bitte, es ist alles so schrecklich. Ich habe Ingeborg Ronald von Herzen gern gehabt. Dazu kommt noch, daß Georg Hagen durch die Zeitungen alles erfahren wird und sicher ein ganz falsches Bild von den Dingen erhält. Das ist es, was mich verzweifelt macht. Ich weiß, es gibt keinen Weg zu Georg. Aber er soll auch nicht schlecht von mir denken. Das kann ich einfach nicht ertragen.«
Er legt seine Hand auf ihre eiskalten Finger.
»Überlassen Sie das mir, gnädige Frau. Selbstverständlich werde ich die Gelegenheit wahrnehmen und zu Georg fahren. Also, keine Sorgen machen. Aber helfen werden Sie mir, ja?«
Wieder dieser flüchtige Schein eines Lächelns um ihren Mund.
»Ich will es versuchen, Doktor Brenner«, sagt sie tapfer. »Wenn ich damit Ronald helfen kann, verfügen Sie ganz über mich.«
»Danke, gnädige Frau.«
Und dann ändert er seinen Ton, wird sachlich und fragt weiter
»Können Sie mir etwas über Ronalds Charakter erzählen?«
Erstaunt mißt sie ihn. »Ich denke, Sie sind sein Freund? Dann müssen Sie ihn doch ebenfalls kennen?«
Er lächelt vor sich hin. »Eben, weil ich sein Freund bin. Könnte ich nicht zu sehr Partei sein? Ich möchte das Bild, das ich von Ferdinand in mir trage, durch Ihre Beobachtung abrunden.«
»Ja«, beginnt Chris überlegend. »Ferdinand war ein guter Arbeitskamerad, wie ich Ihnen schon sagte –«
»Ich meine, wie er als Mensch von Ihnen beurteilt wird«, unterbricht er sie.
»Ach so!« Sie wird eifrig. Alles trägt den Stempel der Überzeugung. »Ronald war immer so etwas wie der Fels in der Brandung, ruhig, besonnen, sehr verständnisvoll –«
»Und wie war er zu seiner kranken Frau?« fällt er ihr abermals ins Wort.
»Rührend lieb und gut. Ich könnte mir keinen zärtlicheren Ehegatten als ihn denken.«
»Das wollte ich nur von Ihnen bestätigt wissen«, sagt er mit sichtlicher Erleichterung. »Ein guter Leumund ist viel wert. Daß er bei seiner Arbeit mitunter rücksichtslos ist, das spielt dabei keine Rolle. Schließlich hat er von seinen Mitarbeitern nicht mehr verlangt, als er nicht selbst leisten konnte. Nicht wahr, so war es doch?«
»Ja«, sagt sie aus tiefstem Herzen. »Genauso würde ich Ronald verteidigen.« Und dann tritt ein ängstlicher Ausdruck in ihre tiefblauen Augen. »Hoffentlich klärt sich die ganze Angelegenheit auf. Ronald vor Gericht – das würde ihn vernichten.«
Doktor Brenner erhebt sich. »Ich danke Ihnen, gnädige Frau. Vielleicht läßt sich das umgehen. Ich habe da so meine eigenen Gedanken.«
Voll Vertrauen blickt sie ihn an. Von ihm gehen Ruhe und Sicherheit aus und legen sich ihr wie Balsam auf das erregte Gemüt.
Sie fragt ihn nicht aus. Sie weiß, er würde nicht eher sprechen, bevor er positive Beweise hat.
So verabschieden sie sich, als wären sie gute Freunde und kennten sich schon lange.
Bis zu seinem Wagen gibt sie ihm das Geleit, dann kehrt sie bekümmert ins Haus zurück. Wera hat sie mit der kleinen Elfi zu einem Spaziergang weggeschickt.
Sie sucht ihren Salon auf und denkt über das Vorgefallene nach. Wie schnell sich doch das Leben eines Menschen von einer Stunde zur anderen ändern kann. Sie hat es empfunden, als sie sich entscheiden mußte zwischen Liebe und Beruf. Und jetzt ist es Ferdinand, der aus dem Gleichgewicht geworfen ist. Sie hat vergessen, daß sie einmal Haßgefühle ihm gegenüber hegte. Jetzt empfindet sie echtes Mitleid mit ihm.
Sie ist bereit, alles zu tun, um ihn von dem fürchterlichen Verdacht zu befreien. Aber wird sie das überhaupt können? Was weiß sie denn von dem, was sich zwischen den Ehegatten abgespielt hat?
Und dann gleiten ihre Gedanken ab zu Schwester Maria. Auf einmal kommt ihr deren Wesen recht sonderbar und abstoßend vor.
Hätte sie wohl Doktor Brenner von ihrem eigenartigen Gefühl Mitteilung machen sollen?
Unsinn! Einem Mann wie Brenner darf man nicht mit Gefühlen kommen.
Unwillkürlich schlingt sie die Finger ineinander.
Es muß alles gutgehen – denkt sie. Ronald hat niemals mit Ingeborgs Tod etwas zu tun.
*
Wie erschlagen sitzt Georg Hagen vor den Zeitungen und studiert sie abermals. Jetzt ist die Katastrophe da.
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