Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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Eindringlich ruht sein Auge auf ihren leblos erscheinenden Zügen.
Schließlich zuckt sie die Achseln. »Ich weiß nicht.«
Wieder steigt in Ronald die Wut empor. »Das wissen Sie nicht? Dabei sind Sie Tag für Tag um uns beide gewesen. Sie haben unser Verhältnis zueinan-
der genau gekannt. Und da wissen Sie
nicht –?«
Ronald schüttelt sich. »Sie können gehen«, sagt er wieder eisig. »Am liebsten würde ich Sie aus dem Hause weisen, wenn der Kommissar Sie nicht noch nötig hätte.«
Sie geht wortlos aus dem Zimmer, und Ronald bleibt verzweifelt zurück.
Schon erscheinen die ersten Schlagzeilen in der Zeitung:
»Regisseurs-Gattin Ronald vergiftet!«
»Ingeborg Ronald seit Jahren an den Rollstuhl gefesselt.«
»Wer ist der Täter?«
Ronald liest mit wahrer Begierde und schleudert dann die Zeitungen von sich. »Gesindel!«
Ruhelos streift er durch das leere Haus. Ingeborg hat man fortgebracht, aber noch nicht zur Bestattung freigegeben.
Er ist der Gefangene in seinem eigenen Haus. Er verweigert die Mahlzeiten, trinkt nur noch hin und wieder eine Tasse starken Kaffee. Er weiß selbst, daß er einem Abgrund zusteuert. Aber alles ist so entsetzlich, so rätselhaft.
Man müßte selbst um seinen Unschuldsbeweis kämpfen, durchfährt es ihn, und im selben Augenblick wird ihm Doktor Brenner gemeldet. Sie haben zusammen studiert. Er hat diese einstige Freundschaft sehr vernachlässigt. Jetzt empfängt er ihn mit einer Freude, die Brenner erschüttert.
Es mischt sich aber auch Bitterkeit in seine Begrüßung.
»Kommst du als Freund – oder als Feind?« Doktor Brenner, gemütlich, rundlich, mit schon schütterem Haar, aber scharfen hellen Augen hinter dicken Brillengläsern, lacht fröhlich auf.
»Natürlich als Freund, Ferdinand. Hast du etwas anderes erwartet?«
Ronald atmet tief und erleichtert auf.
»Gott sei Dank, endlich ein Mensch, der an mich glaubt. Dabei haben wir uns so lange nicht gesehen.«
»Das spielt keine Rolle, Ferdinand.« Brenner nimmt das gefüllte Glas aus Ronalds Hand. Prüfend betrachtet er Ronald. »Du siehst nicht gut aus, Ferdinand. Mensch, mußt du dich so gehenlassen?«
Ronald stürzt den Inhalt seines Glases in einem Zug hinunter.
»Mach das erst mal durch, was hinter mir liegt. Man kann verrückt dabei werden, Fritz. Überall lauert das Mißtrauen. Ach, ich halte das kaum noch aus. Dabei kann ich dir schwö-
ren –«
»Nicht nötig«, wirft Brenner trocken ein. »Ich glaube auch so an dich.« Dann wird er ernst. »Allerdings, rosig sieht die Sache nicht für dich aus –«
»Wieso?«
»Hast du die letzten Nachrichten gelesen?«
Ronald ballt die Fäuste. »Ach, diese Schmierfinken. Man sollte ihnen das Genick umdrehen. Sie posaunen alles aus, was einem heilig ist. Soll man dabei nicht die Wände hochgehen?«
»Bleibe lieber mit beiden Beinen auf der Erde und kämpfe«, bemerkt Brenner trocken. »Jedenfalls bin ich gekommen, um dir zu helfen. Wir werden gemeinsam die Sache untersuchen. Etwas ist faul daran, soviel ist mir klar.«
Ronald läßt sich endlich neben dem einstigen Freund nieder. Der Schein eines Lächelns umspielt seinen Mund mit den harten Linien, die sich in den letzten zwei Tagen eingegraben haben.
»Du mußt erst mal lesen«, setzt Brenner noch hinzu und reicht Ronald die Zeitung.
»Ronald hat die Schauspielerin Chris Velden geliebt –«
»Das ist –« Ronald verschlägt es die Sprache. Maria, denkt er, sie hat auch darüber geplaudert.
Ronald schluckt ein paarmal. »Hör zu, Fritz. Chris liebt mich gar nicht, meine Liebe zu ihr ist so aussichtslos wie eine Liebe nur sein kann. Ingeborg wollte nur die Wahrheit wissen, und ich habe ihr ehrlich erzählt, wie es um mich stand. Chris Velden liebt einen ganz anderen, sie liebt den Großgrundbesitzer Georg Hagen, wo –«
»Wen liebt sie?« Überrascht neigt Brenner sich vor.
»Georg Hagen«, wiederholt Ronald.
»Hagen ist ein Freund von mir. Du lieber Himmel, wie hängt das denn zusammen?«
Ronald hat sich gefangen. »Chris hat Hagen auf einer Ferienreise kennengelernt, große Liebe. Sie wollte alles aufgeben, und ich holte sie zurück. Sie war bereit, ihre Karriere zu opfern. Aber ich brauchte Chris für meine Arbeit. Nur für meine Arbeit. Das schwöre ich. Sie hat mich, glaube ich, von diesem Augenblick an gehaßt. Unser schönes Verhältnis war zerbrochen. Darum wollte ich Chris wieder mit Hagen zusammenbringen.«
»Das hast du deiner Frau erzählt?«
Ronald stutzt. »Natürlich nicht, Fritz. Ich wußte doch noch nicht, ob es mir gelingen würde. Dann kamen wir im Hagenhof an, und der Hausherr
war –«
»– geflohen«, wirft Brenner kurz ein.
»So ungefähr. Dann kam auch gleich die alamierende Nachricht. Nach einer Regiebesprechung traf sie ein, und wir sind Hals über Kopf abgefahren. Das ist alles.«
Brenner denkt kurz nach. »Hör mal, Ferdinand. Ich glaube, du hast einen großen Fehler begangen.«
»Inwiefern?« fragt Ronald zurück.
»Du hättest gerade dein Vorhaben mit deiner Frau besprechen sollen –«
»Was willst du damit sagen?« Ronald starrt den Freund ungläubig an.
»Daß du meiner Meinung nach deiner Frau das Wichtigste verschwiegen hast.«
Ronald hebt die Schultern. »Verstehe ich nicht.«
»Nun – vielleicht wirst du es verstehen lernen.«
Sie unterhalten sich noch eine Weile. Brenner verspricht, heute noch einmal herzukommen. Jetzt habe er einen wichtigen Gang vor.
Ronald läßt den Freund nur ungern fort. Die Einsamkeit war nicht so ganz bedrückend und die Leere irgendwie ausgefüllt.
Aber er läßt Brenner gehen. Und wartet von dem Augenblick an, da er diesen bis zum Tor begleitet hat, auf seine Rückkehr.
*
Wenig später sitzt er Chris Velden gegenüber. Er hat sie oft auf der Bühne gesehen, von der Leinwand her bewundert. СКАЧАТЬ