Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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»Natürlich hat er sie geliebt.
Aber –«, ein nachdenklicher Blick über den Brillenrand trifft Chris, »– aber er hat auch Sie geliebt.«
Chris zuckt zusammen.
»Woher wissen Sie –?«
Er macht eine Bewegung zum Haus hin. »Schwester Maria war Zeuge der letzten Unterhaltung.«
Bedrängende Stille. Endlich rafft Chris sich auf.
»Davon habe ich keine Ahnung. Wissen Sie den Grund zur Aufregung?«
»Sie!«
»Iiiich?« Chris umklammert den Türgriff ihres Wagens, als brauche sie einen Halt. »Das verstehe ich nicht.«
»Ich möchte Sie nicht unnötig aufregen, gnädige Frau. Es wird sich alles aufklären.« Das klingt tröstlich, kann auch Hinauszögern einer schrecklichen Wahrheit bedeuten.
»Sagen Sie es mir, bitte«, fleht Chris.
Der Arzt öffnet ihr die Wagentür und schiebt sie förmlich hinter das Steuerrad. »Fahren Sie langsam, gnädige Frau. Sie sind ziemlich aufgeregt. Eine Tote genügt.«
Chris spürt, wie es ihr heiß in die Augen steigt. Wortlos bringt sie den Wagen in Gang, und langsam schnurrt er davon.
Nachdenklich sieht der Arzt hinter den roten Lichtern her.
Am nächsten Morgen schon wimmelt das Haus Ronalds von fremden Menschen. Menschen, die in Ronalds Privatleben wühlen, die die Angestellten vernehmen, die Schwester, das Hausmädchen, die Köchin und den Gärtner.
Alle haben sie die Herrin geliebt, alle verehrt. Sie hat ihre Krankheit mit der Geduld einer Heiligen ertragen.
Aber auch über Ronald sagen sie nur das Allerbeste aus. Er war ein zärtlicher, aufmerksamer Gatte. Allerdings hat ihn sein Beruf viel von ihr ferngehalten. Niemals haben sie Streit oder böse Worte gehört.
Kommissar Möller und sein Assistent Schäfer unterhalten sich in der Bibliothek, nachdem der Gärtner Josef das Zimmer verlassen hat.
»Könnte nicht die Möglichkeit bestehen«, meint Schäfer, »daß die Tote sich selbst das Gift in das Glas geschüttet hat?«
»Das ist wohl kaum möglich, Schäfer. Die Schwester behauptet, die Kranke hätte gar nicht die Möglichkeit dazu gehabt. Alles, jede Handreichung, hätte sie machen müssen.«
»Hm!« macht Schäfer überlegend.
»Wie gefällt Ihnen die Schwester?« fragt Möller.
»Eine graue Maus, die von ihrem Pflichtgefühl durchdrungen ist. Sie scheint die Tote sehr geliebt zu haben.«
»Sie verliert mit diesem Tod eine gutbezahlte Stellung.« Der Kommissar murmelt es vor sich hin. »Sie schaltet aus. Kein Motiv. Man sägt den Ast, auf dem man sitzt, nicht ab.«
»Warum hat aber Ronald unbedingt die Erfrischung für die Tote selbst mischen wollen? Warum hat er es, wie sonst üblich, nicht der Schwester überlassen?«
Möller blättert in seinen Papieren und spricht ruhig weiter.
»Ronald hat ausgesagt, er hätte seiner Frau einen letzten Wunsch erfüllen wollen, da er wieder zu Außenaufnahmen fahren mußte.«
»Kann wahr sein – aber auch nicht«, murmelt Schäfer und schüttelt den Kopf.
»Aber das Motiv haben wir«, fährt Möller unbeirrt fort. »Er liebt Chris Velden, die schöne gesunde Frau, mit der seit Jahren eng zusammenarbeitet. Er hat seiner Frau gestanden, daß er die Künstlerin liebt. Könnte er nicht plötzlich den Wunsch gehabt haben, frei zu sein?«
Schäfer blickt ohne Überraschung auf seinen Vorgesetzten. So kommt Stein zu Stein, bis sich das Bild abrundet, denkt er.
»Er hatte Gelegenheit, das Gift in das Glas zu mischen.« Schäfer springt auf und läuft umher, wie stets, wenn er kombiniert. »Jetzt müssen wir zunächst feststellen, ob und wann Ronald sich das Gift verschafft hat.«
Und damit setzt die Hetze um Ferdinand Ronald ein. Ermittlungen laufen nach allen Seiten.
Ronald empfindet es deutlich, daß man ihn in Verdacht hat. Er ist einfach unfähig, sich richtig zu konzentrieren. Nicht einmal ins Atelier geht er. Er hat Anweisungen gegeben, die Aufnahmen abzubrechen. Immer deutlicher wird ihm, es geht um seinen Kopf. Ingeborg, die ihn so sehr geliebt hat, kann unmöglich gewollt haben, daß er für etwas bestraft werden soll, was er nicht getan hat.
Er entsinnt sich der letzten Unterredung. Kein Wort hat er davon dem Kommissar erzählt. Die Schwester hat ja bereits ausgesagt. Sie hat ja alles gehört.
Schrecklich, vor fremden Menschen auszubreiten, was tief in seinem Herzen ruhte, was er nicht einmal Ingeborg eingestehen wollte, eben weil er sie nicht beunruhigen wollte.
Sie hat ihn ja förmlich gezwungen, von seiner hoffnungslosen Liebe zu Chris zu sprechen.
Nicht einen Augenblick kommt ihm in den Sinn, warum er ihr nicht gesagt hat, weshalb er ausgerechnet nach Hagenhof zu den Außenaufnahmen gefahren ist.
Das alles liegt weiter hinter ihm. Jetzt handelt es sich darum festzustellen, wer Ingeborg das Gift gegeben hat.
Als endlich das Haus leer ist, läßt er Schwester Maria kommen. Sie hat wie immer rotgeweinte Augen. Sonst sieht sie aus wie der Tod, farblos, grau, unscheinbar.
»Bitte, Schwester«, fordert er sie zum Platznehmen auf. »Ich hätte gern von Ihnen einiges gewußt.«
»Ja!« haucht Maria. Ihre Augen haften auf ihren Händen, die in stetiger Bewegung sind.
»Hat man Sie über meine letzte Unterredung mit meiner Frau ausgefragt?«
»Ja!«
»Haben Sie auch erzählt, daß ich nicht im Bösen von meiner Frau gegangen bin?«
»Ja!«
Ronald wird wütend. Er packt sie an den Schultern und schüttelt sie.
»Menschenskind, können Sie nicht etwas anderes sagen als immer nur ›ja‹? Sie machen mich ganz wahnsinnig.«
Sie hebt die Augen zu ihm empor.
»Aber Sie haben Ihrer Frau die Erfrischung gebracht.« Das klingt bösartig, und Ronald wird stutzig.
»Was wollen Sie damit sagen?« fährt er sie barsch an.
»Sie hatten Gelegenheit, das Gift in das Glas zu schütten –«
»Sie sind eine Idiotin«, sagt er kalt. »Haben Sie das auch dem Kommissar erzählt?«
Sie nickt. »Und ich habe ihm auch gesagt, daß СКАЧАТЬ