Название: Karin Bucha Staffel 3 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740918071
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»Wirst du auch vorsichtig fahren? Oder soll ich dir meinen Chauffeur mitgeben?«
»Nein! Nein!« wehrt sie heftig ab. »Ich verspreche dir, sehr vorsichtig zu sein.« Und dann setzt sie scherzend hinzu »Es wird doch nicht wieder ein Reiter auftauchen, der mich in Schrecken versetzt.«
»Christine!« Er nimmt ihren Kopf in beide Hände. Im Schein der Windlichter, die Frau Irene auf der Terrasse hat anzünden lassen, sieht er ihre geweiteten, vom Glück verdunkelten Augen. »Ich kann nicht auf dich verzichten, hörst du? Es wäre furchtbar, wenn du mich enttäuschen würdest.«
»Niemals!« murmelt sie zwischen seinen Küssen, und dabei rinnt ihr ein Schauer über den Rücken.
*
Drei Tage noch hat Christine sich Zeit gelassen, ehe sie daran denkt, für ihre Reise zu rüsten.
Georg Hagen ist zum Vorwerk, das eine Stunde entfernt vom Hagenhof liegt, gefahren, als die Katastrophe hereinbricht.
Frau Irene tritt in ihr Schlafzimmer.
»Sie werden gewünscht, Christine. Ein Herr Ronald –« Im nächsten Augenblick steht sie neben der zukünftigen Herrin, die schneeweiß geworden ist und aussieht, als wolle sie zusammenbrechen. »Mein Gott, Christine, ist Ihnen nicht wohl?«
Christine nimmt alle Kraft zusammen. »Doch, mir ist wohl.«
»Soll ich den Herrn wegschicken?« fragt Frau Irene.
»Nein, Irene!« Christine löst sich aus Irenes Armen. »Mit dem Herrn muß ich allein sprechen. Sagen Sie ihm, daß ich ihn in der Halle empfangen will.«
Noch einen besorgten Blick wirft Frau Irene auf das unter der Sonnenbräune grau erscheinende Gesicht, dann huscht sie hinaus.
»Ferdinand Ronald«, flüstert Christine vor sich hin. Jetzt kommt die Abrechnung mit Ronald. Ein Glück, daß Georg nicht anwesend ist. Sie wird die Unterredung schnell beenden.
Noch einen letzten Blick in den Spiegel, dann geht sie entschlossen zur Tür.
Chris Velden kommt langsam die Freitreppe herab. Ihr Fuß stockt, als sie Ferdinand am Ende der Stufen erblickt.
Sie ist noch schöner geworden, geht es ihm durch den Kopf. Mit ihrem schwebenden Gang kommt sie näher. Ihre Stimme ist tonlos.
»Ferdinand«, sagt sie mit schmerzlichem Lächeln. »Also hast du mich doch gefunden.«
»Ja, Chris«, erwidert er, nimmt ihre Hand auf und küßt sie. Er spürt, wie diese Hand zittert. »Wir brauchen dich, Chris. Die Aufnahmen zu dem neuen Film sind bereits im Gange. Du darfst mich nicht im Stich lassen.«
Sie geht an ihm vorbei und läßt sich vor dem Kamin in einen der tiefel Sessel sinken. Ihre Haltung ist hilflos, verzweifelt.
Ruckartig hebt sie den Kopf. »Ferdinand«, – sie zwingt ihre Stimme zur Festigkeit, es gelingt ihr schlecht – »ich kehre nicht mehr zurück.«
»Chris!« ruft er entsetzt.
»Ja, ja«, fährt sie heftig fort, »ich kehre nicht mehr zu meinem Beruf zurück, Ferdinand.« Ihr Ton wird beschwörend. »Ich liebe, hörst du, ich liebe zum ersten Mal in meinem Leben. Und dieser Mann braucht diese Liebe. Nie kann ich ihn verlassen, niemals!«
»Chris!« Er schüttelt sie an den Schultern. »Besinn dich doch. Du kannst doch nicht einfach alles im Stich lassen.«
»Doch, Ferdinand, gerade das will ich. Verstehe mich doch. Du willst mich nur zurückholen, weil du ohne mich nicht arbeiten kannst. Ach –« Sie macht eine mutlose, verzweifelte Handbewegung. »Ich spreche von Liebe, und du von der Arbeit. Dann hast du niemals so tief geliebt wie ich.«
Er hebt ihr Kinn an. Um seinen Mund zuckt es. »Ach, Chris«, sagt er gequält, »wenn du wüßtest. Seitdem wir zusammenarbeiten, liebe ich dich.«
Ihre Augen weiten sich vor Entsetzen. »Und deine Frau?«
»Meiner Frau gehört meine ganze Fürsorge, mein Mitleid. Sie ist mir keinen Augenblick eine Last geworden. Aber jetzt sollst du wissen, daß ich doch liebe, und zwar dich. Chris, ich bitte dich, kehre zurück.«
Entschlossen erhebt sie sich. »Nein, Ferdinand. Ich kann nicht. Natürlich werde ich mich noch zu einer Unterredung einfinden. Ich muß ja versuchen, meinen Vertrag mit der Ava-Film-Produktion zu lösen. Aber in Zukunft müßt ihr auf mich verzichten.«
»Chris!« Abermals legt er ihr die Hände auf die Schultern. »Du kannst nicht alles im Stich lassen. Begreife das doch.«
Er fährt hastig, drängend fort:
»Chris, ich bitte dich, daran zu denken, daß es viele Gutsfrauen gibt, aber wenig so große Künstlerinnen, wie du eine bist.« Seine Stimme klingt besänftigend. »Ich weiß, Chris, ich habe hart mit dir gearbeitet. Aber ich habe dich zu dem gemacht, was du heute bist, eine große Künstlerin, eine berühmte Frau.«
»Ich weiß, ich weiß!« Verzweifelt preßt sie die Fingerspitzen an die Schläfen, hinter denen es pocht und hämmert. »Alles weiß ich.« Schluchzend ist ihre Stimme. »Du hältst mich für undankbar. Das bin ich nicht. Aber ich liebe den Mann über alles und bin bereit, dieser Liebe alles zu opfern.«
»Chris!« Sein Ton wird kalt, und fröstelnd streicht sie sich über die Arme. »Du sollst dich nicht sofort entscheiden. Ich gebe dir eine Stunde Zeit –«
Da lacht sie grell auf. »Eine Stunde? Oh, Ferdinand! Eine Stunde gibst du mir Zeit? Eine Stunde soll über ein Menschenleben, nein, über zwei Menschenleben entscheiden? Ich habe mich bereits entschieden.«
Doch er bleibt hart. »Dann zwei Stunden«, sagt er ruhig.
Er macht eine abschließende Handbewegung.
»In zwei Stunden bin ich wieder hier, Chris. Bedenke, daß du dir nicht mehr selbst gehörst. Kein Künstler gehört sich selbst. Er muß immer bereit sein, mit seiner Kunst andere zu beglücken.«
Noch nie hat ein Schritt ihr so hart in den Ohren geklungen, wie der, mit dem Ronald sich entfernt.
Sie sinkt zurück in den Sessel, birgt das Gesicht in den Händen und weint leise vor sich hin.
*
Georg Hagen hat vom Fenster des hinteren Salons den Besucher fortfahren sehen. In größter Eile hat dieser den eleganten Wagen bestiegen und ist die Auffahrt hinuntergerast.
Hagen hat Christine überraschen wollen und lautlos das Haus betreten. Erst als er die fremde Stimme vernahm, ist er stehengeblieben und Zeuge der ganzen Unterredung geworden.
Unter einem fremden Namen ist sie in sein Haus gekommen, hat sich in sein Herz geschlichen und ihn zu ihrem willenlosen Sklaven gemacht! Und ist Velding auch nicht ihr richtiger Name? Aber jetzt weiß er, daß sie eine große berühmte Künstlerin ist und, wie der Fremde ganz richtig behauptet hat, sie gehört nicht ihm allein, sie gehört allen, allen denjenigen, die etwas von Kunst verstehen.
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