Wachtmeister Studer. Friedrich C. Glauser
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Читать онлайн книгу Wachtmeister Studer - Friedrich C. Glauser страница 32

Название: Wachtmeister Studer

Автор: Friedrich C. Glauser

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962816315

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СКАЧАТЬ Platz ein­ge­nom­men zu ha­ben…

      Und wer saß am Tisch, eif­rig auf Ar­min Wit­schi ein­re­dend, mit ho­hem Steh­kra­gen und schwar­zen, ho­hen Schnür­schu­hen zu grau­en Fla­nell­ho­sen?

      Der Leh­rer Schwomm.

      Er sprang auf, als Stu­der an ihm vor­bei­ging. Sein Ge­sicht war rat­los und kind­lich. Ober der Ober­lip­pe saß ein blon­des Schnurr­bärt­chen.

      »Herr Wacht­meis­ter«, sag­te der Leh­rer Schwomm atem­los, »ich habe ge­hört, dass Sie sich mit dem Fall Wit­schi be­schäf­tig­ten. Ich habe lan­ge ge­zö­gert, Ih­nen an­zu­ver­trau­en, was ich von der Sa­che weiß. Aber nun drängt es mich, der Ge­rech­tig­keit mei­nes Va­ter­lan­des Ge­nü­ge zu tun, und…«

      »Red’ nicht so viel, Schwomm«, sag­te Ar­min grob. Stu­der blick­te den Bur­schen streng an. Der nick­te mit dem Kopf, als wol­le er sa­gen: »Du kannst mich lang an­star­ren, mir machst du kei­ne Angst…«

      »Wol­len Sie nicht an mei­nen Tisch kom­men, Herr Leh­rer Schwomm?« frag­te Stu­der höf­lich und wies mit der Hand ge­gen den Tisch, an dem noch im­mer der alte El­len­ber­ger saß und ge­dan­ken­voll sein Wein­glas zwi­schen Dau­men und Zei­ge­fin­ger zwir­bel­te…

      Schwomm nahm Platz. Das heißt, er setz­te sich auf die äu­ßers­te Kan­te des ei­ser­nen Gar­ten­stuhls, zog dann sein Ta­schen­tuch her­aus und trock­ne­te sich die Stirn. Sei­ne Ge­sichts­haut war fast so gelb wie sei­ne ge­lock­ten Haa­re.

      »Ich habe näm­lich am Abend, an dem der arme Wit­schi durch Mör­der­hand um­ge­kom­men ist«, sag­te der Leh­rer Schwomm und kne­te­te an sei­nen Hän­den, »zu­fäl­lig zwei Schüs­se ge­hör­t…«

      »So?« sag­te Stu­der tro­cken.

      »A bah!« mein­te der alte El­len­ber­ger und zog die Mund­win­kel in die Wan­gen.

      »Ja«, der Leh­rer nick­te. »Zwei Schüs­se. Ich bin an je­nem Abend zu­fäl­lig im Wald spa­zie­ren ge­gan­gen… In Beglei­tung… Ich brau­che doch nicht an­zu­ge­ben, mit wem ich im Wal­de war?«

      El­len­ber­gers dröh­nen­des Bass­la­chen mach­te den Leh­rer noch ver­le­ge­ner.

      »Könn­te ich nicht un­ter vier Au­gen mit Ih­nen spre­chen, Herr Wacht­meis­ter?« frag­te er und wur­de rot.

      Stu­der schüt­tel­te den Kopf. Ihn in­ter­es­sier­te we­ni­ger, was der Leh­rer ihm zu er­zäh­len hat­te, als das, was er of­fen­bar ver­schwei­gen woll­te. Und man konn­te aus dem Ver­hal­ten des Man­nes auf das schlie­ßen, was er zu ver­ber­gen hat­te.

      Der Leh­rer Schwomm räus­per­te sich.

      »Es war un­ge­fähr zehn Uhr, als ich die Land­stra­ße ver­ließ und einen Sei­ten­weg ein­schlug. Ich ging im Wal­de so für mich hin, wie es im Ge­dicht heißt, und ich dach­te auch an nichts. Der Abend war still und weich, ver­schla­fe­ne Vö­gel zirp­ten in den Zwei­gen…«

      »A bah!« krächz­te wie­der der alte El­len­ber­ger, aber Stu­der wink­te ab. Der Tisch Ar­mins war leer. Ger­ber tanz­te wie­der mit Son­ja, ver­folgt von den ge­häs­si­gen Bli­cken des ›Con­vict Bands‹, der ›Maque­reau‹ tanz­te mit der Kell­ne­rin und schi­en ihr eif­rig et­was zu er­klä­ren (viel­leicht woll­te er sie zu et­was über­re­den?).

      »… Und von Zeit zu Zeit eil­te ein flüch­ti­ges Tier sei­ner Ru­he­stät­te zu. Ich moch­te mit mei­ner… mit mei­nem Beglei­ter schon ziem­lich weit in die sanf­te Tie­fe des Wal­des ein­ge­drun­gen sein, als ich das Knat­tern ei­nes auf der Stra­ße sich nä­hern­den Mo­tor­ra­des ver­nahm, ei­nes leich­ten Mo­tor­ra­des möch­te ich hin­zu­fü­gen…«

      »Fü­gen Sie nur ru­hig hin­zu«, sag­te der alte El­len­ber­ger und krächz­te hei­ser. War es ein La­chen?

      Aber der Leh­rer ließ sich nicht mehr stö­ren.

      »Das Geräusch, wenn ich es so nen­nen darf, hör­te plötz­lich auf. Ich hör­te Zwei­ge knacken…«

      »Kön­nen Sie etwa die Di­stanz schät­zen, ich mei­ne die Di­stanz, die Sie von der Stra­ße trenn­te?« frag­te Stu­der und ließ sei­ne Bris­sa­go qual­men.

      »Nicht ge­nau«, ant­wor­te­te Schwomm lei­se. Er schi­en ent­rückt zu ein. Sei­ne Au­gen blick­ten ver­schwom­men ins Wei­te – und das Wei­te war hier ein dicht­be­setz­ter Wirts­gar­ten. »Vi­el­leicht könn­te ich die Stel­le wie­der­fin­den, an der ich ge­stan­den bin…«

      »Gut«, sag­te Stu­der. »Wei­ter, Herr Leh­rer Schwomm.«

      »Die­sen ers­ten Teil, näm­lich das Heran­kom­men des Mo­tor­ra­des und des­sen plötz­li­chen Still­stand, habe ich na­tür­lich im Au­gen­blick nicht be­ach­tet. Es ist mir erst spä­ter ein­ge­fal­len, als im Dor­fe von der Auf­fin­dung des Leicht­mo­tor­ra­des Mar­ke ›Zehn­der‹ ge­spro­chen wur­de, des Mo­tor­ra­des, das dem ver­un­fall­ten Wen­de­lin Wit­schi ge­hört ha­ben soll…«

      Ver­un­fall­ten? dach­te Stu­der. Wa­rum sagt der Mann zu­erst durch Mör­der­hand um­ge­kom­men und jetzt ver­un­fallt? Soll­te er? Und es fiel ihm ein, wie grob Ar­min Wit­schi den Leh­rer an­ge­las­sen hat­te.

      »Wei­ter«, sag­te Stu­der.

      Aber Schwomm be­durf­te die­ser Auf­for­de­rung nicht. Er sprach und be­glei­te­te sei­ne Rede mit pa­the­tisch sein sol­len­den Be­we­gun­gen.

      »Da, plötz­lich, in der Stil­le des Wal­des, er­dröhn­ten zwei Schüs­se. Mei­ne… mein Beglei­ter zuck­te zu­sam­men. Ich be­ru­hig­te ihn. Es wer­de wohl nichts Schlim­mes sein. Aber da ich Angst hat­te, oder viel­mehr, da mei­ne… Beglei­tung Angst hat­te, wir könn­ten über­fal­len wer­den, ver­lie­ßen wir, einen großen Um­weg ma­chend, den Wald, ge­lang­ten weit vor dem Dor­fe wie­der auf die Land­stra­ße und folg­ten ihr. Nach ei­ni­ger Zeit sa­hen wir am Ran­de der Stra­ße ein ver­las­se­nes Mo­tor­rad ste­hen. Es war an einen Baum ge­lehnt…«

      Schwomm mach­te eine Pau­se.

      »Ge­se­hen ha­ben Sie nie­man­den?« frag­te Stu­der ne­ben­bei.

      »Ge­se­hen? Nein. Nur ge­hört. Nach den bei­den Schüs­sen das Geräusch vie­ler Schrit­te. Ei­nen dunklen Schat­ten be­merk­ten wir auch, aber nicht ge­gen die Land­stra­ße zu, son­dern in der ent­ge­gen­ge­setz­ten Rich­tung, dort, wo der Wald an die Baum­schu­len des Herrn El­len­ber­ger grenzt.«

      »Ei­nen Schat­ten?« frag­te Stu­der. »Kön­nen Sie den Schat­ten nä­her be­schrei­ben?«

      Statt ei­ner Ant­wort frag­te Schwomm sehr sanft:

      »Der Fall ist doch ei­gent­lich durch das Ge­ständ­nis des Schlumpf er­le­digt? Oder?«

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