Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
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Mit rauhem Wind, viel Sonne und Eis hat der Winter seinen Einzug gehalten. Zuweilen braust der Sturm mit so großer Gewalt über den Birkenhof, daß man nicht einmal einen Hund hinausjagen möchte.
Gemütlich ist es in dem zu ebener Erde gelegenen Wohnzimmer. Im Kamin, der außer dem großen Kachelofen dort eingebaut ist, prasselt ein lustiges Feuer, genährt von dicken Buchenscheiten. Eine wohlige Wärme verbreitet sich in dem Zimmer.
Die drei Birkenhofbewohner sitzen Abend für Abend um den Kamin und beschließen den Tag rastloser Arbeit mit einer unterhaltsamen Stunde.
Hanno ist zufrieden und fast wieder heiter geworden. Er freut sich über alle Maßen auf das Kind – sein Kind, ebenso wie Frau Christine. Willig hat sie die Haus-frauenpflichten wieder auf sich genommen, damit Aline sich schonen und ein gesundes Kind zur Welt bringen kann.
Hanno ist lieb und gut zu Aline; und doch ist sie die einzige Unzufriedenheit in dem kleinen Kreise. Das Leben, das sie jetzt ihres Zustandes wegen zu führen gezwungen ist, behagt ihr nicht. Sie ist launenhafter denn je. Es muß sehr viel Rücksicht auf sie genommen werden, am meisten von Hanno. Jetzt ist er der Geduldige, Nimmermüde, während Frau Christine oftmals unmutig den Kopf schüttelt.
Eine gewisse Reizbarkeit ist zu verzeihen, aber solche Launen, wie sie die junge Frau an den Tag legt, sind ihr gänzlich unverständlich.
Doch sie erzählt Hanno nie von den heftigen Auftritten, die Aline sehr oft ohne jeden Grund heraufbeschwört. Das wird sich wieder geben, sobald das Kind da ist, tröstet sie sich.
Auch heute sitzen sie wieder in ihrer gemütlichen Plauderecke am Kamin. Frau Christine hält eine Handarbeit in den Händen, eines der entzückenden Hemd-chen, wie sie sich schon zu einem Berg in der Wiege häufen.
Die junge Frau starrt gelangweilt in die Glut. Die Füße hat sie in ein weiches Fell vergraben und das Kinn in die aufgestützten Hände gelegt.
»Wozu machst du dir eigentlich die viele Arbeit?« wendet sie sich mit einem spöttischen Lächeln an die Schwiegermutter.
Frau Christine schaut von ihrer Arbeit auf und sieht der jungen Frau mit erstaunt fragendem Blick ins Gesicht.
»Das kaufen wir doch besser fertig in der Stadt«, meint Aline wegwerfend auf das verständnislose Anstarren der Schwiegermutter.
»Meinst du?« kommt es ruhig zurück. »Für mich war allerdings das am schönsten, was ich selber für mein Kind arbeiten durfte. Es ist ja für mein Enkelkind; jeder Stich, den ich nähe, ist von einem Segenswunsche für das kleine Wesen begleitet.«
Hanno hat den Wortwechsel gehört und das Buch sinken lassen, in dem er gelesen.
»Würde es dir nicht auch Freude machen, an solchen Sächelchen zu arbeiten?« greift er vermittelnd ein.
»Nein«, stößt Aline heftig hervor. »Das kauft man besser und moderner in Freiberg.«
»Darauf kommt es ja nicht an. So viel Interesse müßtest du für dein Kind aufbringen; ich verstehe dich wirklich nicht, Aline! Man könnte auf den unsinnigen Gedanken kommen, daß du dich gar nicht auf das Kind freust.«
Aline starrt schweigend in die prasselnde Glut. Sie gefällt sich in der Rolle der schonungsbedürftigen, umsorgten Frau, wenn ihr auch die ruhige Gleichmäßigkeit dieser Tage nicht behagt.
»Doch«, sagt sie endlich, aber so, daß Hanno von ihrer Antwort nicht befriedigt ist.
Er schüttelt mißbilligend den Kopf.
»Ich glaube, du hast dir noch nicht einmal die Wiege angesehen, die ich bereitgestellt habe.«
»Wiege?« Ihre dunklen Augen funkeln ihn an. »Du denkst doch nicht, daß ich mit der Wiege einverstanden bin? Mein Kind kommt nicht in dieses alte Möbelstück!«
»Du vergißt, daß es auch mein Kind ist, und daß ich dabei auch ein ganz klein wenig mitzubestimmen habe. Alle Lorenzkinder haben darin gelegen. Mein Junge wird keine Ausnahme machen.«
»Junge?« Sie wirft die Lippen auf. »Und wenn es ein Mädchen ist?«
Ohne Zögern antwortet Hanno:
»Dann ist es mir ebenso lieb. Ob Junge oder Mädchen, das spielt keine Rolle. Mein Kind ist es doch!«
»Hanno!« Aline legt sich aufs Schmeicheln. Sie steht auf und legt ihm den Arm um den Hals. »Ich habe mich doch so auf einen hellen, mit duftigen Stoffen ausgeschlagenen Wagen gefreut. Ist es des Geldes wegen?«
Gelassen befreit er sich von ihren Händen. Wie wenig die Frau doch überlegt! Wie wenig sie ihn versteht! Geld? – Als wenn es hier um Geld ginge!
»Was von altersher Brauch in der Familie ist, das läßt sich durch eine Schmeichelei nicht umstoßen. In diesem Falle spielt auch Geld keine Rolle. Du wirst also deinen Wunsch opfern müssen.«
Seine Worte klingen nicht unfreundlich, sind aber so bestimmt, daß ein Widerspruch zwecklos ist.
»Wenn es dir Spaß macht, dann kannst du auch die Familienwiege mit duftigen Stoffen ausschlagen.«
Beleidigt kehrt Aline zu ihrem Stuhl zurück.
»Das kann ja Mutter machen, ihr gelingt so etwas besser als mir.«
»Du solltest dich schämen!« fährt er sie im Ton eisiger Verachtung an.
»Ich habe mir redliche Mühe um ein gutes Einvernehmen gegeben. Du störst es fortgesetzt durch deine ewige Nörgelei und Unzufriedenheit. Geht es dir nicht besser als vielen anderen Frauen, die sich aufreiben und im Kampf um das tägliche Brot, um das Wohl ihrer Familie, ihrer Angehörigen?
Der einzige Lichtblick in meinem verpfuschten Leben ist das Kind, das du unter dem Herzen trägst. Ich möchte dich zu mir herüberziehen, wenn du es mir nur nicht so furchtbar schwer machen würdest. –
Aline –«, er neigt sich über das fassungslose, bleiche Gesicht seiner jungen Frau. »Fühlst du denn nicht selber, wie bitter du mich kränkst! Du bist doch jung. Laß dich von mir leiten, passe dich mir an. Wir sind nun einmal miteinander verheiratet und wollen versuchen, uns das Leben so harmonisch wie möglich zu gestalten. In jedem Menschen schlummert die Kraft und der Wille zum Glück.
Denke an das kleine Wesen, dem du in Kürze das Leben schenken wirst; soll es später mit in den Zwiespalt hineingerissen werden?«
»Ja – nur um des Kindes willen bist du gut zu mir!« klagt Aline weinerlich. »Wenn erst das Kind da ist, dann werde ich dir überhaupt nichts mehr bedeuten.«
Unbegreifliches Staunen breitet sich über Hannos Züge. Er unterdrückt gewaltsam die schroffe Antwort, die er schon auf den Lippen hat. Den Blick Frau Christines vermeidet er, weil er ihre Gedanken ahnt.
»Du bist wirklich eine kleine dumme Frau«, versucht er die Sache ins Scherzhafte zu ziehen, obwohl ihm durchaus nicht danach zumute ist.
Aline wieder das Gegenteil zu beteuern, hält Hanno für zwecklos. Behutsam läßt er sie auf das Ruhebett gleiten. Schweiß steht ihm auf der Stirn. Er fährt Aline über das wirre Haar, bemerkt deren leichtes Zusammenzucken und verläßt dann, kurz grüßend, das Zimmer.
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