Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
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Ein gequältes Lächeln auf den Lippen, tritt er an Alines Bett.
»Hanno!« Die Kranke ist wach. Ihre dunklen Augen sind von Tränen verschleiert. »Ich habe es geahnt, – ich darf nicht glücklich sein! Und den Erben, Hanno, den werde ich dir niemals schenken.«
»Aline!« Gequält stöhnt Hanno auf.
»Ich muß sterben, nicht wahr?«
Hanno zieht ihren Kopf an seine Brust.
»Wie kannst du das denken, Aline! Du wirst sicherlich bald genesen; laß nur erst den Frühling kommen. Ich werde dir meine ganze Freizeit widmen, und wir werden dann nachholen, was wir bisher versäumt haben. Habe nur Geduld«, weicht er aus.
Er bringt es einfach nicht fertig, ihr die Wahrheit zu sagen.
Aber mit diesen hastigen Worten kann er Alines Mißtrauen nicht beruhigen.
Mutlos schüttelt sie den Kopf.
»Ich glaube dir nicht! Verzeihe mir, Hanno, daß ich so offen bin – aber ich habe das Gefühl, daß ihr, du und Mutter, mir etwas verschweigt. Ist es –«
Plötzlich ahnt sie, was Hanno nicht auszusprechen wagt.
»Jetzt weiß ich alles!« keucht sie und fällt erschöpft in die Kissen zurück. »Niemals mehr werde ich wieder gesund werden – und das Leben sollte doch – erst – beginnen.« Es ist nur ein Flüstern, bei dem sich ihre Lippen kaum bewegen.
Ein Tränenstrom ergießt sich aus ihren Augen, und ihr abgemagerter Körper wird von schmerzlichem Schluchzen geschüttelt.
Liebevoll bemüht Hanno sich um sie.
»Und du kannst noch gut zu mir sein, wo ich dich um alle schönen Hoffnungen gebracht habe?« jammert sie, von seiner Güte jetzt mehr bedrückt als getröstet.
»Wir müssen es eben tragen, Aline! Geteiltes Leid ist halbes Leid«, spricht er entsagungsvoll und dennoch geduldig, wenn es in seinem Herzen auch wühlt und schmerzt. –
Von diesem Tage an macht Alines Genesung keine Fortschritte mehr.
Sie klagt nicht und trägt tapfer ihr Los. Aber ihr Lebensmut ist gebrochen. Die unumstößliche Tatsache, daß sie dem Mann ihrer Liebe den größten Wunsch seines Lebens nicht mehr erfüllen kann, zehrt heimlich an ihrem Mark.
*
Doktor Urban schleicht recht gedrückt einher. Das Schicksal der Menschen auf dem Birkenhof geht ihm zu Herzen.
Teilnahmslos sieht er seine Post durch – da wird seine Aufmerksamkeit geweckt. Diese großen, steilen Schriftzüge gehören seinem Freunde Herdegen.
Er liest und liest, beginnt von vorn – und –
»Gottlob!« entschlüpft es dem alten, treuen Doktor. Nachdem er das Schreiben ein zweites Mal gelesen hat, verfällt er in tiefes Nachdenken.
Die zarte Magda ist Mutter eines gesunden Knaben?
Großväterliche Gefühle und Sehnsucht nach ihr überfallen den alten Herrn. Wie wunderbar schön müßte es sein, Magda, die er nun einmal liebt wie sein eigenes Kind, mit dem Jungen bei sich zu haben! Wie würde er beide verwöhnen und sich dafür wieder verwöhnen lassen!
Plötzlich fährt er wie elektrisiert in die Höhe. Hanno, der schwergeprüfte Mann, weiß es nicht, soll es nach dem Bericht Herdegens auch nicht erfahren!
Welches Glück könnte er ihm ins Haus tragen, wenn – ja, wenn er überhaupt um das Schicksal Magdas wüßte!
Und nun hier die Anzeige der Geburt eines Jungen – seines Jungen! Diese Nachricht könnte wohl Hannos Herz erleichtern, der so schwer unter dem leidet, was Aline getroffen hat. –
Wenige Minuten später befindet Doktor Urban sich in einem unbeschreiblich erregten Zustand auf dem Wege zum Birkenhof.
Die lastende Stille, die ihn auf dem Birkenhof empfängt, trägt auch nicht dazu bei, seine Laune zu verbessern.
Langsam steigt er die Treppe zum Krankenzimmer der jungen Frau empor.
Auf den ersten Blick stellt er fest, daß keine Änderung in deren Befinden eingetreten ist, und da sie schläft, zieht er sich, nachdem er Frau Christine zugewinkt hat, wieder zurück.
Auch Frau Christine ist schmal und etwas hinfällig geworden, aus ihren Augen sprechen Leid und Kummer.
»Sie wünschen mich zu sprechen?« fragt sie mit einer Gleichgültigkeit, die Doktor Urban auffällt.
»Frau Christine«, beginnt er vorsichtig. »Wenn Sie mir versprechen, ganz ruhig und gefaßt zu bleiben, dann werde ich Ihnen jetzt etwas anvertrauen.«
Die alte Frau schaut ihn mit einem teilnahmslosen Blick an.
»Bitte sprechen Sie«, fordert sie den Doktor aus Höflichkeit mit matter Handbewegung auf, »wenn es Sie erleichtert.«
Doktor Urban holt tief Atem und denkt noch einmal daran, daß er im Begriff steht, einen Vertrauensbruch zu begehen; aber im nächsten Augenblick hat er diese Hemmung überwunden.
»Haben Sie einmal von Magda Nachricht bekommen?« fragt er.
Frau Christines Hände beginnen zu zittern.
Daß er von Magda sprechen würde, nach der sie sich in Sehnsucht fast verzehrt, hat sie nicht erwartet.
Sie nimmt eine abwehrende Haltung an und schüttelt verneinend den Kopf.
Doktor Urban sieht, daß ihr die Tränen nahe sind, und weiß ganz richtig zu deuten, was in ihrem Innern vor sich geht.
»Jetzt halten Sie mich bestimmt für einen taktlosen Menschen, nicht wahr? Was ich Ihnen erzählen will, hängt aber so eng mit Magda, Ihrem Liebling, zusammen, daß ich an die alte Wunde rühren muß, ob ich will oder nicht.«
»Sie – Sie wissen etwas über Magda?« stößt sie erregt hervor. Sie sinkt in sich zusammen und bittet flehentlich: »Spannen Sie mich nicht auf die Folter, Doktor! Ich habe in letzter Zeit so viel Leid ertragen müssen, daß ich selbst eine neue Schreckensnachricht gefaßt aufnehmen werden.«
Doktor Urbans Lächeln vertieft sich. »Muß es durchaus eine Schreckensnachricht sein?«
»Herr Doktor!?« Frau Christine kann die Tränen nicht mehr zurückhalten, sie rinnen ungehemmt über das liebe, gütige Gesicht. »Ist es eine Freude, dann haben Sie erst recht Erbarmen mit mir! Als sie uns und den Birkenhof verließ, da hat sie den Sonnenschein und das Glück mit sich genommen. Seitdem habe ich nur selten gelacht. Also – was ist mit Magda? Will sie wiederkommen? Ist sie gesund, und denkt sie an uns?«
»Ich will Sie heute darüber aufklären, und was ich Ihnen jetzt sage, ist reine Wahrheit. Magda hat mich seinerzeit angefleht, zu jedermann darüber zu schweigen. Allein das Unglück, das Hanno und Sie neuerlich heimgesucht hat, entbindet mich, Ihnen gegenüber wenigstens, zu einem Teil von meinem gegebenen Wort.
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