Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
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»Ach, die Magdal« Urbans Gesicht wird ernst. »Sie ist mein Schmerzenskind und bereitet mir augenblicklich die größten Sorgen. Nun darfst du nicht denken, daß Magda leichtsinnig ist. Keine Spur! Wenn alle Frauen so wären wie sie, ich liefe heute gewiß nicht als Einspänner herum. Kannst mir’s glauben!«
Und nun schildert er eingehend die Verhältnisse auf dem Birkenhof, und wie es gekommen ist, daß Magda und Hanno einander aufgeben mußten.
Herdegen fühlt sich ergriffen. Ohne daß er Magda gesehen hat, gehört ihr schon jetzt seine Sympathie.
Über den Tisch hinweg streckt er Urban die Hand entgegen: »Meiner Hilfe bist du gewiß, Konrad. Aber – wird sich das junge Mädchen auch von mir helfen lassen?«
Urban ist nicht zum Schwarzsehen geneigt.
»Hauptsache ist doch, daß das Mädel sich der Zukunft wegen keine Sorgen zu machen braucht und einem gesunden Kinde das Leben geben kann. Ist es erst da, wird die Kleine seinetwegen unsere Hilfe schon annehmen. Ich müßte mich ganz und gar irren, wenn es anders wäre.«
»Morgen werden wir einmal auf dem Birkenhof vorsprechen. Du, als väterlicher Freund des Hauses, wirst mein Mitkommen harmlos erklären können«, schlägt Herdegen vor, und begeistert stimmt Urban zu.
*
Frau Christine richtet sich auf ihrem Lager in die Höhe. Da – da ist es wieder, dieses tiefe Stöhnen, das sie bis in die Träume verfolgt und endlich geweckt hat.
Aline – denkt sie – wird doch nicht krank geworden sein?
Hannos gleichmäßige Schritte fallen in die Stille des anbrechenden Tages, in die sie mit angehaltenem Atem lauscht. Er hat diese Nacht sein Lager nicht aufgesucht. So tief sitzt also die Unruhe im Blut?
Sie erhebt sich, wirft einen dicken Morgenrock über und verläßt auf den Zehenspitzen ihr Zimmer, geht an die Nebentür und legt das Ohr an das Holz.
Das schmerzliche Stöhnen wiederholt sich von Zeit zu Zeit. Leise drückt sie die Klinke nieder.
»Aline!«
Keine Antwort
Zaghaft tritt sie näher, beugt sich über die Ruhende und fährt betroffen zurück. Ein feuerrotes Gesicht sieht sie und verständnislos blickende Augen schauen ihr entgegen.
»Mein Gott, sie fiebert ja!«
Sie legt die Hand auf die Stirn der jungen Frau, fährt ihr einmal sacht über das wirre dunkle Haar.
Magda muß her, sie weiß immer Rat, denkt die alte Frau und läuft hinüber nach Magdas Stübchen.
Dort findet sie eine verschlossene Tür. Aber merkwürdig, der Schlüssel steckt draußen. Als sie ihn umdreht und öffnet, beschleicht sie ein Gefühl des Unbehagens.
Die Tür von außen verschlossen? – Eine schreckliche Ahnung, so niederschmetternd, daß sie erst Kräfte sammeln muß, steigt in ihr auf.
Dann schlägt sie den Blick voll auf: Das Bett ist leer. Das ganze Zimmer macht den Eindruck, als sei es nie bewohnt gewesen. Peinliche Ordnung, Sauberkeit und – grenzenlose Leere herrscht hier.
»Magda!« ruft die alte Frau voll heißer Angst.
Der Ruf hallt von den Wänden zurück. Da legt Frau Christine den Kopf in die Hand und weint leise und bitterlich.
Magda ist fort.
Nun kann sie sich manches erklären, was ihr gestern unverständlich geblieben ist.
Mitten in der Nacht – ins Ungewisse geflohen – ohne eine einzige aufklärende Zeile?
Frau Christines Blick irrt umher. Da liegt doch etwas Weißes auf dem Tisch.
Mit müden Schritten schleppt sie sich hin und nimmt den Umschlag zur Hand.
Der Brief ist an sie gerichtet. Schwer wie Blei wiegt er in ihrer Hand.
Liebe Tante! entziffert die alte Frau mühsam. Glaube mir, mein Entschluß zu gehen stammt nicht von heute und gestem. Ich habe einen zwingenden Grund dafür. Die letzten traurigen Ereignisse hier im Hause, deren Mittelpunkt ich keinesfalls werden will, brachten meinen längst gefaßten Entschluß zur Reife.
Ich bin nicht unglücklich, daß ich gehen muß. Ich bin nur traurig darüber, daß ich mich beinahe wie ein Dieb aus dem Hause schleichen muß. Aber es ging nicht anders.
Du warst mir jederzeit eine gute Mutter, und während ich dies schreibe, küsse ich im Geiste Deine Hände, die mir nur Liebes erwiesen.
Es ist für Dich und für mich und für alle besser, wenn ich gehe. Vielleicht kehrt nun das Glück auf dem Birkenhof wieder ein.
Was Du an Liebe mir schenktest, nehme ich als köstlichste Erinnerung mit mir und werde Dir ewig dankbar dafür sein.
Deine Magda.
»Sie sagt, sie sei mir ewig dankbar, und – ging doch!«
Frau Christines Tränen sind versiegt. Grenzenlose Traurigkeit überkommt sie.
Nun ist sie ganz allein. Magda hat ein Stück ihres Herzens mit fortgenommen.
Sie kleidet sich sorgfältig an wie alle Tage, nur daß ihre Bewegungen langsamer sind als sonst. Dann steigt sie in das Erdgeschoß hinab und tritt bei Hanno ein.
»Mutter – du?«
»Magda ist fort«, sagt Frau Christine wie geistesabwesend und hält ihm den Brief, Magdas letztes Lebenszeichen, hin.
»Mutter!«
Es ist ein Ausruf voller Schmerz und Zweifel.
»Ja, es ist so, lies nur!« drängt Frau Christine.
Hanno liest. Dann bleibt es ganz still zwischen ihnen.
Ich habe sie mit meinen Worten aus dem Hause getrieben. Ich allein bin schuld, daß Magda jetzt irgendwo herumirrt und daß Mutter mit so trostlosen Augen vor mir sitzt, denkt er.
»Magda muß wieder her!«
Finstere Entschlossenheit steht auf Hannos Antlitz. Schon will er an der Mutter vorbei der Tür zustürmen, da hält sie ihn zurück.
»Magda hat einen zwingenden Grund. Ich kenne ihn nicht, diesen Grund – aber wir müssen uns damit abfinden. Wie muß sie innerlich zerrissen gewesen sein, wenn sie nur noch Ruhe in einer Flucht von hier zu finden glaubte!«
»Das eben ist es, Mutter!« Hanno preßt die geballten Fäuste an die brennenden Augen. »Magda hat still und schweigend getragen, so lange, bis es ihr selbst zuviel wurde. Ach, was für ein elender Kerl ich doch bin!«
»Hilft gar nichts, sich jetzt mit Vorwürfen herumzuschlagen«, erwidert Frau Christine mit geradezu unheimlich wirkender Ruhe. »Es war Magdas Wille schon lange, damit müssen wir uns trösten. Du mußt dich jetzt um Aline kümmern. Sie fiebert. Ich glaube, wir müssen den Arzt СКАЧАТЬ