Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
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Für ihn ist das ein ungewohnter Zustand. Er, der sich bisher noch alles erzwang und ertrotzte, muß sich jetzt fügen.
Immer leichter wird Magda das Herz, je länger sie durch den taufrischen Morgen schreitet. Vögel flattern vor ihr auf, werfen sich mit ihren hellen, jubelnden Liedern in die klare Luft. Weiches Moos dämpft ihre Schritte, das von dem ihm noch anhängenden Morgentau wie Silber in der Sonne glitzert.
Eine wunderbare Ruhe überkommt sie, und es gelingt ihr, kühl überlegend sich mit der Zukunft zu beschäftigen.
Drei Monate noch wird sie ihren gesegneten Zustand vor neugierigen Augen verbergen können, länger nicht. In dieser Zeit wird und muß sich etwas finden, das ihr über die folgenden schweren Wochen hinweghilft.
Doktor Urbans gewiß gutgemeintes Anerbieten, zu ihm zu kommen, kann sie unmöglich annehmen. Wenn sie einen Strich unter ihr bisheriges Leben zieht, dann muß sie unter allen Umständen auch eine räumliche Trennung herbeiführen.
Viele, viele Meilen wird sie zwischen sich und den Birkenhof legen, damit sie gesund und stark werden kann für das Kommende.
Ein weiches, verträumtes Lächeln liegt um ihren blassen Mund. Wie verheißungsvoll das klingt: das Kommende!
Ihr Kind! Es wird wieder etwas geben in ihrem Leben, das sie nach Herzenslust verwöhnen darf, das sie mit dem ganzen Reichtum ihrer Liebe überschütten kann. Unwiükürlich preßt Magda die Hand auf das wildklopfende Herz. Die ganze Glückseligkeit der werdenden Mutter überfällt sie hier mitten im Schweigen des Waldes, in Gottes freier Natur.
Diese stolze Gewißheit macht sie von allen seelischen Belastungen frei, ja, in einem solchen Augenblick tiefinnerlichen Beglücktseins dünkt sie ihr Schicksal weniger schwer als das Hannos.
Als sie endlich den Heimweg antritt, hat sich alles in ihr geklärt. Was auch kommen mag – das Schicksal wird sie gewappnet und stark finden.
*
Grenzenlose Betroffenheit malt sich in dem Gesicht Doktor Urbans, als er einige Stunden später Magda seinen Besuch abstattet.
Dieses junge Weib mit den strahlenden Blauaugen soll das matte, unglückliche Geschöpf von gestern sein? Nein! Das hier ist ein Mensch, der gewillt ist, tapfer sein Los zu tragen.
Es kostet ihn Mühe, ihr nochmals seinen Vorschlag von gestern zu unterbreiten, und er ist auch gar nicht erstaunt, als sie freundlich und bestimmt zu ihm spricht:
»Vielen Dank, Herr Doktor. Sie meinen es gut mit mir, und Sie sollen mich auch nicht für undankbar halten. Aber seit ich weiß, wie es um mich steht, kann keine Macht der Welt mich hindern, mir mein eigenes Leben zu zimmern.«
»Das sollen Sie auch gewiß!« beteuert Doktor Urban lebhaft.
Magda sieht über ihn hinweg in unbestimmte Ferne. Zuversicht und Fassung liegt in ihrem Blick.
»Mein Weg führt mich weit fort vom Birkenhof und seiner Umgebung. Ich will alles, was war und was hinter mir liegt, von mir tun.«
Sehr vernünftig, denkt Doktor Urban und dringt nicht weiter in Magda. Wenn irgend möglich, wird er ihr den steinigen Weg ebnen. Aus diesen Gedanken heraus fragt er:
»Was wollen Sie beginnen, Magda? Sind Sie sich darüber schon schlüssig geworden?«
»Das weiß ich noch nicht. Ich kann arbeiten, ganz gleich, was es ist.«
Wie ruhig, wie sicher sie ist! Wie klar ihr Wille, ihr Wollen! Doktor Urban ist überrascht. So gibt er klein bei.
Kommt Zeit, kommt Rat, denkt er bei sich.
Er findet nicht Zeit zu weiteren Worten, denn eben tritt Frau Christine in das Zimmer.
Magda wirft ihm einen bedeutsamen Blick zu, und er versteht.
Christine geht auf Magda zu, legt den Arm um sie und lächelt gut und lieb auf sie herab.
»Eine große Last ist mir vom Herzen genommen, seit ich weiß, daß es sich nur um eine vorübergehende Schwäche gehandelt hat. Es war wohl eine Folge der Überanstrengung. Na, Kleine, das wird jetzt anders! Ich werde dich ein wenig verwöhnen. Du sollst schon wieder rote Backen bekommen.«
Magda schmiegt sich an die alte Frau, die ihr Mutter und Freundin zugleich war und ist.
Ein Gefühl der Scham bedrückt sie, daß sie zum ersten Male ein Geheimnis vor ihr haben muß. Aber die Notwendigkeit erfordert es. Dieser Gedanke läßt sie das unbehagliche Gefühl überwinden.
»Freilich, Tante, es wird schon wieder werden«, antwortet sie zuversichtlich. –
Anders wird es, als sich Aline dazugesellt. Deren dunkle Augen ruhen durchbohrend auf Magdas blassem Antlitz. Nichts von Teilnahme, nichts von liebevollem Verstehen ist bei ihr wahrzunehmen, sondern eher Mißgunst und – Neid. Die beiden Frauen in inniger Umarmung zu sehen, verursacht ihr körperliche Pein. Nicht, daß sie ihrer Schwiegermutter ein wärmeres Gefühl entgegenbrächte – keineswegs, dazu liebt Aline sich selbst zu sehr. Sie sieht nur irgend einen Nachteil für sich darin, und das empört sie. »Nun? Wieder auf der Höhe? War ein bißchen peinlich, ausgerechnet zu unserer Hochzeit schlapp zu machen!«
Magdas Haltung strafft sich bei diesen Worten. Soll das etwa eine Anspielung sein?
»Ich kann durchaus nichts Peinliches darin sehen, wenn ein Mensch von einer Unpäßlichkeit befallen wird«, entgegnet sie ruhig.
»Unpäßlichkeit?« Aline hebt verständnislos die Schultern und tritt näher an den Tisch heran. »Man hat sich ja wie wild gebärdet, geradeso, als wärest du wohl todkrank.«
»Es lag durchaus nicht in meiner Absicht, euch in Sorgen zu stürzen«, wehrt Magda die versteckten Vorwürfe ab.
»Nun ja, du scheinst vernünftiger zu sein als die anderen Herrschaften!«
Ein unzweideutiger Blick trifft Frau Christine, auf die Alines Zorn fällt, da Hanno nicht anwesend ist.
Bei diesen gehässig gesprochenen Worten wird es Doktor Urban ungemütlich. Es ist in jeder Beziehung gut für Magda, wenn sie aus dieser Umgebung recht bald herauskommt; Aline würde ihr das Leben zur Hölle machen, muß er denken.
Mit betonter Fürsorge und ausgesuchter Liebenswürdigkeit wendet er sich an Magda. Er fährt ihr sanft über den blonden Scheitel und sagt:
»Ich weiß Sie bei Frau Christine in den allerbesten Händen, mein liebes Kind! Sie müssen jetzt einmal mehr an sich denken als an andere. Sie hörten ja eben, was Sie dafür ernten.«
Aus halbgeschlossenen Augen trifft den Sprecher ein finsterer Blick Alines. So ein Hetzer! Was dem einfällt! Sie dreht sich kurz herum und eilt aus dem Zimmer. Ha – ha – sie ist ja Hannos Frau, sie ist Herrin auf dem Birkenhof! Diesen Platz kann ihr niemand streitig machen, selbst Magda nicht mit ihrem scheinheiligen Madonnengesicht!
Aline denkt angestrengt nach, wodurch sie sich bei Hanno besonders beliebt machen könnte. Der einzige Weg zu seinem Herzen führt über seine Mutter, über die Alte, an der er abgöttisch hängt. Es hilft also alles nichts – sie muß sich noch mehr beherrschen und sich bei Frau Christine einschmeicheln. Nur so kann sie ihr Ziel СКАЧАТЬ