Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
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»Sei still, Mädchen!« Er legt den Kopf der Weinenden an seine Brust und fährt, so sanft er es vermag, über ihre nassen Wangen. »Es wird ja alles gut werden, habe nur Vertrauen zu mir. Wenn du willst, nehme ich dich sofort mit zu mir.« Er stutzt, überlegt kurz. »Nein, das geht doch nicht, es würde auffallen. Nun, was willst du mir sagen?«
Hastig trocknet sich Magda das tränenüberströmte Gesicht.
»Hanno darf nie etwas davon erfahren, Herr Doktor! Versprechen Sie mir das!« drängt sie ungestüm, ihm die Hand entgegenstreckend, in die er allerdings nur widerwillig die seine legt.
»Kind, du bringst mich in die größten Gewissenskonflikte. Erst mußt du mir sagen, was du zu tun gedenkst, dann reden wir weiter miteinander.«
Magda holt tief und kräftig Atem.
»Fort will ich von hier. Weit fort, wo mich niemand kennt. Wo ich mit meiner Schande untertauchen kann.«
»Kleine, dumme Magda!« Ein erlöstes und behagliches Lächeln verschönt das Gesicht des alten Rauhbeins. »Die Zeiten, wo man das, was dir widerfahren, als Schande ansah, sind heute, Gott sei Dank, überwunden. – Ein Gottesgeschenk ist ein Kind, aber keine Schande. Solche Gedanken schlage dir aus dem Kopf, sie führen zu nichts Gutem, bewirken höchstens, daß du tiefsinnig wirst. Du mußt jetzt in erster Linie an dich und an deine Gesundheit denken; denn du hast heilige Nichten einem werdenden Menschenkinde gegen-über zu erfüllen.«
»Mein Gott, Doktor«, Magda klammert sich in heller Verzweiflung an den Arzt. »Einen Tag früher mußten Sie mir diese Eröffnung machen, dann wäre vielleicht alles anders gekommen! So muß ich es eben allein für mich tragen, und – ich will es auch! Hannos Ehe darf dadurch nicht gestört werden. Ich will ganz vernünftig sein und Ihren Rat befolgen. Nur eines versprechen Sie mir noch: Schweigen Sie darüber jedermann gegenüber, wer es auch sei. Ich bitte Sie recht herzlich darum.«
»Gut, Magda!« sagt Doktor Urban. »Auf mich kannst du dich verlassen. Ich sorge für dich, habe keine Angst. Sieh dem Kommenden heiteren Herzens entgegen, sammle Kraft und werde vorerst einmal ruhig.
Ich lasse dich jetzt allein. Irgendeine Ausrede wird mir schon einfallen, mit der ich dich unten entschuldige. Schlafe jetzt, Magda!«
Gehorsam schließt sie die Augen, streckt sich lang aus. Sie hat nun das beruhigende Gefühl, ihre Not bei dem alten lieben Herrn in die besten Hände gelegt zu haben.
»Ich danke Ihnen! Ja, ich möchte jetzt allein sein«, bittet sie leise.
»Mach mir aber keine Dummheiten, Magda!« redet Doktor Urban ihr eindringlich ins Gewissen.
Sie öffnet nochmals die Augen.
Ein weiches, verträumtes Lächeln steht wie eingegraben um den jungen Mund.
»Es – ist – Hannos Kind! Mit dem ganzen Reichtum an Liebe, den ich zu geben fähig bin, werde ich es überschütten, und es wird mich reichlich entschädigen für das, was ich hergeben mußte.
Jetzt kann mich niemand mehr zurückhalten. Ich werde nun mehr für mein Kind schaffen und werde sehr, sehr glücklich sein.«
*
Sonntägliche Stille liegt über dem Birkenhof.
Heute ruht der Betrieb, nachdem das Erntedankfest, das glänzend gelungen ist, und die Hochzeit mit viel Schmaus, Tanz und fröhlichem Treiben verrauscht sind. Nur die nötigsten Arbeiten, in die man sich geteilt hat, werden verrichtet.
Im Herrenhause sind fleißige Hände am Werk, die gewohnte Ordnung wiederherzustellen. Trotz der durchtanzten Nacht hält die gute Laurie vor. Unterdrücktes Kichern und leise ausgetauschte Reden werden laut.
Mitten unter den Mädchen ist Magda. Sie fühlt sich heute wohler, da treibt es sie an die Arbeit.
Sie beteiligt sich nicht an den Gesprächen der anderen, sondern ist still und in sich gekehrt. Ein Leuchten, das von innen herauskommt, liegt über ihrem blassen Antlitz.
Manch heimlicher Blick trifft sie. Man glaubt es ihr, daß sie gestern – gerade bei Hannos Hochzeit – zusammengeklappt ist. Elend genug schaut sie aus, trotzdem liegt etwas über ihr, das man gestern noch nicht an ihr wahrnehmen konnte.
Schöner und lieblicher kommt sie den drallen Mädchen vor, und manche von ihnen beneidet sie um ihre Schönheit.
Bald glänzen alle Zimmer wieder von Sauberkeit, und während die Mädchen sich zum Frühstückskaffee niederlassen, nimmt Magda das Plätzchen der Tante am Fenster ein.
Sie träumt mit offenen Augen in den erwachenden Tag hinein, und als eine tiefe Stimme dicht neben ihr an ihr Ohr schlägt, fährt sie erschrocken herum.
»Du bist es, Hanno!«
Er rückt sich einen Stuhl ein Stück abseits von ihr zurecht.
Sie blickt starr zum Fenster hinaus. Vor ihren Augen kreist alles, das Blut rast ihr zum Herzen. Sie zwingt sich gewaltsam zur Ruhe.
»Wie geht es dir, Magda?«
»Danke – gut.«
Still ist es zwischen ihnen, Magda sucht verzweifelt nach einer Ausflucht. Sie möchte davonlaufen und bleibt doch sitzen. Was ihr gestern eröffnet wurde, hat sie aus dem Gleichgewicht geworfen.
Sie erhebt sich.
»Ich gehe nach dem Morgenkaffee spazieren. Willst du das, bitte, der Tante ausrichten, wenn sie erwacht und nach mir fragt?« wendet sie sich mit leiser Stimme an ihn.
»Willst du nicht lieber warten, bis Mutter auch aufgestanden ist? Sie würde dich sicher gern begleiten. Ich sehe es dir an der Nasenspitze an, daß dir meine Gesellschaft unangenehm ist.«
Es soll wohl scherzhaft klingen, doch der Klang der Stimme Hannos sagt Magda mehr.
Unangenehm? sinnt sie diesem Wort nach. Wie das klingt! Was früher eine Selbstverständlichkeit war, ist heute zur Unmöglichkeit geworden. Mit nichtigen Redensarten müssen sie sich helfen, damit der Schein nicht gegen sie spricht.
Wie bitter! Alles darf auf einmal nicht mehr sein, wie es bisher gewesen. Und doch ist es gut so! Nicht um sie, sondern um Hanno und den Frieden seiner Ehe geht es jetzt.
Einzig die Erinnerungen bleiben ihr – und das köstliche Pfand seiner Liebe, wovon er nie erfahren wird, nein, nie erfahren darf, damit er nicht in neue Unruhe, nicht erneut in einen schweren inneren Zwiespalt gestürzt wird.
Sie gibt sich innerlich einen Ruck und richtet sich auf. Hanno wartet auf eine Antwort. Er könnte meinen, sie fühle sich nicht stark genug und weiche ihm aus.
»Unangenehm ist es mir nicht, Hanno, wirklich nicht! Aber ich möchte allein sein.«
»Wie du willst.«
Leise klappt die Tür hinter Magda ins Schloß.
Hanno tritt ans Fenster. Da geht sie. Mit weichen, wiegenden Schritten und etwas zur Seite geneigtem Haupt nimmt sie ihren Weg, der hinaus auf die Felder und dann weiter nach dem kleinen Wäldchen führt.
Er СКАЧАТЬ