Название: Karin Bucha Staffel 2 – Liebesroman
Автор: Karin Bucha
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Karin Bucha Staffel
isbn: 9783740911492
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Sie hascht nach seiner Hand, die er ihr brüsk entzieht.
»Hartmut«, fragt sie zaghaft. »Bist du Berthold irgendwie verpflichtet?«
»Ja – ich bin dem Berthold verpflichtet – mehr noch –«
Er hält inne. Die entsetzten Augen seines Weibes lassen ihn rechtzeitig verstummen.
Hart fällt die Tür hinter ihm ins Schloß.
Frau Christine läßt den Kopf auf die Tischplatte sinken. Sie fühlt es, heute hat das Glück auf dem Birkenhof, das geradezu sprichwörtlich geworden warum erstenmal Launen gezeigt – wenn nicht noch mehr.
*
»Ruck, zuck! – Ruck, zuck!«
Hannes und Karl, die beiden Knechte, arbeiten nach den Befehlen Hartmut Lorenz’.
Er schafft selbst mit, daß ihm der Schweiß in Bächen von der gebräunten Stirn rinnt – und doch ist er nicht so recht bei der Sache. Die Gedanken irren immer wieder ab. Zurück zu dem alten Berthold und zu der Unterredung, die scharf und erregt geführt wurde und nach der er aufgebracht und aufgewühlt von dannen gegangen war.
Das boshafte, heisere Kichern des Alten hatte ihn förmlich verfolgt. Jetzt noch klingt es ihm in den Ohren.
Der Alte hat die Macht. Dagegen gibt es kein Sichwehren. Und Hanno – muß sich fügen, so denkt er.
Langsam bricht die Dunkelheit herein.
Man hat sich die Arbeit des Baumfällens für die kühlere Abendstunde aufgespart, da die Hitze des Tages gar zu drückend gewesen war.
Hartmut Lorenz läßt das Seil locker.
Seine Gedanken wandern, kreisen wieder um das, was ihn jetzt unablässig beschäftigt.
Hanno wird noch zur Vernunft kommen. Er muß! Er wird, auch ohne alles zu wissen, meinem Wunsche nachgeben, denkt er dabei.
»Achtung!«
Ich werde heute abend nochmals in aller Güte auf Hanno und Magda einzuwirken suchen. Es stirbt sich nicht an gebrochenem Herzen, geht es ihm durch den Sinn.
Nur noch dieser eine Gedanke beherrscht ihn, und im Geiste sieht er sie vor sich, die beiden blühenden jungen Menschenkinder, denen seine Liebe gehört – die sein Stolz sind.
»Achtung!« – Da ist wieder dieser helle Ruf, der sich wie aus weiter, weiter Ferne in sein Hirn bohrt.
Er schaut auf. Der Baumriese neigt sich zur Seite.
Hartmut Lorenz erkennt die Gefahr – mit einem schnellen Sprung will er sich noch in Sicherheit bringen.
Zu spät! Mit dröhnendem Krachen senkt sich die Buche zur Erde – begräbt Hartmut Lorenz unter sich.
*
Magda hat ihre Einkäufe getätigt und will nach Hause gehen.
Vor wie schwere Entscheidungen sie auf einmal gestellt ist!
Während sie, intiefe Gedankenversunken, den Weg nach dem Birkenhof zurückgeht, auf nichts achtend, was um sie her vorgeht, hört sie sich plötzlich angerufen.
Sie schaut auf und erblickt, wenige Schritte entfernt, Jürgen Berthold, den Bruder Alines und Hannos Freund.
Ehe sie sich von ihrem Erstaunen erholt über sein Hiersein, über sein verstortes Aussehen, schlägt erneut seine Stimme an ihr Ohr.
»Ich habe hier auf dich gewartet.«
»Ich verstehe dich nicht.«
»Ich – wollte zu Hanno, aber nun fehlt mir der Mut dazu.«
Sie ist auf das höchste erschrocken. Forschend ruht ihr Blick auf seinem Gesicht. Es entbehrt heute jeder Farbe. Grau und verfallen sieht es aus.
Inniges Mitleid mit dem sonst so frischen Burschen erfaßt sie.
»Kann ich dir helfen, Jürgen?« fragt sie, die Hand auf seinen Arm legend.
»Magda – ich war pflichtvergessen, ich habe mich zu etwas verleiten lassen. Ich brauche ganz dringend etwas Geld. Zu meinem Vater kann ich nicht gehen, du kennst seine schroffe Art. Er wirft mir schon jeden Tag vor, ich warte nur auf sein Geld, und das tue ich bei Gott nicht.
Nun ist ein Unglück geschehen. Mein Leichtsinn ist daran schuld. Er ist es, der mich von hier forttreibt. Aber ich will dem Vater beweisen, daß ich trotzdem, daß ich trotz dieser schwachen Stunde – ein ganzer Kerl bin.«
Sie möchte ihm raten, mit seinem Vater zu sprechen, unterläßt es jedoch. Der alte Berthold kennt wirklich nur ein hartes »Nein« – auch sie fürchtet sich vor diesem Eisenkopf.
»BIeibe hier, Jürgen«, sagt sie, ihm freundlich zunickend, »ich gehe nach Hause und schicke dir Hanno. Der ist so klug. Vielleicht weiß er noch einen anderen Ausweg.«
Ungestüm reißt er Magdas Hände an sich, drückt sie an seine Lippen.
»Magda – wenn du bei Hanno für mich bitten würdest? – Ich wäre dir ewig dankbar. Nie könnte ich dir das vergessen! Ja, schick mir Hanno. Nun ich mit dir gesprochen habe, dünkt es mich nicht so schwer, Hanno alles zu beichten. Er war immer ein verständiger Mensch und ein guter Kamerad!«
»Und – Aline – kennt sie dein Vorhaben?«
Magdas Lippen zittern, als sie diesen Namen ausspricht, der so eng mit ihren schönsten Kindheitserinnerungen verknüpft ist und der jetzt so viel Leid in ihr Leben tragen soll.
Er macht eine mutlose Bewegung.
»Aline läuft mit verheulten Augen herum. Mit ihr ist nicht zu reden, sie leidet, genau wie ich, unter Vaters hartem Willen. Den beschäftigt nur noch Alines Hochzeit mit –«
Er verstummt jäh, weil Magdas Antlitz schneeweiß geworden ist. Schnell gibt sie ihm die Hand.
»Auf Wiedersehen, Jürgen; ich schicke dir Hanno. Er wird dir bestimmt einen brauchbaren Rat geben«, haucht sie.
»Magda«, besorgt, reumütig streicht er über ihren Handrücken. »Verzeih mir, ich war eben sehr taktlos. Ich weiß doch, wie es um dich und Hanno bestellt ist.« Und wie zur Abbitte drückt er nochmals ihre Hand.
»Auf Wiedersehen – und alles Gute!« flüstert Magda und läuft, ohne länger zu säumen, davon.
*
Den Kopf in die Hände vergraben, lehnt Hanno regungslos am Tisch.
Gleichmäßig tickt die Uhr in ihrem Gehäuse. Die Minuten werden zu Ewigkeiten.
Frau Christine, erschüttert bis ins Herz hinein, drückt das Taschentuch an den Mund, um ihr Schluchzen zu unterdrücken. Sie kann es nicht fassen, zu plötzlich ist das Unglück über sie hereingebrochen. Ängstlich lauscht sie jedem Atemzug des Schwerleidenden und ist bemüht, ihm alle Wünsche von den farblosen Lippen zu lesen. Es werden nicht СКАЧАТЬ