Название: Jane Eyre
Автор: Шарлотта Бронте
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: 99 Welt-Klassiker
isbn: 9783954180196
isbn:
»Verhärtetes Mädchen!« rief Miss Scatcherd aus, »nichts kann dich von deinen unordentlichen Gewohnheiten heilen! – Trage die Rute wieder fort.«
Burns gehorchte. Ich sah ihr scharf ins Gesicht, als sie wieder aus der Bücherkammer heraustrat. Sie schob gerade ihr Taschentuch wieder in die Tasche, und eine Träne glänzte in ihrem Auge und rann langsam über ihre hohle, bleiche Wange.
Die Spielstunde am Abend galt mir als der angenehmste Teil des ganzen Tages in Lowood. Wenn das kleine Stück Brot, der Schluck Kaffee, den ich um fünf Uhr genossen, meinen Hunger auch nicht gestillt, so hatte er wenigstens meinen Lebensmut neu beseelt. Der lange Zwang des Tages fiel fort. Das Schulzimmer war wärmer als am Morgen, denn die Feuer in demselben durften heller brennen, weil sie in gewissem Maße die Lichter ersetzen sollten, die noch nicht eingeführt waren. Der rötliche Feuerschein, der gestattete Lärm, die Konfusion vieler Stimmen rief ein wohliges Gefühl von Freiheit hervor.
Am Abend des Tages, an dem ich gesehen hatte, wie Miss Scatcherd ihre Schülerin Burns mit der Rute gezüchtigt hatte, ging ich wie gewöhnlich ohne Gefährtin zwischen Tischen und Bänken und lachenden Gruppen umher, ich fühlte mich indessen nicht einsam. Wenn ich an den Fenstern vorüberging, hob ich dann und wann einen Vorhang in die Höhe und blickte hinaus. Der Schnee fiel in dichten Flocken, vor den unteren Fensterscheiben lag bereits eine hohe Schicht; wenn ich mein Ohr dicht an das Fenster legte, konnte ich durch den fröhlichen Tumult im Zimmer das traurige Sausen und Toben des Windes draußen unterscheiden.
Wenn ich ein glückliches Heim und gütige Eltern verlassen hätte, so wäre dies wahrscheinlich die Stunde gewesen, in der ich die Trennung am bittersten und schmerzlichsten empfunden hätte. Dieser draußen tobende Sturm würde mir das Herz schwer gemacht haben, dieses düstere Chaos würde meinen Frieden gestört haben – wie die Dinge aber lagen, rief das Getöse eine seltsame Erregung in mir wach. Ich wurde unruhig und fieberhaft, ich wünschte, dass der Wind lauter heulen, die Dämmerung zur Dunkelheit werden und der Lärm in Toben ausarten möchte.
Über Bänke fortspringend und unter Tischen weiterkriechend bahnte ich mir einen Weg zu einem der Kamine. Dort fand ich auf dem hohen Fender kniend Burns, welche bei dem matten Schein der glühenden Asche über der Gesellschaft ihres Buches alles vergessen hatte, was um sie her vorging.
»Ist es noch immer Rasselas?« fragte ich hinter ihr stehend.
»Ja«, sagte sie, »ich bin gerade damit zu Ende.«
Nach weiteren fünf Minuten schlug sie das Buch zu. Ich war froh darüber.
»Jetzt«, dachte ich, »kann ich sie vielleicht zum Sprechen bringen.« Ich setzte mich neben sie auf den Fußboden.
»Welchen Namen hast du noch außer Burns?«
»Helen.«
»Bist du von weit hergekommen?«
»Ich komme von Norden her, von der schottischen Grenze.«
»Wirst du jemals wieder nach Hause gehen?«
»Ich hoffe es, aber niemand kann in die Zukunft sehen.«
»Wünschest du nicht sehr, Lowood zu verlassen?«
»Nein, weshalb sollte ich das wünschen? Ich bin nach Lowood geschickt worden, um eine gute Erziehung zu bekommen, und was würde es nützen, fortzugehen, wenn dieser Zweck nicht erreicht ist.«
»Aber jene Lehrerin, Miss Scatcherd ist doch so grausam gegen dich?«
»Grausam? Durchaus nicht! Sie ist strenge. Sie hat einen großen Widerwillen gegen meine Fehler.«
»Und wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich sie hassen, ich würde mich gegen sie auflehnen; wenn sie mich mit jener Rute schlüge, würde ich sie ihr aus der Hand reißen, vor ihrer Nase würde ich das Ding zerbrechen.«
»Wahrscheinlich würdest du nichts von alledem tun, aber wenn du es tätest, so würde Mr. Brocklehurst dich mit Schimpf und Schande aus der Schule jagen. Und das wäre doch ein großer Kummer für deine Angehörigen. Es ist viel besser, einen Schmerz mit Geduld zu ertragen, den niemand fühlt, als du selbst, denn eine unüberlegte Tat zu begehen, deren böse Folgen alle treffen, die dir verwandt sind – und überdies gebietet die Bibel uns, Böses mit Gutem zu vergelten.«
»Aber es ist doch entehrend, mit Ruten gepeitscht zu werden und in der Mitte eines Zimmers stehen zu müssen, das voller Menschen ist, und du bist schon ein so großes Mädchen; ich bin viel jünger als du und ich könnte es nicht einmal ertragen.«
»Und doch wäre es deine Pflicht, es zu ertragen, wenn du es nicht vermeiden könntest. Es ist schwach und albern zu sagen, dass du nicht ertragen kannst, was das Schicksal dir auferlegt.«
Staunend hörte ich ihr zu. Ich konnte diese Lehre der Duldsamkeit nicht begreifen; und noch weniger konnte ich die Versöhnlichkeit, mit welcher sie von ihrer Quälerin sprach, verstehen, noch mit derselben sympathisieren. Doch fühlte ich, dass Helen Burns alle Dinge in einem Lichte sah, das meinen Augen nicht sichtbar war. Ich vermutete, dass sie recht hatte und ich Unrecht; aber ich wollte nicht tiefer über die Sache nachdenken – wie Felix schob ich es für eine passendere Gelegenheit auf.
»Du sagst, dass du Fehler hast, Helen, nenne sie mir doch. Mir erscheinst du so gut.«
»Dann lerne von mir, dass man nicht nach dem Schein urteilen darf. Ich bin, wie Miss Scatcherd СКАЧАТЬ