Название: Jane Eyre
Автор: Шарлотта Бронте
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: 99 Welt-Klassiker
isbn: 9783954180196
isbn:
Noch habe ich der Besuche Mr. Brocklehursts nicht Erwähnung getan; und in der Tat war dieser Ehrenmann während des größten Teils meines ersten Monats in Lowood von Hause abwesend; vielleicht zog sein Besuch bei seinem Freunde dem Erzbischof sich so sehr in die Länge.
Seine Abwesenheit war in der Tat eine Erleichterung für mich. Ich brauche wohl nicht zu sagen, dass ich meine eigenen Gründe hatte, um sein Kommen zu fürchten. Aber endlich kam er doch.
Eines Nachmittags – ich war damals gerade drei Wochen in Lowood gewesen – saß ich mit der Tafel in der Hand da und zerbrach mir den Kopf über ein langes Divisionsexempel, als meine Blicke sich ganz gedankenlos auf das Fenster richteten. In diesem Augenblick schritt eine Gestalt an demselben vorbei. Fast instinktiv erkannte ich diese hageren Umrisse, und als zwei Minuten später die ganze Schule mit Inbegriff der Lehrerinnen sich erhob, en masse erhob, brauchte ich nicht aufzublicken, um mich zu vergewissern, wessen Eintritt denn auf diese Weise begrüßt wurde. Ein langer Schritt durchmaß das Schulzimmer und gleich darauf stand neben Miss Temple, die sich ebenfalls erhoben hatte, dieselbe schwarze Säule, welche vor dem Kamin im Herrenhause von Gateshead-Hall so finster und unheilvoll auf mich herabgeblickt hatte. Jetzt blickte ich von der Seite auf dieses architektonische Werk. Ja, ich hatte mich nicht getäuscht, es war Mr. Brocklehurst, fest in seinen Überzieher geknöpft, und länger, schmäler und steifer aussehend denn je.
Ich hatte meine besonderen Gründe, beim Anblick dieser Erscheinung zu erschrecken. Ich erinnere mich nur zu wohl der perfiden Winke, welche Mrs. Reed ihm über meinen Charakter gegeben hatte, und des von Mr. Brocklehurst gegebenen Versprechens, Miss Temple und die Lehrerinnen von meiner lasterhaften, verderbten Natur in Kenntnis zu setzen. Während der ganzen Zeit hatte ich schon die Erfüllung seines Versprechens gefürchtet; täglich hatte ich nach dem »Manne, der da kommen sollte«, um durch seine Auskunft über mein vergangenes Leben und mein Betragen mich als ein schlechtes Kind zu brandmarken, ausgesehen – jetzt war er da! Er stand neben Miss Temple; er sprach leise zu ihr ins Ohr. Ich zweifelte keinen Augenblick daran, dass er ihr Enthüllungen über meine Schlechtigkeit machte; mit qualvoller Angst beobachtete ich ihre Blicke, jede Minute erwartete ich, ihr dunkles Auge sich voll Abscheu und Verachtung auf mich heften zu sehen. Auch horchte ich. Und da ich am oberen Ende des Zimmers saß, konnte ich den größten Teil des von ihm geführten Gesprächs hören. Der Inhalt desselben befreite mich wenigstens von der augenblicklichen Furcht.
»Ich hoffe, Miss Temple, dass der Zwirn, den ich in Lowton gekauft habe, genügen wird. Es fiel mir ein, dass diese Qualität gerade für die Calikohemden gut sein werde und ich habe auch die dazu passenden Nadeln ausgesucht. Wollen Sie Miss Smith sagen, dass ich vergaß, mir die Stopfnadeln zu notieren; nächste Woche wird sie indessen mehrere Päckchen derselben bekommen, und sagen Sie ihr auch, dass sie jeder Schülerin unter keiner Bedingung mehr als eine Nadel zur Zeit gibt, wenn sie mehre davon haben, werden sie oft nachlässig und verlieren sie nur. Und dann, o, Miss Temple! Ich wünschte wirklich, dass den wollenen Strümpfen mehr Beachtung geschenkt würde! – Als ich das letztemal hier war, ging ich in den Küchengarten und besah mir die Wäsche, welche auf der Leine trocknete. Eine ganze Menge der schwarzen Strümpfe war auf die mangelhafteste Weise gestopft. Aus der Größe der Löcher, welche ich in ihnen bemerkte, schloss ich, dass sie nicht gut ausgebessert sein konnten.«
Hier hielt er inne.
»Ihre Weisungen sollen befolgt werden, Sir«, sagte Miss Temple.
»Und, Madam«, fuhr er fort, »die Wäscherin erzählt mir, dass einige der Mädchen zwei reine Halskrausen in der Woche gehabt haben; das ist viel zu viel. Die Hausregel beschränkt sie auf eine.«
»Ich glaube, Sir, dass ich diesen Umstand genügend erklären kann. Am vorigen Donnerstag waren Agnes und Catherine Johnston eingeladen, bei ihren Freunden in Lowton den Tee zu nehmen. Ich gab ihnen die Erlaubnis, für diese Gelegenheit reine Halskrausen anzulegen.«
Mr. Brocklehurst nickte.
»Nun, für einmal mag es hingehen, aber ich ersuche Sie, diesen Fall nicht zu oft eintreten zu lassen. Noch eine andere Sache hat mich höchlichst überrascht. Indem ich die Rechnung mit der Haushälterin abschloss, fand ich, dass während der letzten zwei Wochen den Schülerinnen zweimal ein Gabelfrühstück serviert worden ist, welches aus Brot und Käse bestand. Was bedeutet das? Ich habe die Statuten durchlesen und fand dort keiner Mahlzeit erwähnt, die sich Gabelfrühstück nennt. Wer hat diese Neuerung eingeführt und auf welche Autorität gestützt?«
»Für diesen Umstand bin ich verantwortlich, Sir«, entgegnete Miss Temple, »das Frühstück war so außergewöhnlich schlecht zubereitet, dass die Schülerinnen es nicht essen konnten, und ich durfte nicht zugeben, dass sie bis zum Mittagessen fasteten.«
»Miss Temple, gestatten Sie mir einen Augenblick zu reden. – Sie wissen, dass es meine Absicht bei der Erziehung dieser Mädchen ist, sie nicht an Luxus und Wohlleben zu gewöhnen, sondern sie abzuhärten und sie selbstverleugnend, geduldig und entsagend zu machen. Sollte nun einmal zufällig solch eine kleine Enttäuschung des Appetits vorkommen, wie z.B. das Verderben einer Mahlzeit, das Versalztwerden eines Fisches u.s.w., so sollte dieser kleine, unbedeutende Zwischenfall nicht neutralisiert werden, indem man den verlorenen Genuss noch durch einen größeren Leckerbissen ersetzt und damit den Körper verweichlicht und den Zweck und das Ziel dieser barmherzigen Stiftung verrückt. Man sollte ein solches Vorkommnis dazu benützen, den Schülerinnen eine geistige Erbauung zu schaffen, indem man sie ermutigt, auch bei temporären Entbehrungen ihre geistige Kraft zu behaupten. Eine kurze Ansprache bei solchen Gelegenheiten würde sehr angemessen sein. Ein kluger Lehrer würde z.B. auf die Leiden und Entsagungen der ersten Christen hinweisen; auf die Qualen der Märtyrer, ja, sogar auf die Gebete unsers gesegneten Heilands selbst, der seine Jünger ermahnt, ihr Kreuz auf sich zu nehmen und ihm zu folgen; auf seine Warnungen, dass der Mensch nicht vom Brote allein lebt, sondern von einem jeglichen Worte, so aus dem Munde СКАЧАТЬ