Jane Eyre. Шарлотта Бронте
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Название: Jane Eyre

Автор: Шарлотта Бронте

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: 99 Welt-Klassiker

isbn: 9783954180196

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СКАЧАТЬ und Sün­de mit die­sem hin­fäl­li­gen Flei­sche von uns strei­fen, und nur der Geis­tes­fun­ke zu­rück­bleibt – die­ser un­er­schüt­ter­li­che, un­ver­rück­ba­re Grund­stein des Le­bens und des Ge­dan­kens, so rein ge­blie­ben wie er war, als er vom Schöp­fer aus­ging, um die Krea­tur zu be­le­ben; er wird dort­hin zu­rück­keh­ren, von wan­nen er kam – viel­leicht um in ein We­sen über­zu­ge­hen, das hö­her und er­ha­be­ner ist als der Mensch – viel­leicht um durch alle Pha­sen der Ewig­keit zur Herr­lich­keit ein­zu­ge­hen, von der ohn­mäch­ti­gen mensch­li­chen See­le bis hin­auf zum Se­raph zu stei­gen! Denn ge­wiss, nim­mer kann es doch sein, dass wir um­ge­kehrt vom Men­schen zum Teu­fel de­ge­ne­rie­ren? Nein. Das kann ich nicht glau­ben. Mein Glau­bens­be­kennt­nis ist ein an­de­res. Nie­mand hat es mich je­mals ge­lehrt, und nur sel­ten spre­che ich da­von, aber es ist mei­ne gan­ze Glück­se­lig­keit, und ich klam­me­re mich fest dar­an, denn es ge­währt al­len Hoff­nung – es macht die Ewig­keit zur Ruhe, zum Frie­den – zur himm­li­schen Hei­mat, nicht zum Schre­cken, nicht zum Ab­grund. Und au­ßer­dem ge­währt die­ser Glau­be mir die Fä­hig­keit, zwi­schen dem Ver­bre­cher und sei­nem Ver­bre­chen zu un­ter­schei­den. Ich bin im stan­de, ers­te­rem von Her­zen zu ver­ge­ben, wäh­rend ich sei­ne Tat ver­ab­scheue. Und die­ser mein Glau­be macht auch, dass Ra­che­ge­fühl mein Herz nie­mals quält, Zu­rück­set­zung mich nicht zu tief ver­wun­det, Un­ge­rech­tig­keit mich nie­mals ganz zer­mal­men kann: ich lebe in Frie­den und den­ke an das Ende!«

      He­lens Kopf, den sie im­mer ein we­nig ge­senkt trug, sank noch tiefer her­ab, als sie die letz­ten Wor­te sprach. Ich sah es ih­ren Bli­cken an, dass sie kein Ver­lan­gen trug, noch län­ger mit mir zu re­den, dass sie gern mit ih­ren ei­ge­nen Ge­dan­ken al­lein sein woll­te. Man ließ ihr je­doch nicht Zeit zum Nach­den­ken. Eine Auf­se­he­rin, ein großes, gro­bes Mäd­chen trat in die­sem Au­gen­blick an sie her­an und rief im aus­ge­präg­ten cum­ber­län­di­schen Ak­zent:

      »He­len Burns, wenn du nicht hin­auf gehst und au­gen­blick­lich Ord­nung in dei­ner Schieb­la­de machst und so­fort dei­ne Ar­beit sau­ber zu­sam­men­fal­test, so wer­de ich Miss Scat­cherd ru­fen und sie bit­ten, sich die Sa­che an­zu­se­hen.«

      He­len seufz­te, als ihre Träu­me­rei­en ein so jä­hes Ende nah­men, aber sie er­hob sich und ge­horch­te der Auf­se­he­rin ohne Zö­gern, ohne Er­wi­de­rung.

      Das ers­te Vier­tel­jahr in Lo­wood dünk­te mich ein Men­schen­al­ter, aber durch­aus kein gol­de­nes Zeit­al­ter; es be­deu­te­te einen er­mü­den­den Kampf mit der Schwie­rig­keit, mich in neue Re­geln und un­ge­wöhn­te Auf­ga­ben hin­ein­zu­ar­bei­ten. Die Furcht in die­sen Punk­ten zu un­ter­lie­gen, quäl­te mich mehr, als die phy­si­schen Müh­se­lig­kei­ten und Ent­beh­run­gen, die mein Los wa­ren. Und auch die­se wa­ren wahr­lich kei­ne Klei­nig­kei­ten.

      Wäh­rend der Mo­na­te Ja­nu­ar, Fe­bru­ar und März hin­der­ten der tie­fe Schnee und, nach­dem er fort­ge­schmol­zen, die fast un­pas­sier­ba­ren Stra­ßen uns dar­an, wei­ter zu ge­hen, als bis an die Mau­ern des Gar­tens – nur der sonn­täg­li­che Weg in die Kir­che mach­te eine Aus­nah­me – aber in­ner­halb die­ser Gren­zen muss­ten wir je­den Tag eine Stun­de in frei­er Luft zu­brin­gen. Un­se­re Be­klei­dung war nicht hin­rei­chend, um uns ge­gen die stren­ge Käl­te zu schüt­zen. Wir hat­ten kei­ne Stie­fel, der Schnee drang in un­se­re Schu­he und schmolz dar­in; un­se­re un­be­hand­schuh­ten Hän­de er­starr­ten und be­deck­ten sich nach und nach mit Frost­beu­len, eben­so un­se­re Füße. Ich er­in­ne­re mich noch der ver­zwei­fel­ten Schmer­zen, wel­che ich aus die­ser Ur­sa­che je­den Abend er­dul­de­te, wenn mei­ne Füße sich ent­zün­de­ten, und der Schmer­zen, wenn ich die ge­schwol­le­nen, wun­den und stei­fen Ze­hen am Mor­gen in die Schu­he zwän­gen muss­te. Auch die Karg­heit der Nah­rung brach­te uns fast zur Verzweif­lung; wir hat­ten den re­gen Ap­pe­tit von im Wachs­tum be­grif­fe­ner Kin­der, und man gab uns kaum ge­nug, um einen schwa­chen Kran­ken da­mit am Le­ben zu er­hal­ten. Aus die­sem Man­gel an Nah­rung ent­stand ein Miss­brauch, wel­cher schwer auf den jün­ge­ren Schü­le­rin­nen las­te­te. Wenn sich näm­lich den grö­ße­ren, heiß­hung­ri­gen Mäd­chen eine Ge­le­gen­heit dazu bot, so brach­ten sie die Klei­nen durch Schmei­che­lei­en oder Dro­hun­gen da­hin, ih­nen ih­ren An­teil ab­zu­tre­ten. Gar man­ches­mal habe ich zwi­schen zwei An­spruch­ma­chen­den den kost­ba­ren Bis­sen Schwarz­brot ge­teilt, den wir zur Tee­stun­de be­ka­men, und nach­dem ich dann noch ei­ner drit­ten die Hälf­te vom In­hal­te mei­nes Kaf­feen­ap­fes ge­ge­ben hat­te, schluck­te ich den Rest zu­sam­men mit bit­te­ren, ge­hei­men Trä­nen hin­un­ter, wel­che der Hun­ger mir im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes er­press­te.

      Die Sonn­ta­ge wa­ren trü­be Tage in die­ser Win­ter­zeit. Wir muss­ten zwei Mei­len bis zur Kir­che von Brock­le­hurst ge­hen, wo un­ser Schutz­herr den Got­tes­dienst ver­rich­te­te. Halb er­fro­ren mach­ten wir uns auf den Weg, noch er­fro­re­ner lang­ten wir in der Kir­che an; wäh­rend des Mor­gen­got­tes­diens­tes lähm­te uns die Käl­te bei­na­he. Der Weg war zu weit, um zum Mit­ta­ges­sen nach Lo­wood zu­rück­zu­keh­ren, da­her reich­te man uns zwi­schen den bei­den Pre­dig­ten eine Ra­ti­on von kal­tem Fleisch und Bra­ten, wel­che in der­sel­ben kärg­li­chen Pro­por­ti­on ge­hal­ten wur­de, die man bei un­se­ren ge­wöhn­li­chen Mahl­zei­ten zum Maß­stab ge­nom­men.

      Nach dem Schluss des Nach­mit­tags­got­tes­diens­tes kehr­ten wir über eine hü­ge­li­ge, dem Win­de aus­ge­setz­te Stra­ße nach Hau­se zu­rück. Der ei­si­ge Win­ter­sturm, der über eine Ket­te schnee­be­deck­ter Hü­gel von Nor­den her blies, riss uns bei­na­he die Haut von den Wan­gen.

      Ich er­in­ne­re mich noch Miss Temp­les, wie sie fest in ih­ren schot­ti­schen Man­tel gehüllt, den der Wind ihr fort­wäh­rend zu ent­rei­ßen droh­te, leicht­fü­ßig und schnell an un­se­ren er­mat­te­ten Rei­hen ent­lang ging und uns durch Wor­te und Bei­spiel er­mun­ter­te, Mut zu be­hal­ten und vor­wärts zu schrei­ten »tap­fe­ren Sol­da­ten gleich«, wie sie zu sa­gen pfleg­te. Die üb­ri­gen Leh­re­rin­nen, die ar­men Din­ger, wa­ren ge­wöhn­lich selbst zu nie­der­ge­schla­gen, um das Un­ter­neh­men zu wa­gen, an­de­re zu er­mu­ti­gen und zu trös­ten.

      Wie wir uns nach dem Licht und der Wär­me ei­nes hel­len Feu­ers sehn­ten, wenn wir nach Hau­se ka­men! – Aber die­ser Ge­nuss blieb uns ver­sagt – den Klei­ne­ren we­nigs­tens. Je­der Ka­min im Schul­zim­mer war au­gen­blick­lich von ei­ner dop­pel­ten Rei­he großer Mäd­chen be­la­gert und hin­ter die­sen kro­chen die klei­nen Kin­der in trost­lo­sen Grup­pen um­her, ihre ab­ge­ma­ger­ten Arme in ihre Schür­zen hül­lend.

      Ein schwa­cher Trost ward uns in der Tee­stun­de in Ge­stalt ei­ner dop­pel­ten Bro­tra­ti­on – eine gan­ze Schei­be an­statt ei­ner hal­b­en – mit der köst­li­chen Zutat ei­ner dün­nen Schicht von But­ter; es war ein all­wö­chent­li­cher Ge­nuss, dem wir von Sab­bath zu Sab­bath sehn­suchts­voll ent­ge­gensa­hen. Ge­wöhn­lich ge­lang es mir, die Hälf­te die­ses lu­kul­li­schen Mahls für mich zu be­hal­ten, die an­de­re Hälf­te muss­te ich un­ab­än­der­lich je­des Mal ver­schen­ken.

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