Название: Jane Eyre
Автор: Шарлотта Бронте
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: 99 Welt-Klassiker
isbn: 9783954180196
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Helens Kopf, den sie immer ein wenig gesenkt trug, sank noch tiefer herab, als sie die letzten Worte sprach. Ich sah es ihren Blicken an, dass sie kein Verlangen trug, noch länger mit mir zu reden, dass sie gern mit ihren eigenen Gedanken allein sein wollte. Man ließ ihr jedoch nicht Zeit zum Nachdenken. Eine Aufseherin, ein großes, grobes Mädchen trat in diesem Augenblick an sie heran und rief im ausgeprägten cumberländischen Akzent:
»Helen Burns, wenn du nicht hinauf gehst und augenblicklich Ordnung in deiner Schieblade machst und sofort deine Arbeit sauber zusammenfaltest, so werde ich Miss Scatcherd rufen und sie bitten, sich die Sache anzusehen.«
Helen seufzte, als ihre Träumereien ein so jähes Ende nahmen, aber sie erhob sich und gehorchte der Aufseherin ohne Zögern, ohne Erwiderung.
Siebentes Kapitel
Das erste Vierteljahr in Lowood dünkte mich ein Menschenalter, aber durchaus kein goldenes Zeitalter; es bedeutete einen ermüdenden Kampf mit der Schwierigkeit, mich in neue Regeln und ungewöhnte Aufgaben hineinzuarbeiten. Die Furcht in diesen Punkten zu unterliegen, quälte mich mehr, als die physischen Mühseligkeiten und Entbehrungen, die mein Los waren. Und auch diese waren wahrlich keine Kleinigkeiten.
Während der Monate Januar, Februar und März hinderten der tiefe Schnee und, nachdem er fortgeschmolzen, die fast unpassierbaren Straßen uns daran, weiter zu gehen, als bis an die Mauern des Gartens – nur der sonntägliche Weg in die Kirche machte eine Ausnahme – aber innerhalb dieser Grenzen mussten wir jeden Tag eine Stunde in freier Luft zubringen. Unsere Bekleidung war nicht hinreichend, um uns gegen die strenge Kälte zu schützen. Wir hatten keine Stiefel, der Schnee drang in unsere Schuhe und schmolz darin; unsere unbehandschuhten Hände erstarrten und bedeckten sich nach und nach mit Frostbeulen, ebenso unsere Füße. Ich erinnere mich noch der verzweifelten Schmerzen, welche ich aus dieser Ursache jeden Abend erduldete, wenn meine Füße sich entzündeten, und der Schmerzen, wenn ich die geschwollenen, wunden und steifen Zehen am Morgen in die Schuhe zwängen musste. Auch die Kargheit der Nahrung brachte uns fast zur Verzweiflung; wir hatten den regen Appetit von im Wachstum begriffener Kinder, und man gab uns kaum genug, um einen schwachen Kranken damit am Leben zu erhalten. Aus diesem Mangel an Nahrung entstand ein Missbrauch, welcher schwer auf den jüngeren Schülerinnen lastete. Wenn sich nämlich den größeren, heißhungrigen Mädchen eine Gelegenheit dazu bot, so brachten sie die Kleinen durch Schmeicheleien oder Drohungen dahin, ihnen ihren Anteil abzutreten. Gar manchesmal habe ich zwischen zwei Anspruchmachenden den kostbaren Bissen Schwarzbrot geteilt, den wir zur Teestunde bekamen, und nachdem ich dann noch einer dritten die Hälfte vom Inhalte meines Kaffeenapfes gegeben hatte, schluckte ich den Rest zusammen mit bitteren, geheimen Tränen hinunter, welche der Hunger mir im wahrsten Sinne des Wortes erpresste.
Die Sonntage waren trübe Tage in dieser Winterzeit. Wir mussten zwei Meilen bis zur Kirche von Brocklehurst gehen, wo unser Schutzherr den Gottesdienst verrichtete. Halb erfroren machten wir uns auf den Weg, noch erfrorener langten wir in der Kirche an; während des Morgengottesdienstes lähmte uns die Kälte beinahe. Der Weg war zu weit, um zum Mittagessen nach Lowood zurückzukehren, daher reichte man uns zwischen den beiden Predigten eine Ration von kaltem Fleisch und Braten, welche in derselben kärglichen Proportion gehalten wurde, die man bei unseren gewöhnlichen Mahlzeiten zum Maßstab genommen.
Nach dem Schluss des Nachmittagsgottesdienstes kehrten wir über eine hügelige, dem Winde ausgesetzte Straße nach Hause zurück. Der eisige Wintersturm, der über eine Kette schneebedeckter Hügel von Norden her blies, riss uns beinahe die Haut von den Wangen.
Ich erinnere mich noch Miss Temples, wie sie fest in ihren schottischen Mantel gehüllt, den der Wind ihr fortwährend zu entreißen drohte, leichtfüßig und schnell an unseren ermatteten Reihen entlang ging und uns durch Worte und Beispiel ermunterte, Mut zu behalten und vorwärts zu schreiten »tapferen Soldaten gleich«, wie sie zu sagen pflegte. Die übrigen Lehrerinnen, die armen Dinger, waren gewöhnlich selbst zu niedergeschlagen, um das Unternehmen zu wagen, andere zu ermutigen und zu trösten.
Wie wir uns nach dem Licht und der Wärme eines hellen Feuers sehnten, wenn wir nach Hause kamen! – Aber dieser Genuss blieb uns versagt – den Kleineren wenigstens. Jeder Kamin im Schulzimmer war augenblicklich von einer doppelten Reihe großer Mädchen belagert und hinter diesen krochen die kleinen Kinder in trostlosen Gruppen umher, ihre abgemagerten Arme in ihre Schürzen hüllend.
Ein schwacher Trost ward uns in der Teestunde in Gestalt einer doppelten Brotration – eine ganze Scheibe anstatt einer halben – mit der köstlichen Zutat einer dünnen Schicht von Butter; es war ein allwöchentlicher Genuss, dem wir von Sabbath zu Sabbath sehnsuchtsvoll entgegensahen. Gewöhnlich gelang es mir, die Hälfte dieses lukullischen Mahls für mich zu behalten, die andere Hälfte musste ich unabänderlich jedes Mal verschenken.
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